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Wo man Elefanten hautnah erleben kann

Von Christian Schreiber, 28. Jänner 2023, 14:15 Uhr
Elefanten hautnah
Elefanten im Golden Triangle Camp in Chiang Mai im Norden Thailands Bild: Anantara

Die Tiere sind eine große Touristenattraktion im thailändischen Phuket und sichern so mancher Familie das Überleben. Die Frage ist: (Wie) darf und kann man sich den Dickhäutern nähern?

Die beste Freundin von Ek Sukcholatarkul ist fünf Jahre alt und wiegt gut und gerne 1000 Kilo. Sie heißt Pinky, ist eine junge Elefantendame und das Gute-Laune-Tier hier im Elephant Wildlife Sanctuary auf der thailändischen Insel Phuket. Auch die anderen Tierpfleger neben Ek sind ganz vernarrt in Pinky, die sich gerne einmal einen Spaß daraus macht, mit dem Rüssel Kapperl von den Köpfen zu ziehen. Während eine deutsch-österreichische Touristengruppe Bananen und Zuckerrohr hackt, hält sich Pinky brav im Hintergrund. Sie weiß, dass die Urlauber gerade ihre nächste Mahlzeit zubereiten.

Erste Camps im Norden Thailands

Allein in der Region Phuket gibt es drei Dutzend Elefanten-Camps, in ganz Thailand sind es weit über 100. Die Tiere sind eine Attraktion, aber man muss sich fragen: Was kann und darf man den Elefanten zumuten? Immer noch sieht man, wie Touristen auf die Rücken der Riesen gehievt werden, um durch den Regenwald zu reiten. Dabei wird das von Tierschützern längst geächtet. Vor allem im Norden Thailands, rund um Chiang Mai, sind erste Camps entstanden, in denen es keine Interaktion zwischen Touristen und Elefanten mehr gibt. Sie bezeichnen sich oft als "Sanctuary" oder "Retirement", was so viel wie "Schutzort" bedeuten soll. Ehemalige Arbeits-, Zirkus- und Bettelelefanten, die gemeinsam mit ihren Besitzern durch die Städte zogen, um Mitleid zu erwecken, bewegen sich dort frei in einem Reservat. Touristen zahlen Eintritt und schauen zu, wie sie gefüttert oder gewaschen werden. Das mag aus ethischer Sicht die beste Form sein, den domestizierten Tieren ein Überleben zu sichern. Aber weil die Elefanten oft auch das Überleben der Menschen sichern, muss man an dieser Stelle die Geschichte von Ek und seiner Familie erzählen.

Elefanten hautnah
Pinky freut sich über eine Portion Bananen. Bild: Schreiber

Der 28-Jährige arbeitet seit vier Jahren hier im Camp. "Es war das erste Sanctuary auf Phuket", sagt er. Dort lebt rund ein Dutzend Elefanten zwischen vier und 67 Jahren. Da ist zum Beispiel Ploy, die zu den Oldies zählt, und stolze 2800 Kilo auf die Waage bringt. Früher musste sie Bäume schleppen und, als das verboten wurde, in Shows auftreten. Ihre Ohren sind verstümmelt, auf dem linken Auge ist sie fast blind. "Das haben ihr die Vorbesitzer zugefügt." Die Elefantendame Saidee ist 20 Jahre alt, war ein Zirkuselefant und hat in Gefangenschaft eine Tochter geboren: Pinky. Noch immer werden in Thailand Show- und Reit-Elefanten nachgezüchtet, noch immer gibt es Berichte über Wilderer, die Elefantenbabys im Dschungel jagen und die Mütter abschlachten.

Ek hat aber nicht aus Mitleid im Elephant Wildlife Sanctuary angeheuert. Vielmehr wollte er den grauen Riesen nahe sein. So wie er es aus seiner Kindheit kennt. Seine Eltern betreiben eine Farm und besitzen fünf Elefanten, die sie aber aus der Hand geben mussten. Jahrzehntelang sicherten die Tiere das Einkommen der Familie, sie schleppten Holz- und Baumaterial in den Bergen. Als das per Gesetz verboten wurde, hatten Familien wie jene von Ek ein Problem. Es galt, Elefanten durchzufüttern, die tägliche Rationen an Blättern, Gras, Bananen und Zuckerrohr benötigen, die zehn Prozent ihres Körpergewichts betragen. Angeblich kostet das pro Elefant bis zu 4000 Euro im Monat. Viele Familien schickten die grauen Riesen in ihrer Verzweiflung fort in den Wald, aber die Tiere kamen zurück. Auch ein Projekt der Regierung, domestizierte Elefanten an die Wildnis zu gewöhnen, scheiterte. Viele verendeten in freier Wildbahn.

So entstanden mehr und mehr Camps in Thailand, die auf Einnahmen aus dem Tourismus setzen. Das gängige Modell, das auch Eks Eltern Einnahmen beschert, um zu überleben, funktioniert bis heute so: Der Elefantenbesitzer verleiht seine Tiere an eine Einrichtung und kassiert dafür eine Geldsumme. Der Betreiber des Camps ist für die Versorgung der Elefanten zuständig, kommt auch für medizinische Hilfe auf und muss dafür genügend zahlungswillige Kunden anlocken.

"Wir müssen den Touristen auch etwas bieten, sonst kommen sie nicht. Aber den Elefanten muss es dabei gut gehen", sagt Ek, der mit der Urlaubergruppe und seiner Kollegin Nan loszieht in Richtung des kleinen Badetümpels. Jeder hat einen kleinen Korb mit Futter in der Hand. Man darf es den Elefanten reichen, die mit der Spitze ihres Rüssels, der rund 40.000 Muskeln enthält, zuschnappen und sich Bananen und Zuckerrohr ins Maul stecken. Bis zu 20 Stunden pro Tag sind die Tiere mit Fressen beschäftigt. Ihr Verdauungstrakt arbeitet so schnell, dass das, was sie vorne reinstopfen, kurz später schon wieder hinten rauskommt.

