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Zauberzwiebeln, Satellitenfiebermessen und andere Corona-Schmähs

Von Martina Mara   04.April 2020

Was wären wir dieser Tage nur ohne Internet. Es erlaubt uns rund um die Uhr Zugriff auf die neuesten Corona-Daten und gleichzeitig auf ein Unterhaltungsangebot, das gefühlt drei Trilliarden Filme, Opern und Konzerte für uns bereithält. Wir bleiben in Kontakt mit Family & Friends und sind gleichzeitig nur einen Klick entfernt vom nächsten DIY-Haar-Tuning-Tutorial, dessen Befolgung uns selbst bei Friseurabstinenz noch lange glücklich und schön an Videokonferenzen mit Erstgenannten teilnehmen lässt (Stichwort "Corona-Ansatz"). Glasfaser sei Dank!

Allerdings: In der Corona-Krise treten nicht nur die guten Seiten der digitalen Sphäre in den Vordergrund, sondern leider auch die schlechten. Fake News haben aktuell Hochkonjunktur und verbreiten sich in WhatsApp-Gruppen und Foren schneller als das Virus selbst. Neben angeblichen "Insiderinfos" aus Ministerien und gefälschten Sprachaufnahmen von Politikern, deren Hauptzweck die Panikmache ist, geht es dabei vor allem auch um vermeintliche Gesundheitstipps. So wird in digitalen Kettenbriefen mit enormer Reichweite zum Beispiel behauptet, dass man einfach nur schluckweise warmes Wasser oder eine sogenannte "Miracle Mineral Solution" trinken bräuchte, um eine Infektion zu vermeiden (falsch!). Dass halbierte Zwiebeln, die man zu Hause auflegt, Viren "wie Schwämme" aufsaugen würden (falsch!). Oder dass Hunde und Katzen mit Desinfektionsmittel gereinigt werden sollten (gefährlich für die Tiere!).

Wir alle haben in Zeiten großer Unsicherheit ein stärkeres Bedürfnis nach Wissen, klaren Vorgaben und Dingen, die wir selbst kontrollieren können. Das ist der Nährboden für viele Corona-Schmähs. Gerade ältere Personen, die Fake News weniger gut als Junge identifizieren können, gleichzeitig aber stärker bedroht sind, laufen durch Falschinformationen Gefahr, wirklich wirkungsvolle Maßnahmen lockerer zu nehmen. Weil man die Zwiebelsache befolgt hat, weil man viel Wasser trinkt. Das Einzige, das derzeit aber mit Sicherheit gegen eine Corona-Infektion hilft, ist: Abstand halten. Gegen Fake News wiederum hilft kritisches Prüfen aller Quellen und ein Besuch von Faktenchecker-Seiten wie mimikama.at, wo Corona-Falschmeldungen gesammelt und demaskiert werden.

Einen Fake-Aufruf, den es mir kürzlich in die Timeline geschwappt hat, möchte ich Ihnen final aber nicht vorenthalten: "Achtung! Um 18:00 misst ein Satellit mittels Laser die Körpertemperatur der Bevölkerung, um die aktuelle Ansteckungsrate mit Covid-19 zu eruieren. Bitte stellen Sie sich nackt auf den Balkon und halten Sie Ihren Ausweis in die Höhe." Das können Sie meinetwegen gerne befolgen. Es soll ja deutlich wärmer werden nächste Woche.

Martina Mara ist Professorin für Roboterpsychologie an der JKU. E-Mail: mara@nachrichten.at Twitter: @MartinaMara

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29. März 2024