Zwischen Sand und Federgras
Wer Bibione hört, denkt an kilometerlange Sandstrände, Sonnenschirme und -liegen in endlosen Reihen. Aber auch am einst so beliebten Hausmeisterstrand ist man sich zunehmend seines Naturerbes bewusst. Eigene Maßstäbe setzt das "Lino delle Fate", eine Bungalowanlage, in der nicht nur das weiche Federgras grün glänzt.
"To the beach" – der Pfeil auf dem Hinweisschild gibt im Schein der Handytaschenlampe eindeutig die Richtung vor. Nach sieben Stunden im Büro und fünfeinhalb Stunden im Pkw hat die schwarze Luft den Tag bereits verdunkelt. Doch trotz der fortgeschrittenen Stunde will man dem Salzgeruch folgen, zumindest kurz im Meer waten. Statt Meeresrauschen Zikaden, die zirpen, als gäbe es kein Morgen und als gelte es, gegen die Quackophonie der Frösche anzutreten, die lautstärkenmäßig als Sieger in diesem Konzert-Wettstreit hervorgehen. Die Strandsuche wird vertagt, zu dunkel ist die Nacht.
Im weichen Licht des frühen Morgens sieht die Welt am Ostrand von Bibione schon anders aus. Strandsuche, die Zweite – sie ist bereits nach 400 Metern von Erfolg gekrönt. Das ist er also – der Hausmeisterstrand. Eine Premiere. Reihe um Reihe Sonnenschirme, die noch keine Schatten werfen, und auch die Liegen werden von den Frühaufstehern noch links liegen gelassen. Aktionismus am Morgen. Die Strandbesucher hinterlassen ihre Fußabdrücke im Sand, ob mit Laufschuhen an den Füßen oder mit Muscheln und Hundeleinen in den Händen.
Fluss trifft Meer
Rechts oder links des Weges? Die Wahl, ob Bibione und einer endlosen Reihe an Hotelbalkonen entgegen oder zum Faro di Bibione, dem Leuchtturm, fällt nicht wirklich schwer. Wo die Dünen auf den Pinienwald treffen, wird der Mensch auf einem angelegten Weg durch ein Ökosystem geführt, in dem eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren beheimatet ist. Hinweisschilder fordern auf, die Wege nicht zu verlassen, informieren etwa über die pflanzlichen "Ingenieure der Dünen", die Namen tragen wie Strandwinde, Strandrauke, Stranddistel und Strandhafer. Der Weg endet beim Leuchtturm. Hier, am östlichen Ende von Bibione, befindet sich auch das Mündungsgebiet des Tagliamento. Nach 170 Kilometern erreicht der "König der Alpenflüsse" das Meer, trennt Bibione und Lignano, bildet die Grenze zwischen dem Friaul und Venetien. Wo sich Meer- und Flusswasser mischen, findet sich ein einzigartiger Lebensraum für selten gewordene Pflanzen und Tiere. Hier blühen etwa 25 Wildorchideenarten, findet sich die Griechische Landschildkröte und nur hier wächst das Stipa Veneta Moraldo, das echte Federgras.
Ganz italienisch
Das weiche Federgras hingegen ist Namensgeber vom "Lino delle Fate", ziert den Schriftzug der 2019 eröffneten Bungalowanlage und findet sich überall auf dem 250.000 Quadratmeter großen Gelände. Es steht für ein Konzept, das auf die Natur und das Natürliche setzt – beginnend mit dem grünen Band an Stauden, Hecken und Gräsern, das sich vor, neben und zwischen die Bungaloweinheiten schlängelt. Die Zweiraum- (3-5 Personen) und Dreiraumwohnungen (5-7 Personen) mit Terrasse sind aus Lärchenholz. Das kommt zwar aus Österreich, aber die Inneneinrichtung ist ebenso "Made in Italy" wie das Federgras und alle Pflanzen auf der Anlage in der Gegend heimisch sind, bewässert übrigens mit gesammeltem Regenwasser. Wenn des Abends aus den Metallstelen vor den Bungalows feiner Sprühregen in die Luft entschwindet, dann ist dieser versetzt mit einer Essenz aus der Pyrethrum-Pflanze, einem natürlichen Mittel gegen Gelsen.
Wer noch mehr Natur will, begibt sich in den angrenzenden 16.000 Quadratmeter großen Biosphärenpark und hält Ausschau nach mehr als 40 heimischen Pflanzen- und 50 Vogelarten. Frische Luft macht hungrig. Man verpflegt sich selbst oder isst im sogenannten Clubhaus, einem modernen langgezogenen Bau, der innen durch viel Holz und außen durch seine Fassade aus mobilen Metallstäben im Rost-Design auch optisch anspricht. Das Brot ist hausgemacht, die Süßspeisen kommen aus der eigenen Konditorei, die Produkte aus eigenem Anbau und von lokalen Produzenten. Die Frühstücks- und Abendessenzeiten sind mit zwei und eineinhalb Stunden recht knapp bemessen, was beim Buffet etwas Geduld erfordert, auch weil Haupt- und Vorspeisen ausgegeben werden. Was besonders die Kleinen freut: Es gibt jeden Tag Pizza. Wer genug vom Meer hat, schwimmt im großen Adults-only-Becken, während der Nachwuchs im 30 Zentimeter tiefen Kinderbecken planscht. Beide werden mit einer geothermischen Anlage beheizt, weshalb man von Anfang April bis Anfang November hier einchecken kann und die Anlage vor allem bei Familien mit Kleinkindern beliebt ist.
Mehr als Strand und Meer
Das Zentrum vom Bibione ist fußläufig keine zehn Minuten entfernt, ein Rad empfiehlt sich dennoch. Der Verleih befindet sich in der Anlage und Radrouten gibt es fast so viele wie Sand am Meer. Sie führen den Strand entlang und zu den Leuchttürmen, auch den Tagliamento kann man entlangradeln, mit der Fähre um einen Euro in wenigen Minuten nach Lignano übersetzen oder die Lagune Vallevecchia erkunden und einen Blick auf die Casoni werfen. Wer sich diesen traditionellen Fischerhütten aus Holz und Schilf vom Wasser aus nähern möchte, bucht eine Schiffstour. Es gibt viel zu entdecken, und auch wenn Bibiones Ortskern nicht wirklich ansehnlich ist, die Umgebung ist es sehr wohl. Wer Grado, Udine oder Cividale bereits kennt, fährt in das 30 Autominuten entfernte Portogruaro und wird begeistert sein von seiner mittelalterlichen Altstadt mit dem schiefen Turm und den venezianischen Palazzi.
- Infos: linodellefateresort.com
- Preisbeispiele für die Nebensaison (17. September bis 2. November): 5 Nächte im Bungalow Pino Nero für zwei Erwachsene 610 Euro, 860 mit HP; 5 Nächte im Bungalow Leccio für zwei Erwachsene und zwei Kinder 840 Euro, mit HP 1230 Euro
Sandstrand u das gesurme den ganzen Tag rundherum, muss ja Toll sein so ein Urlaub