Von der Mur in Graz nach Marburg zur Drau
Zwei Flüsse und zwei Länder mit einer Radtour zu verbinden, das war die Idee. Die Radreise führt an der Mur entlang nach Slowenien und über die Weinberge um Jeruzalem zur Drau bis Marburg.
Radtouren entlang von Flüssen dürfen seit vielen Jahren bei unseren Reise- und Freizeitaktivitäten nicht fehlen. Diesmal haben wir Mur und Drau in einer zweiwöchigen Radreise erkundet. Die Route führte uns von St. Michael die Mur entlang bis Slowenien, über Jeruzalem zur Drau und an dieser entlang bis Villach. Einen Teilabschnitt von Graz bis Marburg wollen wir hier vorstellen.
Wir haben auf diesem Abschnitt bewusst kürzere Distanzen gewählt, um genügend Zeit für die interessantesten Sehenswürdigkeiten in den Städten und entlang der Strecke zu haben. Graz ist eine lebendige, fast schon südländisch wirkende Stadt. Die Hingucker sind der hoch über der Altstadt am Schlossberg stehende Uhrturm, das Kunsthaus und die futuristische Murinsel. Hier startet man die Radreise und folgt den Murradweg-Schildern durch weite Ebenen bis Leibnitz und ins Südsteirische Weinland nach Ehrenhausen. Es bleibt Zeit, eine kleine Wanderung zur Buschenschank Skoff zu machen und nach einem Blick vom Aussichtsturm dort den Tag ausklingen zu lassen.
Am nächsten Tag geht es vorbei an Mais- und Kürbisfeldern zunächst nach Mureck, wo die Schiffsmühle Anlass zu einer ersten Rast gibt. Interessant ist der Komplex der Meinl-Mühle bei Halbenrain mit Kraftwerk, Sägewerk, Wirtschaftsgebäuden und Mühle aus dem 19. Jahrhundert. Dort gibt es auch eine Labestation. Nicht weit davon, in Gosdorf, steht inmitten einer Aulandschaft der futuristische Murturm, der einen schönen Blick auf die Flusslandschaft ermöglicht.
Unser Tagesziel Bad Radkersburg ist heute als Thermenort bekannt und war lange ein bedeutender Handelsort. Die Befestigungsmauern und die Altstadt vermitteln noch den Flair früherer Zeiten. Über Radenci geht es an der Mura in Slowenien entlang bis zur Schiffsmühle in Izakovci. Ein letztes Mal überquert man dann bei Razkrizje den Fluss und folgt der Straße nach Ljutomer. Radwege und die wenig befahrene Straße führen von dort hinauf in die Weinberge um den kleinen Ort Jeruzalem. Wir quartieren uns im Gasthaus Brenholc ein und genießen unter den Weinlauben nicht nur Essen und Wein, sondern auch den weiten Ausblick über die Hügellandschaft, die an das Südsteirische Weinland erinnert.
Zur ältesten Stadt Sloweniens
Auf einer Radroute erreicht man am nächsten Tag in Ormoz die Drau/Drava, die hier schon breit und träge der Donau entgegenfließt. Wir folgen der Drau flussaufwärts, und an einem Stausee entlang rollt man dem historischen Ptuj entgegen. Die älteste Stadt Sloweniens geht zurück bis in die Steinzeit und wurde von den Römern zur Festung ausgebaut. Der unter der mächtigen Burg liegende zentrale Stadtteil steht unter Denkmalschutz. Hier findet man mit dem Muzikafe eine nette Unterkunft mit Café und einem verwunschenen Gastgarten mit angenehmer Musik zum Entspannen.
Dort beginnt man den nächsten Tag mit einem gemütlichen Frühstück, überquert anschließend die Brücke über die Drau und nach einem Blick zurück geht es auf teilweise unbefestigten Wegen durch Auwälder Maribor/Marburg entgegen. Hier, nahe dem Ufer der Drau, findet man die angeblich älteste Weinrebe der Welt. Es lohnt, in Marburg noch einen Tag zu bleiben, durch die Gassen der Altstadt und über die Plätze der zweitgrößten Stadt Sloweniens zu flanieren und in einem der Lokale die Reise ausklingen zu lassen. Wer ab hier weiter der Drau Richtung Villach folgen will, hat bis Dravograd an der Grenze zu Kärnten Etappen mit größeren Steigungen vor sich. Aber das ist eine andere Geschichte.
Infos zur Tour
Gesamtdistanz: 240 Kilometer in 3 bis 5 Tagen
Graz – Ehrenhausen: 57 km in 3 bis 4 Stunden
Ehrenhausen – Bad Radkersburg: 42 km in 3 Stunden
Bad Radkersburg – Jeruzalem: 53 km in 3 bis 4 Stunden
Jeruzalem – Ptuj: 44 km in 3 Stunden
Ptuj – Maribor: 44 km in 3 Stunden
Internet: murradweg.com, bike-jeruzalem.si, dravabike.si
Garmin-GPS-Datei:
Anreise: Es gibt regelmäßige Zugverbindungen mit Radtransport nach Graz. Von Maribor kommt man mit der Bahn in einer Stunde wieder zurück nach Graz und von dort weiter in alle Richtungen (fahrplan.oebb.at, App: ÖBB Scotty).
Charakteristik: Durchgehend beschilderte Radwege. Am Murradweg in Österreich R2, in Slowenien R12, rote Schilder am Drava Bike, teilweise mit Kilometerangaben zu den nächsten Orten. Für den Abschnitt von der Mur bei Razkrizje zur Drau folgt man zunächst der Straße nach Ljutomer. Von dort geht es hinauf in die Weinberge rund um Jeruzalem und von dort großteils auf Nebenstraßen hinab zur Drau in Ormoz.
Am Wegesrand
Sehenswert: Zwei Schiffsmühlen laden entlang der Strecke zu einem Zwischenstopp ein. Die erste findet man in Mureck. Sie wurde 1997 originalgetreu wieder errichtet, nachdem das Wasser der Mur schon über Jahrhunderte die Räder der Mühle angetrieben hatte (schiffsmuehle.at). Die zweite findet man nahe Izakovci in Slowenien bei der Liebesinsel. Einst hat die Strömung über 40 Schiffsmühlen an der Mur betrieben.
Radtourenbücher
Mur-Radweg – Von der Quelle zur Mündung
Drau-Radweg – Von der Quelle zur Mündung
Beide Bücher mit Karten, Routenbeschreibungen, Sehenswürdigkeiten und Übernachtungsverzeichnis. Verlag Esterbauer (esterbauer.com).
Ptuj war während der Römerzeit ein Zentrum des Mitraskults, der auch am Flavia Solva nahen Frauenberg bei Leibnitz/Altenmarkt Spuren hinterlassen hat.