Von Collioure nach Cadaqués
Felspfade über Steilküsten, Buchten mit schattigen Badeplätzen, das Kreischen der Möwen und über allem der Geruch des Meeres. Das ist unsere Motivation für Wandertouren an Meeresküsten. Diesmal war es die Grenzregion zwischen Frankreich und Spanien, an den Ausläufern der Pyrenäen zum Mittelmeer.
Wenn der Winter bei uns noch dominiert, kommt oft die Sehnsucht nach dem Meer auf, meist in Kombination mit Küstenwanderungen. Diesmal war es eine Städtereise nach Barcelona, die wir mit einer Erkundung der Grenzregion zu Frankreich kombinierten. Von Barcelona geht es mit dem Zug oder Bus nach Perpignan und von dort weiter zum Ausgangspunkt. Von Argelès-sur-Mer in Frankreich führt die Route entlang der katalanischen Küste bis Roses in Spanien. Die reizvollsten Abschnitte:
Auf Felswegen nach Banyuls
Collioure, berühmt für seine Anchovis, war einst ein großes Fischerdorf. Fasziniert von den südlichen Farben kamen bald berühmte Maler wie Matisse, Derain und Picasso. In den Gassen gibt es viele Galerien und Handwerksläden. Hier starten wir unsere Küstenwanderung. Die Route führt aus dem Ort hinaus zunächst durch besiedeltes Gebiet. Vorbei an Verteidigungsanlagen aus dem Zweiten Weltkrieg führt der Weg teilweise hoch über dem Meer bis Port-Vendres. Bunte Boote dümpeln in der Bucht, Cafés laden zu einer Pause. Ab hier geht es auf Felspfaden hoch über dem Meer, gesäumt von blühendem Affodill, weiter. Beim Cap Bear steigt man hinab in eine Bucht, um gleich wieder dem felsigen Weg nach oben zu folgen. In dieser Art geht es weiter, und vorbei an Stränden erreicht man schließlich Banyuls-sur-Mer. Geschmackvolle große Zimmer im Weingut Clos St. André bleiben in Erinnerung.
Am Benjamin-Weg nach Portbou
Diese Bergetappe folgt der Fluchtroute von Walter Benjamin und führt über die Grenze von Frankreich nach Spanien. Es sind die Ausläufer der Pyrenäen, die hier zum Meer abfallen. Man folgt den Schildern, die bald aus dem Ort hinauf in die Weinberge um Banyuls leiten. Weiter geht es auf schmalen, zunehmend steinigen Pfaden vorbei an knorrigen Korkeichen. Man erreicht eine Quelle mit Gedenktafel. Hier hat die Gruppe um Walter Benjamin Rast gemacht. Es war eine beschwerliche Flucht für den herzkranken Philosophen.
Nach einer längeren Querung unter dem Bergkamm erreicht man nach etwa zwei Stunden den Übergang am Coll de Rumpissar. Ab hier geht es auf spanischem Gebiet weiter. Durch dichtes Buschwerk steigt man ab, bis der Bergpfad in eine Forststraße mündet, die hinab ins Tal und hinaus ans Meer in Portbou führt. Der Ort wirkt eher schmucklos, wird beherrscht von einem riesigen Rangierbahnhof.
Vom Cap Creus nach Cadaqués
Colera, Llancà und Port de la Selva liegen hinter uns und das Cap de Creus, eine wilde, von Wind und Wellen umtoste Felshalbinsel ist unser nächstes Ziel. Vom Leuchtturm geht es auf Felssteigen hinaus zur Felsspitze am Cap. Zurück folgen wir zunächst der Straße und biegen rechts ab, um eine Runde durch die Gesteinsformationen des Pla de Tudela zu machen. Vom Kaninchen über Adler bis zum Kamel findet man mit etwas Fantasie fast einen ganzen Gesteinszoo. Dass es hier bis zum Jahr 2004 einen Club Mediterranée gab, ist kaum zu glauben, das Gelände wurde renaturiert.
Weiter folgt man dem GR 11 zurück Richtung Leuchtturm und biegt dann ab auf den Weg, der von Trockenmauern gesäumt bis Cadaqués führt. Der Lieblingsort von Salvador Dali ist ein perfekter Endpunkt der Küstenwanderung. Mit dem Bus erreicht man bequem Figueres, wo man im Dali-Museum weiter auf den Spuren des exzentrischen Künstlers wandeln kann.
Anreise: Von Perpignan mit dem Zug oder Bus nach Collioure. Von Cadaqués mit dem Bus nach Figueres. Zwischen den Küstenorten bestehen regelmäßige Zug -und Busverbindungen (sncf.de, renfe.com, bus1euro.cd66.fr, compras.moventis.es/de).
Anforderungen: Von steinigen Fels- bis zu breiten Panoramawegen findet man alles bei den Wanderungen entlang der Küste. Der Walter-Benjamin-Weg führt über einen Bergsattel nach Spanien. Der Abstieg ist teilweise eng und felsig. Alle Wege sind beschildert und markiert.
Infos zur Tour
Collioure – Banyuls-sur-Mer
Gehzeit: 4 Stunden
Länge: 16,6 Kilometer
Höhenmeter: 250
Strecke: Collioure (5 m) – Cap Cros (50 m) – Port-Vendres (5 m) – Cap Bear (110 m) – Banyuls (5 m)
Walter-Benjamin-Weg
Gehzeit: 3-4 Stunden
Länge: 13,5 km
Höhenmeter: 600
Strecke: Banyuls (5m) – Coll de Rumpissar (531 m) – Portbou (5 m)
Cap de Creus nach Cadaqués
Gehzeit: 4 Stunden
Länge: 13,4 km
Höhenmeter: 450
Strecke: Cap de Creus (83 m) – Pla de Tudela (60 m) – Cadaqués (5 m)
cbrava.com, collioure.fr, historia-viva.net/de, sued-frankreich-wandern.de
Garmin-GPS-Datei:
Am Wegesrand
Walter Benjamin: Der deutsche Philosoph flüchtete 1933 vor den Nazis aus Berlin nach Paris und dann 1940 nach Südfrankreich. Gemeinsam mit der ebenfalls verfolgten Lisa Fittko machte er sich auf den mühsamen Weg über die Berge nach Portbou in Spanien. Als ihm dort die spanischen Behörden die Weiterreise untersagten, war er verzweifelt und nahm sich das Leben. 1993 wurde ihm zu Ehren am Friedhof von Portbou eine Gedenkstätte errichtet.
Buchtipp: Ein Reise- und Wanderführer rund um die französisch-spanische Grenze am Ausläufer der Pyrenäen. 22 Wandertouren mit Detailkarte und Informationen zu Kunst, Geschichte, Natur und den Orten der Region.
Uli Frings: „Collioure, Cadaqués und die wilde katalanische Küste“, Preis 14,80 Euro; Bestellung unter: sued-frankreich-wandern.de.