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"Wie für Könige"

Von Ulrike Rubasch, 18. Mai 2019, 00:04 Uhr
"Wie für Könige"
André Hellers magischer Garten Anima ist nach zehn Jahren bereits zu einem der Wahrzeichen Marrakeschs geworden. Prächtige Pflanzen und Kunstwerke aus aller Welt sind sinnliches Erlebnis vom Feinsten. Bild: Rubasch

Den Süden Marokkos im Traveller-Stil mit Kindern zu erforschen und dabei den "Blick des ersten Mals" zu pflegen, ist ein wundervolles Abenteuer. Das Land zeigte sich ursprünglich, märchenhaft und überaus kinderliebend.

Schon waren Hitze und Rucksackschlepperei vergessen. Der Bub mit seinen zwölf Jahren staunte ehrfürchtig mit halboffenem Mund: "Das ist ja wie für Könige!" Mit seinen Eltern und seiner siebenjährigen Schwester war er nach einer anstrengenden Odyssee durch die verwinkelten Gässchen des orientalischen Altstadtkerns von Marrakesch in einer versteckten Altstadtvilla (Riad) aus Lehmziegeln gelandet. Kühl und still. Oase im Trubel.

Jedes Detail des Riad könnte einem Märchen von 1001 Nacht entstammen, die Lampen, Wandmosaike, Nachtkästchen, der köstliche Pfefferminz-Willkommenstee und erst ... – "Mamaaa, schau mal, das Bad! Goldene Wasserhähne!"

Mit Kinderaugen versuchten die viel gereisten Eltern die Begeisterung der Kinder neu zu teilen, was zugegebenermaßen (etwa bei den zahllosen Streunerkatzen) nicht immer, aber sehr oft gelang. Schließlich erlebte unser Nachwuchs vieles zum allerersten Mal: Fliegen, Taxifahren, Orient, Menschen mit Turban am Kopf, Geländefahrt im Jeep, in der Öffentlichkeit mit den Fingern essen, Wüste, Sandsturm, selbst gefundene Fossilien, Oasen mit Dattelpalmen. Es war auch für uns Erwachsene das erste Mal, dass wir mit unseren Kindern so eine Reise mit Rucksack und wirklich leichtem Gepäck – wir flogen nur mit Handgepäck – wagten. Ein Abenteuer im Süden Marokkos, das sich auf voller Länge gelohnt hat.

"Wie für Könige"
Der allabendliche Höhepunkt in Marrakesch ist das bunte Treiben auf dem Platz der Gaukler, Djemma El Fna. Bild: Rubasch

Busfahren – komfortabler als erwartet

Unsere Osterferien begannen also diesmal mit zwei fix gebuchten Nächten in der marokkanischen Küstenstadt Agadir, bewusst ohne Programm, für ein langsames Ankommen in einer anderen Kultur. Die 1960 von einem Erdbeben zerstörte Stadt hat ohnehin nichts zu bieten außer dem Atlantik mit traumhaften, kilometerlangen (windigen) Sandstränden. Einheimisches Geld einzuwechseln und umzurechnen fiel für die in den Euro geborenen Kinder bereits in die Kategorie "Unterhaltungsprogramm". Agadir ließen wir also leichten Herzens in einem überraschend komfortablen Überlandbus für insgesamt 40 Euro in fünf Fahrstunden hinter uns. Auf uns wartete die verführerischste der vier Königsstädte: Marrakesch.

Drei Tage Zeit sind das Minimum für diese Perle des Orients, die sich ihre Ursprünglichkeit und Wildheit wie keine andere trotz der überall sichtbaren Modernisierungen bewahrt hat. Nicht umsonst sind ihr internationale Stars wie Brad Pitt, Kate Moss oder der verstorbenen Modedesigner Yves Saint Laurent (YSL) verfallen (Der Garten Majorelle mit dem YSL-Museum ist zur Hauptreisezeit Ostern mit Kindern wegen des enormen Andrangs übrigens keine so gute Idee.).

"Wie für Könige"
Im Tuktuk-Taxi in Marrakesch geht’s zum Hotel in der Medina. Die letzten Gässchen sind nur noch zu Fuß erreichbar. Bild: Rubasch

Von unserer Altstadt-Oase, einem der vielen liebevoll instand gesetzten Riads mit Tauchbecken im Innenhof, ließen wir uns untertags durch die verwinkelten Gassen der "Roten Stadt" treiben. Immer wieder mussten wir den Kindern versichern, dass wir uns noch nicht verirrt hätten – was nicht immer der Faktenlage entsprach, doch der allgemeinen Beruhigung dienlich schien. Und jedes Mal schafften wir es auf einem anderen Weg gegen Abend dort ins orientalische Treiben einzutauchen, wo es mit Sicherheit am dichtesten und lärmendsten zugeht: auf dem Djemma el Fna. Auf dem großen Platz der Gaukler packt einen der Orient mit Haut und Haar. Schlangenbeschwörer, dressierte Affen, Hellseher und Geschichtenerzähler, dazu frisch gepresster Orangen-Granatapfel-Saft – was will das kindliche (Erwachsenen-)Herz mehr?

