Cambridge Analytica ist nur der Anfang
Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern sollen ohne deren Zustimmung für den Online-Wahlkampf Donald Trumps verwendet worden sein.
Diese Enthüllung hat nicht nur Facebook in Bedrängnis gebracht, sondern auch die Datenanalysefirma Cambridge Analytica, die sich persönliche Infos erschlich und Trump damit zur Präsidentschaft verhalf (beides mutmaßlich). Will man irgendetwas Gutes an der Affäre finden, dann ist es wohl die Datenschutzdebatte, die nun neu entflammt.
Was indes häufig untergeht, ist aber, was Unternehmen wie Cambridge Analytica eigentlich tun. Und was sie in nächster Zeit noch vorhaben könnten. Cambridge Analyticas Geschäft sind Psychogramme. Diese basieren auf Forschungen des Psychologen Michal Kosinski, der bereits vor Jahren nachwies, dass Persönlichkeitsfaktoren – wie extrovertiert jemand ist zum Beispiel – aufgrund von Online-Verhaltensweisen ähnlich präzise ermittelt werden können wie durch standardisierte Persönlichkeitstests. Ganz nach dem Motto: Zeig’ mir was Du likest und ich sag’ Dir, wer Du bist. Oder besser: Ich sag’ meinem Geldgeber, wer Du bist.
Denn in der aufgeflogenen Causa Trump ging es darum, potenziellen Wählern maßgeschneiderte Werbung einzublenden. Praktisches Beispiel: Ein Facebook-User hat Likes für Salvador Dalí und Tom Waits vergeben und führt "Schreiben" als Hobby an. Er würde von Cambridge Analytica als offener, aufgeschlossener Mensch eingestuft. Präsentiert sich der Politiker auf der Facebook-Wall dieses Users als großer Veränderer, würde er sich auf jener einer eher neurotischen Person besser als Garant für Stabilität darstellen. Nach diesem Schema werden gezielt Emotionen und auch Ängste geschürt.
Man mag über derartige Methoden staunen. Sie sind jedoch nur der Anfang. Werfen Sie doch einmal einen Blick auf die Website der Firma Faception. Dort müht man sich längst nicht mehr mit Facebook-Likes ab, sondern lässt künstliche Intelligenz berechnen, wie sehr die Gesichtszüge eines Menschen jenen eines "typischen" Terroristen oder Akademikers entsprechen. Psychologe Kosinski wies kürzlich sogar nach, dass ein Algorithmus nur fünf Porträtfotos eines Menschen benötigt, um seine sexuelle Orientierung mit mehr als 90-prozentiger Sicherheit zu erkennen. Ein Schelm, wer sich da an die dunkelsten Zeiten der Physiognomik erinnert fühlt?
Die kürzlich gefeuerten Cambridge-Analytica-Vorstände haben in der Zwischenzeit jedenfalls bereits ein neues Unternehmen gegründet. "Emerdata" heißt es, gelistet für "Datenverarbeitung, Hosting und ähnliche Aktivitäten". Die "ähnlichen Aktivitäten" wird man gut im Auge behalten müssen.
Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter-Beziehung. Twitter: @MartinaMara Haben Sie Fragen an Martina Mara? E-Mail: mara@nachrichten.at
Im Prinzip ist es nichts anderes als wie ein für alle zugänglicher "Kundenstock". Das fatale ist, dass die meisten freiwillig mitmachen und ihre Vorlieben preisgeben.
Nicht nur online werden solche Profile aus den Daten entwickelt, sondern in mehr oder minder subtiler Form erfolgt das ja auch über Kundenkarten oder Kreditkarten.
Ich kannte eine Kollegin, die hat trotz des doch eher aufwändigen Bezahlens in Parkgaragen mit Bargeld die Benutzung ihrer Kreditkarte vermieden, um nicht Rückschlüsse auf ihr Bewegungsverhalten zu ermöglichen.
Und dass ich auf dieser Webseite während des Verfassens dieses Kommentars in den Werbeböcken genau die Produkte angeboten erhalte, die ich letzte Woche erworben bzw. gesucht hatte, bin ich schon gewohnt
seit Menschen als Konsumenten tituliert werden wurde werden ihre Daten gehandelt, gabs auch schon vor den sozialen Netzwerken.