"Gemeinnützige bremsen die Mieten auch im gewinnorientierten Wohnbau"
Symposium 2019 des Vereins für Wohnbauförderung als Standortbestimmung des Sektors.
Welche Rolle spielt der gemeinnützige Wohnbau? Wie sieht seine Zukunft aus? Die Verein für Wohnbauförderung (vwbf) nutzte sein diesjähriges Symposium in Krems für eine Standortbestimmung.
In Deutschland sei leistbares Wohnen Thema Nummer eins. Bei den Nachbarn gebe es sogar den Ruf nach Enteignung. "Dabei wird Wien gern als Vorzeigebeispiel des leistbaren Wohnens herangezogen. Das verdanken wir zu einem großen Teil dem gemeinnützigen Wohnbau, dessen Wert unumstritten ist", sagte vwbf-Obmann Markus Sturm.
Der Anteil des gemeinnützigen und kommunalen Wohnbaus liege in Wien bei fast 50 Prozent, in München bei nicht einmal zehn Prozent, sagte Thomas Ritt, Abteilungsleiter Kommunalpolitik bei der Arbeiterkammer Wien. Das wirke sich auf die Wohnkosten aus: Die durchschnittliche Miete betrage in Wien 9,7 Euro pro Quadratmeter, in München müsse man im Schnitt gut das Doppelte, 18,8 Euro pro Quadratmeter zahlen, sagte Ritt. "Der gemeinnützige Wohnbau ist ein wichtiger Eckpfeiler des leistbaren Wohnens, der auch auf das Mietniveau des gewinnorientierten Wohnbaus dämpfend wirkt", sagte Ritt. Ein weiterer großer Pluspunkt seien außerdem unbefristete Mietverträge, die man im marktmäßigen Wohnsektor kaum noch bekomme.
Die soziale Rolle des gemeinnützigen Wohnbaus beleuchtete Simon Güntner, Leiter des Fachbereichs Soziologie am Department für Raumplanung der TU Wien. "Die Auswirkungen des Mietwahnsinns sieht man in Deutschland. Sind Institutionen wie die Gemeinnützigen einmal abgeschafft, ist es nicht einfach, sie wieder einzuführen", sagte Güntner. Dabei sei leistbares Wohnen ein wichtiger gesellschaftlicher Auftrag. Es bringe soziale Sicherheit und Zusammenhalt. "Abgesehen davon hat leistbares Wohnen auch positive Effekte auf die Volkswirtschaft, indem es etwa den Konsum ankurbelt, da am Ende des Monats mehr Geld in der Börse für Konsumausgaben bleibt."
In einer Podiumsdiskussion sagte Johann Singer, Nationalratsabgeordneter und Bautensprecher der ÖVP: "Die Gemeinnützigen sind ein wesentlicher Bestandteil der Wohnungswirtschaft. Das wird sich auch in der Novelle des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes (WGG) spiegeln." FPÖ-Bautensprecher und Nationalratsabgeordneter Philipp Schrangl ergänzte: "Wir bekennen uns zum leistbaren Wohnen und haben die Bedeutung der Gemeinnützigkeit erkannt. Wir wollen den Sektor ganz klar gegen Spekulation absichern." Karl Wurm, Obmann des Österreichischen Verbands der gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV), sagte: "Der gemeinnützige Wohnbau steht bei uns auf einem soliden Fundament. Das muss so bleiben."