Der einzige Bahia-Palast, den der einstige Sklave und spätere Großwesir Si Moussa in den 1860er-Jahren von den besten Handwerkern des Landes errichten ließ und der wegen seiner aufwändigen Intarsiendecken weltberühmt ist, wurde mit entsprechend kindlichem Widerstand absolviert. Den zweiten Fixpunkt in Marrakesch, André Hellers Garten Anima, liebten die Kinder mindestens genauso wie ich: Stunden reinsten Vergnügens für die ganze Familie.

Hellers Garten war insgeheim mein eigentliches Ziel dieser Reise. Ein Shuttle-Bus brachte uns vom Zentrum der Stadt (online reservieren!) eine knappe Fahrstunde in den Süden der Stadt. Der große Sohn genoss die fantastischen Winkel der grünen Insel als Kulisse für sein Fantasy-Buch, während die Kleine mit unserer alten Fotokamera den Ort auf ihre Art entdeckte. Als dann auch noch der "Meister" selbst eine Runde im Garten drehte und launig en passant zu mir meinte: "Nützen Sie diesen Ort – schamvoll und schamlos!", war meine Freude vollkommen. Sich voller Demut über die (Un)-Möglichkeit zu freuen, dieser kargen Landschaft so ein grünes Paradies abzuringen, und mich hier ausgiebigst zu regenerieren, entsprach exakt meinem Ansinnen.

Wilder Ritt über den Atlas

Nun zog es die Reisenden über das schneebedeckte Atlas-Gebirge weiter in den Süden, in die Wüste. Dazwischen lag abermals eine mehrstündige Busfahrt über das schneebedeckte Atlas-Gebirge, die zeigte, wie zäh Kinder sein können. Dass ein einheimischer Mitreisender die in Höllentempo genommenen Kurven der Passstraße mit häufigem Erbrechen quittierte, machte das Reiseklima nicht angenehmer, den Kindern aber erstaunlich wenig aus. Alte Spiele wie "Ich-seh-ich-seh-was-du-nicht-siehst" oder das kleine Einmaleins als Wettbewerb halfen, die Zeit zu beschleunigen.

"Wie für Könige"
Osterspaziergang in den Dünen von Merzouga, erreichbar mit Mietwagen in einem Tag von Ouarzazate. Bild: Rubasch

Natur pur mit Sand und Schlucht

Das Wüstenstädtchen Ouarzazate entschädigte die Kinder augenblicklich für die Fahrt mit abendlichen Hoverboard- und Miniauto-Fahrten auf dem Großen Platz. Die ehemalige Garnisons- und heutige Filmstadt ("Qualliwood", Studios können besichtigt werden) ist eine ideale Ausgangsbasis für Touren in die Dünen von Merzouga, ins palmengesäumte Draa-Tal, die spektakuläre Dades- oder Todhra-Schlucht. Wer in kurzer Zeit viel sehen will, ist mit einem Guide samt geländegängigem Wagen gut beraten. Wir hatten mit Omar, einem erfahrenen deutsch- und englischsprachigen Reiseleiter (Agentur desertmajesty) großes Glück: Er wusste nicht nur die besten Stellen, wo wir versteinerte Schnecken finden konnten, sondern liebte, wie die Marokkaner im Allgemeinen, Kinder. Die Nacht im Wüstenzelt fiel für den Nachwuchs, dem Zeltnächte vertraut sind, abermals in die Kategorie "Wie für Könige". Ein Nebenraum überraschte mit fließendem Wasser: Dusche, WC und Toilette. Das war selbst unseren Königskindern zu dekadent – sie waren froh, den Sandsturm der Nacht überstanden zu haben und verzichteten morgens großmütig, "um nicht in der Wüste Wasser zu verschwenden", aufs Duschen.

 

Praktisches

Sicherheit: Marokko gilt trotz eines Gewaltverbrechens an zwei Touristinnen vergangenes Jahr als grundsätzlich sicheres und sehr kinderfreundliches Reiseland. Für das umstrittene Grenzgebiet zu Mauretanien gibt es von Österreich eine partielle Reisewarnung. Es sind keine Impfungen vorgeschrieben. Visum ist nicht nötig. Reisenden mit Kindern begegnet die Bevölkerung äußerst wohlwollend, hilfsbereit und (bei Händlern) erstaunlich wenig aufdringlich.

Kleidung: Zumindest Beine und Schultern sollten Touristen immer bedecken. Zu Ostern kann es noch recht kalt sein: Heuer gab’s Schnee in der Dades-Schlucht, Regen in der Wüste und 10 Grad in Agadir.

Reisen mit Kindern: Wenig Programm, immer (gekauftes) Wasser und Knabbereien dabeihaben, Reiseapotheke besonders für Durchfall und Magen.

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Autorin
Ulrike Rubasch
Redakteurin Wirtschaft
Ulrike Rubasch

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