Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Loyal bis nach Ibiza

Von Martina Mara   08.Juni 2019

"Wir werden weiter mit Dir und für Österreich kämpfen," gelobt Andreas G. "Aufstehen, Krone richten und weitermachen. Haben wir alle schon mal erlebt," kommentiert Zoe M. verständnisvoll.

Wir befinden uns auf HC Straches Facebook-Seite, drei Wochen nach Ibiza. Die große Loyalität des Haa-Zee-Facebook-Fanclubs ist ein Phänomen, das viele überrascht und für dessen Rezept Marketingagenturen und Online-Community-Building-Beauftragte sehr gern Geld ausgeben würden. Für immer treu. Jetzt erst recht. So als ginge es um einen moralischen Überhelden, den eine kurze, eigentlich sympathische Tollpatschigkeit ins Stolpern gebracht hat, und nicht um einen einflussreichen Politiker, der offensichtlich seiner Bereitschaft zum Ausverkauf der Landes- und Wählerinteressen überführt wurde.

Die loyalen Fans wollen, dass ihr Held am Ende siegt. Wenn nicht in der Bundesregierung, dann zumindest im EU-Parlament. Jetzt ist ihr Augenblick, um etwas zurückzugeben. Jetzt dürfen sie großzügig sein. Ein schönes Gefühl. Nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos hat HC Strache zwar etwa 100.000 Facebook-Fans verloren. Die 800.000, die geblieben sind, sind allerdings immer noch mehr als die Abo-Kunden der Kronenzeitung im ganzen Land. Vergleichbar viele Likes hat unter den österreichischen Politiker-Profilen nur Sebastian Kurz, wobei Kurz-Fans weniger klicken, sharen oder kommentieren und im Vergleich zu den deutlich aktiveren Strache-Fans daher schlechtere Stimmungsmacher sind.

Wer immer für HC Straches seit zehn Jahren bestehenden Facebook-Auftritt verantwortlich war (aktuell dürfte das ja ein strittiger Punkt sein), hat aus der Kommunikationsperspektive vieles, was andere Parteien nicht gut hinbekommen, richtiggemacht. Unter anderem dürfte gelungen sein, was Medienpsychologen als parasoziale Interaktion bezeichnen. Dabei geht es um den emotionsgeladenen Beziehungsaufbau mit einer medial präsenten Figur, die zur Identifikation einlädt, mit der man sich gern in Gedanken unterhält, mit der man mitfiebert und mitleidet, wenn sie durch Dritte angegriffen wird.

Die Figur kann Protagonist einer Fernsehserie oder eben auch ein Politiker sein. Studien aus den USA haben gezeigt, dass Donald Trumps Social-Media-Auftritte bei seinen Unterstützern solch einen parasozialen Beziehungsaufbau begünstigen und dass diese Wirkung wiederum zu nachhaltiger Wählerloyalität beiträgt.

HC Strache dürfte auf seine Facebook-Fans ähnlich wirken. Sie halten zu ihm, in guten wie in schlechten Zeiten.

Martina Mara ist Professorin für Roboterpsychologie an der JKU. E-Mail: mara@nachrichten.at Twitter: @MartinaMara

copyright  2024
20. April 2024