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Uploadfilter im Internet: Wissen sie, was sie tun?

Von Martina Mara   30.März 2019

Siehe Großbritannien. Nachdem das Unterhaus dort am Mittwoch allen acht vorliegenden Brexit-Optionen ein "No" erteilt hat, konnte man das tägliche Straucheln der Briten ohne Angstlust oder Satire als Copingstrategie kaum mehr mitanschauen. Wenig verwunderlich, dass Brexit-Galgenhumor im Netz gerade ziemlich trendy ist. Bilder oder Videoschnipsel, in denen Theresa May in M. C. Eschers surreale Labyrinthgemälde montiert wurde oder die Queen bei James Bond anruft, um den Fall dann bitte doch auf seine Art zu lösen, verbreiten sich lauffeuerhaft.

Und da sind wir auch schon bei der zweiten großen Abstimmung, die aktuell für Wirbel sorgt: jener über die EU-Urheberrechtsreform, die im Europäischen Parlament vor wenigen Tagen beschlossen wurde und vor allem bei jüngeren Internetnutzern für Unmut sorgt. Beinhaltet das vorgeschlagene neue Recht doch umstrittene Paragrafen, die das Ende zahlreicher Spielarten der Internetkultur befürchten lassen, unter anderem eine mögliche Zensur der beliebten "Memes", bei denen User Medieninhalte mit neuen Texten zu meist satirischen Collagen zusammenfügen.

Der verabschiedete Rechtsentwurf sieht nämlich vor, dass Plattformen Verstöße gegen das Urheberrecht künftig schon vor dem Online-Stellen betreffender Inhalte (leistungsgeschützte Musikstücke, Zeitungsartikel oder Filme etwa) ahnden. Im Klartext heißt das, dass YouTube die 450 Stunden Videomaterial, die dort pro Minute (!) hochgeladen werden, augenblicklich auf etwaige Urheberrechtsverletzungen prüfen muss. Das klingt zunächst einmal nach mehr Fairness für Urheber und Künstler – was natürlich begrüßenswert wäre.

Problematisch ist aber Folgendes: Stellen Plattformen wie YouTube nicht hunderte neue Mitarbeiter ein, wird sich die Prüfung der massenhaft generierten Inhalte technisch kaum ohne automatisierte Filterprogramme durchführen lassen. Solche Filteralgorithmen würden der Einschätzung zahlreicher Experten nach aber häufig auch legale Inhalte zensieren, beispielsweise Online-Lehrvideos, in denen Filmausschnitte besprochen werden, Zitate aus Zeitungsartikeln oder satirische Referenzen. Wie soll ein solches ungewolltes Ausfiltern verhindert werden? Die Befürworter des nun beschlossenen Rechtsentwurfs im EU-Parlament, allen voran CDU-Politiker Axel Voss, konnten darauf bis dato keine schlüssige Antwort geben. Sie hätten die Experteneinwände ernster nehmen und die kritisierten Passagen des Rechtsentwurfs noch einmal überdenken sollen. Nun sind die jungen Onliner am Drücker und werden bei der kommenden Europawahl wohl Konter geben.

 

Martina Mara ist Professorin für Roboterpsychologie an der JKU. E-Mail: mara@nachrichten.at

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