So wird der heimische Wein 2022
Spannende Zeiten sind es allemal, die sich im Moment in den heimischen Weingärten und Kellern abspielen. Die Einen konnten rechtzeitig ihre Ernte einfahren, bevor die, zum jetzigen Zeitpunkt unerwünschte Regenphase uns überfallen hat, die Anderen warten zu und hoffen auf einen optimalen, kühlen aber trockenen Oktober.
Hier ein kleiner Rundblick über die Situation der heimischen Winzer:
Vulkanland Steiermark, Walter Frauwallner
Zum Reifeverlauf im Vulkanland Steiermark meint der Stradener Top-Winzer Walter Frauwallner: „Die Südoststeiermark hat einen sehr trockenen Sommer hinter sich und daher etwas niedrigere Säurewerte wie im Vorjahr, aber trotzdem genug Frische im Traubensaft, die zu einem runden Geschmacksbild führt. Durch den trockenen Sommer gab es eine rasche Entwicklung und eine perfekte Reife bei den Trauben, so dass wir Punktgenau vor dem Eintreffen der Tiefwetterlage alles im Keller hatten. Die Erträge werden etwa um 10% geringer als im Vorjahr sein. Von der Qualität wird sich der diesjährige Jahrgang an den sehr guten 2020er anlehnen.“
Leithaberg Winzerin Birgit Braunstein, Purbach
„Auch bei uns am Leithaberg hat uns der heiße und trockene Sommer einige Rätsel aufgegeben. Fast überall im Lande gab es zwischendurch mal Regen, nur nicht am Leithaberg. Da half die biodynamische Wirtschaftsweise sehr. Eigener Kompost von Kühen und Ziegen konnte ausgebracht werden, somit war eine gute Nährstoffversorgung der Böden gegeben. Gerade die Spontanhefen benötigen natürliche Nährstoffe und die Begrünung sorgte für Gleichgewicht im Boden. Aber wesentlich war das konsequente Ausdünnen der Stöcke vor der Reifephase. Wir konnten am 29. August mit der Lese beginnen, die pünktlich vor der Schlechtwetterperiode abgeschlossen war.“ So, die über diese glücklichen Umstände mehr als zufriedene, biodynamische Winzerin, die gesundes und optimal ausgereiftes Traubenmaterial in den Keller bekam, wo es gemächlich und ohne große Eingriffe zum gebietstypischen Wein heranreifen kann.
Markus Taubenschuss, Poysdorf
Im nördlichen Weinviertel gab es gerade mit Beginn der Lesezeit jenen Regen, den die Winzer viel lieber im Juli oder August gehabt hätten. Nichts desto trotz meinte Markus Taubenschuss: „Es sieht so aus, dass wir die frühreifen Rebsorten und die Trauben für den Sektgrundwein zu Hause haben und für ein paar Tage eine Lesepause einlegen. Jetzt wird die kommende Spätsommerphase abgewartet und dann werden die später reifenden Burgundersorten etc. gelesen. Die warmen Tage und kühlen Nächte sorgen für eine wunderbare Aromatik und schöne Fruchtigkeit. Auch wir haben vor der Reifephase stark ausgedünnt und das kommt uns sehr zu gute. Dadurch haben wir die nötigen Zuckergrade erreicht. Unsere Lagenweine werden ohnehin nicht vor Mitte Oktober gelesen und somit sehen wir dieser finalen Erntephase entspannt entgegen.“ Zusammengefasst erwartet man schöne, filigrane nicht zu üppige Weine mit Mineralik und klar strukturiertem Geschmacksbild, einerseits ein herausfordernder Jahrgang und andererseits hat auch ihm die biologische Wirtschaftsweise sehr geholfen.
Florian Eschlböck, 95 Tage Weingut in Hörsching
Ein ähnliches Bild wie Markus Taubenschuss sieht auch Oberösterreichs größter Winzer, der Hörschinger Florian Eschlböck. „Der Sommer in unserem Bundesland war eigentlich perfekt. Trotz der seit einigen Tagen anhaltenden Regenfälle habe ich ein gesundes Traubenmaterial, absolut keine Fäulnis. Klar, jetzt wird es spannend für die Hauptlese. Warme, trockene Tage mit kühlen Nächten sollten sich einstellen, somit bekommen wir vollreifes Traubenmaterial (wir sehen das jetzt beim Sturm bereits so), eine schöne Frucht, durch etwas weniger Zuckereinlagerung werden die Alkoholwerte im moderaten Bereich liegen. Kräftige Bomber werden wir nicht haben, ist auch nicht unsere Philosophie. Spannend wird es allemal.“ Den aktuellen Jahrgang sieht auch der heimische Erfolgswinzer etwa so wie der 2020er war: ein typisch Österreichisches Weinjahrgang.
Seit vielen Jahren wird regelmässig immer die Qualtität des jeweiligen Jahrgangs von den Produzenten gelobt, unabhängig von Region oder Sorte. Höchstens wird manchmal darauf hingewiesen, dass die Ernte mengenmässig niedrig ausgefallen ist, dann aber gleich dazu angefügt, dass dafür die Qualität aussergewöhnlich gut sei.
Was sollen sie denn sonst auch anderes sagen.