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Neue Bauten für neue Rollen

Von Georg Wilbertz, 18. April 2020, 00:04 Uhr
Neue Bauten für neue Rollen
Spektakulär überbaut das neue Learning-Center die bestehende Universitätsbibliothek. Bild: Volker Weihbold

JKU: Die Linzer Universität wird fit für die Zukunft gemacht. Zwei aktuelle Projekte des Linzer Büros Riepl Riepl schaffen einen neuen Bezug zur Öffentlichkeit.

Die Linzer Johannes-Kepler-Universität (JKU) ist eine klassische Campusuniversität. Dieses Konzept birgt gleichermaßen Vor- und Nachteile. Im Falle der JKU sind die Nachteile offensichtlich: Der Campus befindet sich am östlichsten Rand der Stadt, abgerückt vom städtischen Leben.

Bis vor kurzem spielten die Nachteile eine untergeordnete Rolle. Der Campus verstand sich als Ort konzentrierter Lehre und Forschung, für die vor allem funktionierende Bauten und Räume wichtig waren. Die Anbindung an die Stadt erschien zweitrangig. In jüngster Zeit hat sich jedoch das Selbstverständnis der Universitäten (nicht nur in Linz oder Österreich) gewandelt. Eine Universität ist heute nicht mehr "nur" Lern- und Forschungsort, sondern zugleich eine vitale kulturelle Institution, die sich gesellschaftlich einbringen muss und möchte (sogar ein Grünmarkt für das Quartier ist angedacht).

Bei all dem spielen nicht nur Marketingaspekte eine Rolle. Eine Anbindung von Lehre und Forschung an den gesellschaftlichen Alltag eröffnet Ideen und Wechselwirkungen und verhindert das Dasein im berüchtigten "Elfenbeinturm". Um öffentliche Relevanz zu generieren, genügen allerdings werbewirksame Internetauftritte oder eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit nicht. Es bedarf auch baulicher Zeichen und räumlicher Angebote. Zwei kurz vor der Fertigstellung stehende Neubauten für die JKU des Linzer Büros Riepl Riepl Architekten setzen bei dieser Frage an.

Multifunktionales Entree

Mit der neuen Kepler Hall beseitigt die JKU einen eklatanten Mangel: Bisher fehlte ein repräsentatives Empfangs- und Informationsgebäude für den Campus. Die Kepler Hall verbindet die Funktion als Entree zur Universität mit zunächst ungewöhnlich scheinenden Nutzungen. Das großflächige Foyer dient dem Empfang und der Information von Besuchern sowie für Veranstaltungen. Im Westteil der Halle findet sich ein multifunktional nutzbares, eingetieftes Sportfeld.

Neue Bauten für neue Rollen
Multifunktionaler Empfangsbau unter ausladendem Dach: die Kepler-Hall Bild: Volker Weihbold

Es verbindet räumlich das Erdgeschoß mit den Untergeschoßräumen, in denen weitere Sport- und Fitnessräume situiert sind. Foyer und Sporthalle werden unter einem weit auskragenden Dach zusammengefasst und sind rundum raumhoch verglast. Diese Transparenz erinnert gemeinsam mit den gleichmäßig gereihten Pfeilern, die das dominierende Flachdach tragen, an einen zeitgemäßen "Tempel" in der Tradition der Moderne. Mies van der Rohes Berliner Nationalgalerie (eröffnet 1968) kommt, nicht nur aufgrund des dunklen Materials des in Linz weitestgehend in Holzbauweise ausgeführten Baus, in den Sinn. Weite, hainartige Freiflächen, die das Bauwerk umgeben, unterstreichen die Tempelassoziation. Auch zur benachbarten Wohnbebauung wird ein deutlicher Abstand gewahrt. Dieser und die starke Horizontalität der Kepler Hall schaffen einen maßstäblich angemessenen Übergang vom Stadtraum zum Universitätscampus.

Lernen im Wolkenbügel

Mit einer spektakulären architektonischen Geste beseitigen Riepl Riepl Architekten auf der gegenüberliegenden Seite des Universitätsweihers einen weiteren Mangel des JKU-Campus. Diesem fehlte bisher ein markantes städtebauliches Zentrum. Das neue, hoch aufgeständerte, weiß strahlende Learning-Center wurde als funktional logische Erweiterung auf die eher biedere Universitätsbibliothek gesetzt. Mit seinen vier im Quadrat angeordneten, innen weiträumigen Flügeln bietet es Platz für eine Vielzahl flexibel anpassbarer studentischer Arbeitsmodule.

Die glatte Außenhaut der Aufstockung weckt erneut Assoziationen zur architektonischen Moderne. Daneben vermittelt die Bauform ein gewisses Pathos, das an die utopischen "Wolkenbügel"-Entwürfe russischer Avantgardisten der 1920er Jahre erinnert. Es ist ein sympathischer Gedanke, dass auf dem Linzer Campus eine derart herausgehobene Architektur dem studentischen Arbeiten vorbehalten ist.

Der Linzer Wolkenbügel schafft vor der Bibliothek einen klar definierten Platz, der nach oben durch die Treppenanlage mit ihren Zwischenebenen erweitert wird. Sie ermöglichen eine vielfältig nutz- und belebbare vertikale Erschließung. Die JKU hat endlich eine Mitte.

Architektur und Identität

Im Gegensatz zu den anfänglich genannten Nachteilen zeigen die beiden besprochenen Neubauten die positiven Potenziale des JKU-Areals: Anders als eine über die Stadt verteilte Universität kann auf dem räumlich konzentrierten JKU-Campus ein lesbares städtebauliches und architektonisches Konzept realisiert werden.

Das großzügige Verhältnis zwischen Frei- und Grünflächen und Gebäuden ist frei von äußeren Zwängen gestaltbar. Die Bauten können qualitätsvoll mit den Freiräumen verwoben werden, wodurch die Lern- und Lebensqualität gesteigert wird. All dies trägt maßgeblich zur Identität der Linzer Universität bei. Dies ist auch in Zeiten zunehmender virtueller Kommunikation und digital basierten Studierens sicherlich kein Standortnachteil. Schade nur, dass ausgerechnet in Coronazeiten zwei Bauten an der JKU fertiggestellt werden, die der Öffentlichkeit und der Begegnung dienen. Hoffen wir auf das Wintersemester.

Zahlen und Fakten

Bauherr: Bundesimmobiliengesellschaft (BIG)
Wettbewerb: August 2016 Planung: 2017 bis 2018
Fertigstellung: Frühjahr 2020
Bauweise: Kepler Hall: primär Holz; Learning-Center: primär Stahl; die Basis beider Bauten aus Stahlbeton

 

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Autor
Georg Wilbertz
Georg Wilbertz

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