Frauenmorde
Sehr erhellend finde ich, dass Frau Kastner die Morde an Frauen als solche benennt und sie nicht als „Beziehungs- bzw. Eifersuchtstaten“ bagatellisiert.
Was im Interview zu kurz kommt, sind die gesamtgesellschaftlichen Hintergründe. Diese haben mit unseren Vorstellungen darüber zu tun, wie eine „richtige“ Frau und ein „richtiger“ Mann sich verhalten sollen. Was mich erschüttert, ist die Täter-Opfer-Umkehr. Dass die Frau sich immer noch erklären muss, wie es denn passieren konnte, dass sie vergewaltigt und geschlagen wird. Die Beschuldigung des Opfers ist zutiefst eingeschrieben in die patriarchalen Strukturen einer Gesellschaft, die den Täter schont, indem sie das Opfer zur Rechenschaft zieht. Und wir Frauen tragen es mit, weil wir es gewohnt sind, es dem Mann so bequem wie möglich zu machen. Uns Frauen glauben zu machen, dies sei unsere Aufgabe, hat uns jahrhundertelang klein gehalten. Wir brauchen neue Rollenbilder, wir brauchen Männer, die zu ihren negativen Gefühlen stehen und Frauen, die sich im öffentlichen Leben durchsetzen. Wir brauchen mehr Gemeinsames, damit wir alle ganzer werden.
Mag. Karin Ludwig-Coly, Wels