Pinky bekommt am meisten

Pinky wurde der Gruppe zugewiesen und darf sich daher frei auf dem Gelände bewegen. Sie bekommt am meisten, die anderen Tiere warten in ihren überdachten Boxen und strecken ihre Rüssel so gut es geht Richtung Fresskorb. Jedes Tier hat einen eigenen Mahut, einen Pfleger, der stets an dessen Seite ist. Regelmäßig machen sie mit den Elefanten Spaziergänge in den Wald. Alleine dürfen sich die Riesen nicht bewegen, weil das Areal nicht eingezäunt und zu nah an der Zivilisation ist.

In Thailand gibt es vermutlich nur noch 300 bis 500 wilde Elefanten, die meisten davon befinden sich im Khao Yai Nationalpark, der etwa drei Autostunden von Bangkok entfernt ist. Schätzungen gehen von rund 4000 domestizierten Elefanten aus, die in Camps leben. Die Tiere wurden schon vor Hunderten von Jahren gebändigt, teils auf brutalste Weise.

Sie kamen in Schlachten zum Einsatz und haben Thailand geholfen, Kriege zu gewinnen. Auch deswegen werden sie heute verehrt, gelten als heilige Tiere und Glücksbringer. Der 13. März ist nationaler Elefantentag in Thailand. Die Tiere bekommen ein Schmankerl-Buffet, ein Mönch eilt herbei und segnet jedes einzelne. Sogar ein Buchstabe im Alphabet ist den grauen Riesen gewidmet.

Elefanten sind auch Glücksbringer. Sie stehen als bunte Plastikversionen vor Hotels und Einkaufszentren und baumeln an Ketten. Kein touristischer Hotspot ohne Elefanten-Krimskrams. So verkaufen die Souvenir-Händler auf der James-Bond-Insel, wo Teile von "Goldfinger" gedreht wurden, keine goldenen Pistolen, sondern silberne Elefanten-Anhänger. Selbst bei "Big Buddha", einer 45 Meter hohen Marmorstatue, die Pilgerstätte für Touristen und Buddhisten gleichermaßen ist, liegen Elefanten-Puzzles in den Geschäften. Passend dazu erklärt der Guide einer englischen Gruppe: "Der Elefant ist die ultimativ letzte Stufe der Reinkarnation."

Und schließlich gibt es Ganesha, den Elefantengott, der auch im Elephant Wildlife Sanctuary, in dem Ek arbeitet, eine kleine Gebetsstätte bekommen hat. Der 28-Jährige hält dort kurz inne und zündet eine Räucherkerze an, während die deutsch-österreichische Touristengruppe in bunten Plastikschüsseln Gatsch anrührt. Die Besucher mischen calciumhaltige Erde mit Kurkuma, Salz, Kokosnussöl und Wasser. Am Ende ergibt das eine Feuchtigkeitspackung, die sich Pinky in aller Ruhe von zehn Menschenhänden auf die Haut auftragen lässt. "Das heilt kleine Wunden und hilft gegen juckende Gelsenstiche", erklärt Ek.

Danach steigen die Touristen in Bikini und Badeshorts gemeinsam mit Pinky in einen Badetümpel, wo sie dem Elefanten Rücken und Rüssel schrubben. Ist damit endgültig eine rote Linie überschritten? Bis vor wenigen Jahren war das "Baderitual" in allen Camps in Thailand Standard.

Selbst Saengduean Lek Chailert, die als große "Elefantenretterin" gilt, bot es als Touristenattraktion an. In einem Interview erklärte sie dann: "Als wir das Baden verboten haben, kamen anfangs weniger Touristen, aber mittlerweile findet ein Umdenken statt." Heute sei sie der Meinung, dass die Interaktion mit Menschen, egal wie gut gemeint sie auch sein mag, Stress bedeute. Ek ist überzeugt: "Die Touristen bleiben aus, wenn sie nicht mehr so nah an unsere Tiere ran dürfen. Dann müssen wir die Elefanten zurückschicken in die Ungewissheit."

Information

  • Anreise: Eine gute Verbindung nach Phuket gibt es mit Etihad Airways z. B. ab München mit Zwischenstopp in Abu Dhabi bzw. mit Austrian Airlines von Wien nach Bangkok, weiter mit Thai Smile Airways nach Phuket
  • Unterkunft: Die Anantara-Hotels Layan und Mai Khao bieten luxuriöse Zimmer und Villen und stellen gute Ausgangspunkte für die Erkundung der Insel dar. Zudem vermitteln sie Besuche im einem Elephant Sanctuary und haben weitere Ausflüge in Kooperation mit Einheimischen im Programm (z. B. Sprach- und Kochkurse, Bootsausflüge). Im Norden Thailands (Chiang Mai) betreibt die Hotelkette ein eigenes, preisgekröntes Elefantencamp (wissenschaftliches Forschungs- und Schutzprogramm). anantara.com
  • Elefanten-Camps in Phuket: Es gibt drei Dutzend Camps auf der Insel. Das hier vorgestellte Elephant Wildlife Sanctuary liegt zentral im Thalang District. Eintritt ab etwa 30 Euro (Fütterung). elephantwildlifesanctuary.com
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1  Kommentar
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Gugelbua (31.923 Kommentare)
am 02.02.2023 14:34

war schon Vorort, man versucht die verwaisten Baby Elefanten zu retten,
leider gibts so wie in Afrika auch die Wilderer deren man nicht Herr wird🥺
Spenden werden gerne angenommen

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