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Die #SchlussmitdenChallenges-Challenge

Von Martina Mara   19.Jänner 2019

Das sind teils harmlose "Herausforderungen", teils hochriskante Mutproben, zu denen sich Leute auf Facebook, YouTube oder Instagram gegenseitig aufrufen und deren Verbreitung inflationär zunimmt. Sie erinnern sich vielleicht noch an die #IceBucketChallenge, bei der es darum ging, sich einen Kübel Eiswasser über den Kopf zu schütten (für einen guten Zweck immerhin), oder an die #PlankChallenge, bei der man an möglichst originellen Plätzen möglichst lattenhaft herumlag.

Ein aktuelles Beispiel ist die #10YearChallenge. Dabei posten Facebook- und Instagram-Nutzer jeweils ein gegenwärtiges sowie ein zehn Jahre altes Foto von sich selbst, mutmaßlich zwecks Einheimsung von Schmeichelkommentaren ("Waaahnsinn! Du hast dich ja gaaar nicht verändert!"). Es sei ihnen vergönnt – auch wenn sich Herr Zuckerberg im Hintergrund vielleicht die Hände reibt, weil seinen Algorithmen wertvolles Lernfutter über den menschlichen Alterungsprozess nun auf dem Silbertablett serviert wird. Aber gut. Zumindest tun sich die Teilnehmer dieser Challenge nicht unmittelbar weh, verbrennen oder vergiften sich also nicht, springen nirgends runter und rennen auch nicht gegen Wände.

Bei der ebenfalls hoch im Kurs stehenden #BirdBoxChallenge ist das ja anders. Da verbinden sich Menschen die Augen, laufen nach Vorbild der neuen Netflix-Serie "Bird Box" blind durch die Gegend oder fahren sogar Auto (die OÖNachrichten haben berichtet). Ähnlich wahnsinnig und leider mit etlichen Todesfällen verbunden waren die #TidePodChallenge, bei der Jugendliche Waschmittelkapseln schluckten, oder die #PassoutChallenge mit dem Ziel, absichtlich in Ohnmacht zu fallen. Die gefährlichen Aktionen werden dabei stets gefilmt, um die Mitgliedschaft in der Gruppe der Mutproben-Insider online beweisen und Likes abholen zu können. Denn darum geht es im Endeffekt wohl häufig: Zugehörigkeit und Bestätigung, gerade für Teenager sehr mächtige Motivatoren.

YouTube hat als Folge immer mehr solcher Challenges nun eine Änderung seiner Nutzungsrichtlinien angekündigt. Videos, die gefährliche Mutproben zeigen oder zu deren Nachahmung aufrufen, sollen künftig schneller gelöscht, ihre Verbreiter schneller gesperrt werden. Ein löbliches Vorhaben, das das Unternehmen aber vor eine ganz eigene Challenge stellt: Sind es doch gerade die emotionalisierenden Aufregervideos, die potenziell besonders viele Klicks – und damit Werbeeinnahmen – bringen. Wie streng YouTube die Einhaltung seiner eigenen Richtlinien prüfen wird, bleibt daher abzuwarten.

 

Martina Mara ist Professorin für Roboterpsychologie an der JKU. E-Mail: mara@nachrichten.at

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23. April 2024