Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Asterix & Caritas

Von Tex Rubinowitz, 20. November 2024, 10:39 Uhr
Wels Stadtplatz
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Ich habe zwei spezielle Lieblingsorte in Wels, der eine in der Neustadt, in der ich wohne, der andere im "richtigen" Wels, gegenüber der Markthalle.

Dort ist ein Lokal namens "Asterix & Obelix", das eine derartig schreiende Beklebung der Fenster hat, mit diesen allerentsetzlichsten Comicfiguren, richtiggehend abschreckend, distinktives Motto: "Du bist hier nicht willkommen", das Lokal ist winzig klein, Fassungsvermögen vielleicht sieben Gäste, ich stelle es mir ideal vor, sich dort zu verstecken, wenn sie hinter einem her sind, für ein Verbrechen, das man nicht begangen hat, nur ist das Lokal offenbar dauerhaft geschlossen, keine Ahnung, was da passiert ist, keiner der sieben Gäste ist je gekommen oder der Wirt musste sich vielleicht verstecken, weil sie ihn suchen, wegen eines Verbrechens, das er nicht begangen hat.

Also ich gehe jeden Tag mehrmals daran vorbei, und es ist und bleibt geschlossen, weshalb es ein prachtvoller Projektionsort für allerlei Sehnsüchte ist, ich gehe dann rüber in die Markthalle und frage nach einem Storch, den ich mir zu braten gedenke, aber nie haben sie Störche im Angebot, dabei gibt’s im Tierpark so viele von ihnen, sogar einen, der nicht behindert ist, also ungestutzt darauf verzichtet hat, nach Afrika zu remigrieren, man sieht ihn oben auf einer Art Stange mit einem Wagenrad harren.

Mein anderer Lieblingsort, den ich täglich aufsuche, aber nicht, um mich zu verstecken, ist der sogenannte Caritas-Spar in der Grieskirchnerstraße 9, das ist die pragmatische Vermählung von Konsum, Kommerz und Integration von Migranten, durch Arbeitslosigkeit Ausgegrenzten und anderweitig sozial Benachteiligten , die mühselig und beladen sind, dass ihnen eine neue Chance gegeben wird, diese Kooperation ist so vorbildlich, human und macht so froh, weil im ganzen Laden so eine positive Stimmung herrscht, die sich auch aufs Kaufverhalten umlegt, auch wenn ich nie saure Gummifrösche esse, ich kaufe sie einfach, weil ich mich hier so wohlfühle, draußen bekomme ich, induziert durch die Frösche, dann wieder die grimmige Visage der Neid- und Wutgesellschaft, ohne je neidisch oder wütend zu sein, außer vielleicht wütend auf Leute, die das integrative Konzept von Spar und Caritas nicht kapieren.

Der Unterschied zu den handelsüblichen Spar-Filialen ist übrigens nicht nur, dass es hier so menschlich und fröhlich und weniger verbittert zugeht, sondern dass sich die Angestellten auch so einiges ausdenken, wie man diesen Laden vom reinen Kommerz entkoppeln kann, mit liebevoll kopierten Zetteln, die überall hängen, etwa, dass man hier arbeite und nicht auf der Flucht sei und dergleichen. Selbst der Storch könnte hier arbeiten, stehen doch ganz oben auf seinem Speiseplan Frösche.

Gut möglich, dass der Wirt oder die Wirtin des "Asterix & Obelix" hier, etwa an der Wursttheke, inzwischen gelandet ist, denn wenn, wären meine zwei Lieblingsorte in Wels auf wundersamste Weise fusioniert.

mehr aus Welser Stadtschreiber

Als Elton John in Wels war

 Saft und Chrom

Das sticht ins Auge

Wie man mit einem Barsch verreist

Autor
Tex Rubinowitz
Welser Stadtschreiber
Tex Rubinowitz
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen