Ärztemangel und Zweiklassenmedizin
Seit der Spitalsreform 2010 wurden in Oberösterreich 829 Spitalsbetten abgebaut und die wesentlichen Sozialversicherungsträger in Österreich zusammengelegt. Ergebnisoffen!
Sehr unbefriedigend ist die Situation bei den Allgemeinmedizinern und einigen Facharztdisziplinen. In den nächsten zehn Jahren wird die Hälfte unserer Ärzte in Pension gehen. Was nützt dann ein Primärversorgungszentrum, wenn es an qualifiziertem Nachwuchs fehlt?
Nichts gegen Wahlärzte, die sich viele nicht leisten können oder als Pflichtversicherte auch nicht leisten wollen. Gab es in Linz 2010 noch 354 Kassenärzte gegenüber 302 Wahlärzten, so sind es aktuell ca. 300 Kassenärzte zu ca. 500 Wahlärzten. Ergebnis: Zweiklassenmedizin? Jetzt wird deshalb in Linz in den Nachtstunden statt Hausärzten diplomiertes Pflegepersonal eingesetzt. Nichts gegen diese Personen, aber es sagt doch vieles aus. Gestern traten 17.599 Bewerber um nur 1740 Plätze zur Aufnahmeprüfung an. Circa ein Drittel der österreichischen Studenten geht nach der Ausbildung ins Ausland. Daher ist neben einer Attraktivierung der finanziellen Lage bei den „Hausärzten“ (Limitierung und Deckelung bei Leistungen noch zeitgemäß?) eine Anpassung an Facharzthonorare notwendig. „Hausarzt“ sollte doch Entscheidungsfreiheit, Selbständigkeit und Vielfalt, gepaart mit der notwendigen Zeit für die persönliche Beziehung zu seinem Patienten, bedeuten. Gleichzeitig muss es aber auch eine Verpflichtung geben, nach Ende des kostspieligen Studiums einige Jahre in Österreich zu arbeiten.
Die Politik will jetzt gegen den Willen der Ärztekammer, dass die Kompetenzen der Ärzteausbildung an die Bundesländer gehen. Mein Appell: Für dieses Wollen gibt es nur einen Beweis: das Tun!
Günther Gutmann, Linz