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Von Krise keine Spur: Warum die Preise in Deutschland weiter anziehen

18.Dezember 2021

Mieter und Immobilienkäufer in Deutschland müssen sich auch im neuen Jahr auf steigende Preise einstellen. Ein Ende des langen Booms auf dem Wohnungsmarkt ist nach Einschätzung von Experten unwahrscheinlich. Zwar hat mit der Corona-Pandemie und dem Trend zum Homeoffice der Druck auf die Städte etwas nachgelassen, dafür ist die Dynamik im Umland besonders groß.

Niedrige Zinsen und hohe Nachfrage auch von Großanlegern treiben die Kaufpreise.

Auf Bauherren kommen auch 2022 Kostensteigerungen zu, sagt Reinhard Quast, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB): "Es gibt keine Entwarnung, die Baupreise werden weiter steigen." Allenfalls schwäche sich die Dynamik ab. Neben höheren Energiekosten werde der gesetzliche Mindestlohn von zwölf Euro pro Stunde Druck bringen.

Stahl, Beton, Holz teuer

Teures Material wie Stahl, Beton und Holz hat in den vergangenen Monaten zu den größten Preissprüngen auf dem Bau seit Jahrzehnten geführt. "Holz und Stahl zum Beispiel sind derzeit zu bekommen, aber doppelt so teuer wie vor einem Jahr", sagt Quast. Schwieriger sei es bei Dämmmaterial. Bei Beton gebe es teils Preissteigerungen von 15 bis 20 Prozent, weil dort der teurere Diesel zum Transport auf die Baustellen voll durchschlage. "Es gibt Knappheit bei vielen Produkten, und jeder in der Kette testet die Preisobergrenzen aus. Das wird sich bei den Preisen für Neubauwohnungen bemerkbar machen."

Auch Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft, erwartet, dass die Mieten und Kaufpreise 2022 steigen. Gerade Einfamilienhäuser im Umland von Metropolen seien gefragt, auch weil die Pandemie das Bedürfnis nach mehr Platz im Grünen verstärke. Der Immobilienboom laufe aber nicht mehr flächendeckend, sondern müsse differenziert betrachtet werden. In Hamburg und München etwa schwäche sich der Anstieg der Mieten ab.

Heuer hat sich der Preisauftrieb sogar beschleunigt. So verteuerten sich Wohnimmobilien im zweiten Quartal im Schnitt um 10,9 Prozent zum Vorjahreszeitraum, laut Statistischem Bundesamt der stärkste Anstieg seit rund 20 Jahren. Schon im ersten Quartal gab es ein Plus von 9,4 Prozent.

Die Bundesbank ist alarmiert. "Unseren Berechnungen zufolge liegen die Preise von Wohnimmobilien um 10 bis 30 Prozent über dem Wert, der durch Fundamentaldaten gerechtfertigt ist. Das sehen wir zunehmend auch außerhalb der Ballungsräume", sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch im November. Nur: Ähnliche Warnungen vor Überbewertungen spricht die Notenbank schon seit Jahren aus – und die Preise stiegen immer weiter.

Die DZ Bank glaubt, dass sich der Anstieg der Preise im neuen Jahr zumindest abschwächt. Sie rechnet damit, dass sie für Eigenheime und Eigentumswohnungen um 7,5 bis 9,5 Prozent klettern, etwas weniger als dieses Jahr erwartet (elf Prozent). Das verlangsamte Bevölkerungswachstum sowie ein stärkerer Neubau dürften den Preis- und Mietenanstieg dämpfen.

Ampelkoalition will handeln

Ein Zinsenanstieg würde die Dynamik stärker bremsen, so die DZ Bank. Doch auch dann sei die Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur nur moderat. Zudem treibe die gestiegene Inflation die Nachfrage nach Immobilien.

Die neue Ampelkoalition will mit mehr Neubau, einer verlängerten Mietpreisbremse und einer stärkeren Begrenzung von Mieterhöhungen Entlastung auf dem Wohnungsmarkt erreichen.

SPD, Grüne und FDP planen jährlich rund 400.000 neue Wohnungen, nachdem vergangenes Jahr gut 300.000 fertig wurden. Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank, hält dieses Ziel für sehr ambitioniert: "Wie das gelingen soll, bleibt völlig offen." Die Bauwirtschaft arbeite schon an der Kapazitätsgrenze, auch die verlängerte Mietpreisbremse werde den Neubau nicht steigern.

Auch ZDB-Präsident Quast hält das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen für unrealistisch. "Technisch ist das machbar, aber es fehlen Grundstücke und Baugenehmigungen."

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