Im Krankenhaus
Hoffentlich werde ich nie demenzkrank.
Ich bin zu einer ambulanten Untersuchung im Krankenhaus. Nach der Anmeldung werde ich gebeten, mich ins große Wartezimmer zu begeben und auf die entsprechende Untersuchung zu warten. Aus einem der vielen Zimmer links wird ein Rollstuhl verkehrt herum herausgeschoben. Frage des offensichtlich demenzkranken, schlanken großen Mannes im Rollstuhl (ca. 70-80 Jahre alt) an die Frau hinter der Tür: „Wo komme ich jetzt hin?“ Die Stimme aus dem halb geöffneten Zimmer: „Na da, wo Sie hergekommen sind – 4. Stock!“ Tür zu!
Einsam sitzt der Mann im Rollstuhl auf dem Gang und harrt seines Schicksals. Vier lange Minuten. Von hinten kommt ein junger Mann, weiß gekleidet, wohl Angestellter des Hauses. Das Handy am Ohr, offensichtlich telefonierend. Mit der linken Hand schnappt er sich den Rollstuhl. Nach 20 Metern links in den nächsten Gang. Keine Anrede, kein Hinweis. Ich werde aufgerufen: Josef D., bitte nach U3. Hoffentlich werde ich nie demenzkrank.
Herr Drave,
ich wünsche Ihnen, dass sie überhaupt niemals so krank werden, dass sie über einen längeren Zeitraum professionelle Hilfe benötigen.
Als pflegender Angehöriger eines aufgrund mehrerer Krankheiten, unter anderem auch einer stetig fortschreitende, mehrfach Behinderten muss ich immer wieder beobachten, wie man meinen Nächsten "handhabt", sobald ich nicht direkt anwesend bin. Eine peinvolle Erfahrung, insbesondere wenn man sich vorstellt, was passiert, sollte man als Pfleger ausfallen oder selbst zum Hilflosen werden.
Die Menschheit ist zutiefst unanständig, wenn sogar Therapeuten, Pfleger und Ärzte entgegen ihrer eigenen Empfehlungen handeln, sobald sie wissen, dass die Person, der sie das antun, nicht in der Lage ist, sich zu wehren oder gar glaubwürdig zu beschweren.
Es gäbe sehr viele Tätigeitsfelder für im direktesten, nahesten Umfeld jener, die ständig trachten, die ganze weite Welt zu verbessern.