Absolut daneben
Als 1989 der 100. Geburtstag Hitlers nahte, setzte der damalige Bürgermeister Gerhard Skiba mit der Errichtung des Gedenksteins vor dem Hitlerhaus trotz kontroversieller Debatten im Gemeinderat einen mutigen Geniestreich. Endlich war es den Jungnazis und Ewiggestrigen nicht mehr möglich, ein halbwegs brauchbares Erinnerungsfoto zu machen ohne die Worte auf Mauthausener Granit: „Für Frieden, Freiheit und Demokratie. Nie wieder Faschismus. Millionen Tote mahnen.“
Dieser Geist des aktiven Umgangs mit dem Thema, das Herausgehen aus der Opferrolle schwang auch bei der Konzeption der Braunauer Zeitgeschichte-Tage mit. Endlich die Bekanntheit Braunaus nutzen, um zu sensibilisieren, aufzuarbeiten, konstruktiv mit dem belastenden Erbe umzugehen! Jetzt das Haus zu neutralisieren und sogar noch den Gedenkstein zu entfernen, ist nicht nur eine absolute Geschmacklosigkeit den Faschismusopfern gegenüber und ein historischer Fehler in Richtung Zukunft, sondern auch ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich in den vergangenen Jahrzehnten für einen konstruktiven Umgang der Stadt mit der Vergangenheit und Aufarbeitung der Geschichte als belasteter Ort eingesetzt haben.
Mag. Eveline Doll, jetzt Grieskirchen, geboren in Braunau am Inn