Die Großen kennen keine Dünkel – Spuren der Volkskultur in der Kunst
Wer Figuren darstellen wollte, zeichnete rasch Vergängliches in den Sand oder ritzte die Zeiten Überdauerndes in Felswände.
Als Instrument taugte alles, womit sich Rhythmen klopfen, hämmern, trommeln ließen, und Martin Grubingers Urahnen versetzten ihre Mitmenschen auch in tänzerische Bewegung. Aus gesummten Melodien entwickelten sich Wiegenlieder, im Distanzen überbrückenden Verständigungsschrei wurzeln die Jodler. Lange vor Erfindung der Schrift entstand gesprochene, deklamierte Lyrik, geschaffen mit Gefühl für Wortklang und Sprachrhythmus. (Ur-)Menschen mit diesen Talenten betrieben frühe Volkskultur – und sie waren Künstler. Wer wollte bezweifeln, dass Volkskultur auch Kunst sein kann? Entleeren wir diese gedanklichen Schubladen! Die Volkskultur bringt ebenso Kunst hervor, wie auch die "hehre Kunst" oft Schrott produziert.
Beim Gustav-Mahler-Festival in Steinbach am Attersee wird dieses Thema heute vertieft. In einer Podiumsdiskussion werden Antworten gesucht: Welche Spuren kann die Volkskultur in der Kunst hinterlassen? Wie weit kann sich regionale Volkskultur in der globalisierten Welt noch entwickeln? Welche Bedeutung haben volkskulturelle Rituale im gesellschaftlichen Leben?
Themen für das Mahler-Festival, denn der gefeierte Tonkünstler schätzte die Volkskultur – wie etwa auch Bruckner, Tschaikowsky, Dvorak – und vertonte eine Reihe alter Volksliedtexte aus der Sammlung "Des Knaben Wunderhorn". Die wirklich Großen kennen eben keine Dünkel. So empfahl auch Goethe diese Volkslieder "für jede Küche des einfachen Volkes und für jedes Klavier der Gelehrten". Ein Tipp: Die Ausschreibung der OÖ. Volkskulturpreise 2018 ist im Internet unter www.land-oberoesterreich.gv.at zu finden, Bewerbungen per E-Mail: kd.post@ooe.gv.at
Diskussion "Die Volkskultur als Kunst und Ritual", Fr, 6. 7., 14 Uhr, Steinbach/Attersee, Dorfzentrum, Christian-Ludwig-Attersee-Saal; 19.30 Uhr Liederabend "Des Knaben Wunderhorn", Vertonungen von Gustav Mahler u. a.