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Ich mach den Fortnite-Weltmeister bei Humboldt

Von Martina Mara   03.August 2019

Viele über 30-Jährige haben vergangene Woche ein neues Wort erlernt: "Fortnite-Weltmeister". Zu einem solchen nämlich wurde der 17-jährige Kärntner "Aqua" in New York gekürt und man darf ihm gemeinsam mit seinem Teamkollegen "Nyhrox" zu drei Millionen Dollar Preisgeld gratulieren.

Schon an den Kampfnamen der Glorreichen erkennt man, dass es sich hier um keine traditionelle österreichische Paradedisziplin wie Fußball (Scherz!) oder Skifahren handelt, wo Helden bekanntlich ja mit Taufnamen plus Artikel ("der Marcel") angesprochen werden und jedenfalls niemand einem "Hirschox" hopp hopp hopp zuruft. Aber Fortnite ist eben ein E-Sport – ein Computerspiel, in dem man virtuell gegeneinander antritt – und da gibt es viele Unterschiede zum Analogen. Einer der größten betrifft die Zahl junger Interessierter. 250 Millionen Jugendliche spielen weltweit Fortnite, 20 Millionen sahen bei der WM live im Internet zu.

Davon können die meisten Realsportevents, vor allem in der jungen Zielgruppe, nur träumen. Wenn Sie nun denken: Super, so ein Computerspiel ist doch kein Hochleistungssport, da mach ich demnächst den Fortnite-Weltmeister bei Humboldt, muss ich Sie – sofern Sie nicht zufällig erst 12 Jahre alt sind – leider enttäuschen. Bei professionellen E-Sports, in denen es um Taktik und Schnelligkeit geht, gut abzuschneiden, ist eine kognitive Höchstleistung. Diese kann nur erbringen, wer jung beginnt und täglich trainiert.

25-Jährige zählen im Fortnite-Stadion schon zu "Veteranen". Über 30-Jährige sind schlicht zu langsam. Viele Ältere dürften sich aber ohnehin am wenig beschaulichen Spielziel stören, das da lautet, alle Mitspieler virtuell zu erledigen, um als letzter von 100 übrigzubleiben.

Die Befürchtung, dass Shooter wie Fortnite zu realer Gewalt führen könnten, ist weit verbreitet, und auch die Forschung beschäftigt sich seit längerem mit diesem Thema. Wissenschaftlicher Konsens ist: Ja, solche Spiele können aggressives Handeln begünstigen, aber nicht als alleiniger Auslöser.

Das Risiko steigt vor allem in Kombination mit weiteren Faktoren, also wenn etwa gewalttätige Vorbilder und sozialer Ausschluss hinzukommen. Die Devise sollte daher sein, Gefahren von Shooter-Games ernst zu nehmen und genau hinzusehen, gleichzeitig aber Vorteile, die Computerspiele etwa für die Reaktionsfähigkeit und das räumliche Denken bringen können, nicht zu negieren.

Solche Vorteile nutzen übrigens auch die Stars des YouTube-Kanals "Senioren zocken", in dem unter anderem die 87-jährige Evelyn Gundlach und die 80-jährige Ursula Cezanne aus Deutschland Fortnite spielen. Sehr amüsant! Fazit: Vielleicht gibt es ja doch noch Chancen auf eine etwas spätere Gamer-Karriere …

Martina Mara ist Professorin für Roboterpsychologie an der JKU
E-Mail: mara@nachrichten.at
Twitter: @MartinaMara

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25. April 2024