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Wie alles begann: Der Stadtschreiber aus Wels liest jenseits der Traun

Von Stefan Kutzenberger, 13. Dezember 2018, 00:04 Uhr

Alle Städte lassen sich in Linz und Urfahr unterteilen. In New York heißt das dann Manhattan und Brooklyn, in Ungarn Buda und Pest, in Wels: Wels und Thalheim.

So dachte ich jedenfalls, als ich meine Lesung im Jägerhof in Thalheim mit ebendiesen Worten eröffnen wollte. Nur um sofort korrigiert zu werden, Thalheim sei nicht Wels, habe mit der Stadt am anderen Ufer der Traun nichts zu tun. Das hatte ich davon, dass ich meinen Aufenthalt als Stadtschreiber so unvoreingenommen und damit auch so unvorbereitet wie möglich beginnen wollte.

Trotzdem wurde es ein sehr netter Abend, der mit einem ganz großartigen Buffet aus den besten Bio-Spezialitäten des Umlands nahtlos in den zwanglosen Teil überging. Die Anwesenden waren alle aus dem Welser Bildungsbürgertum, und ich kam mir vor wie auf einem Fürstenhof. Nach der Lesung wurde vor dem offenen Kaminfeuer munter weiterdiskutiert, über Kunst und Kultur allgemein und die großartigen Konzerte, die Round Table seit Jahrzehnten im Stadttheater organisiert, wo ich 1991 den Pianisten Swjatoslaw Richter gesehen hatte. Ganz war ich aber nicht bei der Sache, denn ich musste mich Wein und Schweinsbraten widmen. Als ich schließlich das Gefühl hatte, nie wieder etwas essen zu können, blies man zum Aufbruch. Ich verabschiedete mich von den großzügigen Gastgebern und wurde von der charmanten Organisatorin des Spektakels über die Traun nach Wels gebracht, wo ich am Alten Schl8hof ausstieg.

Beim Eingang gab ich mich als Stadtschreiber zu erkennen und wurde zwanglos durchgewunken. Der Stadtschreiber sei da, hieß es an der Bar. Ich bestellte ein Bier und sagte: Auf Wels! Ein junger Mann lachte. Darauf hab ich auch noch nie angestoßen, sagte er. Dann ging ich in den Saal, wo die großartige britische Jazz-Punk-Band "Blurt" gerade ihr Konzert begann. Ich fühlte mich wie in Manhattan. Oder Brooklyn. So eine Intensität wünschte ich mir auch für mein Schreiben. Vor dem Konzert waren die zahlreichen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schl8hofs mit einem Abendessen geehrt worden, denn ohne deren engagierte Arbeit könnte diese Kulturinstitution wohl nicht existieren. Nun kam ich nach dem Konzert als Abstauber dazu. Es gab ein wunderbares Thai-Buffet und ich konnte nicht widerstehen, sodass das Hausruckviertler Bioschwein in meinem Magen exotisch gewürzte Gemeinschaft bekam.

Was ich an diesem Abend erlebt hatte, waren zwei Extreme der Welser Gesellschaft, die sich nur selten treffen: der bürgerliche Salon mit offenem Kamin und Gesprächen über die himmlische Kraft eines Schubert Quartetts – und die hypnotischen No-Wave-Hymnen Blurts, gebannt verfolgt von der freien Szene der Stadt. Beide Gesellschaften empfingen mich mit weit ausgebreiteten Armen, warmherzig, freundlich – und einem riesigen Buffet. Jetzt fehlt mir nur noch der Rest dazwischen, das Wels, das zwischen diesen beiden Polen liegt, die gar nicht so gegenteilig sind, wie man denken mag.

Der Stadtschreiber liest im MKH (Pollheimerstraße 17): Freitag, 14. Dezember, 19.30 Uhr; mehr von ihm: wels.home.blog

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2  Kommentare
2  Kommentare
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essbesteck (6.034 Kommentare)
am 13.12.2018 20:01

aufgabe für sonntag:

fahre mit linienbus vom kaiser-josef-platz nach irgendeinen stadtteil
und beschreibe wie es dir dabei geht in der achtgrössten stadt von österreich!

bitte - so viel zeit muss sein

grinsen

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jamei (25.489 Kommentare)
am 15.12.2018 10:40

...aber nur wenn es ein Buffet gibt - sonst hat er ja nix zu berichten....

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