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Wer will weg?

Von Bernhard Lichtenberger   09.Oktober 2021

Mit Hotels ist es so eine Sache. Man schielt nach den Qualität verheißenden Sternderln, aber im Innersten ist einem bewusst, dass es vornehmlich dazu da ist, ein Bett zum Schlafen zu haben, ehe wieder die zu entdeckenden Versuchungen der Außenwelt locken. Wer sich allerdings im südsteirischen Weinland in einem der zwölf Häuser unter dem Siegel "PURESLeben" einquartiert, ficht mit sich den Kampf eines Zerrissenen aus. "Ich bin ein Gast, holt mich hier raus!", fleht das eine Ich angesichts der landschaftlichen und kulinarischen Reize, die den Streuner stimulieren. "Wann i nur dableiben könnt", raunzt das andere Ich, und gibt sich dem Refugium des Wohlbefindens, Kuschelns, Entspannens und Genießens hin.

Was zieht so an, dass man am liebsten nicht mehr ausziehen möchte? Nehmen wir als Beispiel das Ferien-Chalet "Liebstöckl" im Kitzecker Sausal. Bloßer Stein, breite Glasfronten, altes Holz und wuchtige Tramen verleihen dem architektonischen Zwilling, dessen Giebelhäuschen durch den Vorzimmergang und zwei Terrassen verbunden sind, eine heimelige Atmosphäre. Den ersten Kaffee nippt man im freistehenden Bett mit ungehindertem Blick auf die Gegend, der über die sich in den Tälern erhebenden Nebelschwaden schweift und erst auf slowenischer Seite an seine Grenzen stößt. Im großzügigen Küchen-Ess-Wohn-Bereich knistern die glühenden Holzscheiter im Kaminofen, der von der Decke hängt.

Wer will weg?
Prachtlage am Weinberg: das Liebstöckl Sausal

Eine Etage tiefer ist die holzgetäfelte Terrasse so großzügig angelegt, dass sich mindestens ein Dutzend Körper auf Yogamatten verrenken könnten – wobei man sich nicht zu weit vorwagen sollte, fällt dort doch ein Weinberg mit rankenden Reben der Sorte Sauvignon Blanc steil talwärts. In diesen verirrt sich bisweilen ein Reh, das sich beim Äsen nicht stören lässt.

Zieht eine frische Brise auf oder neigt sich der Tag dem Ende zu, emigriert man in die außen angedockte Panoramasauna, deren gläserne Seiten von Süd bis West ausgerichtet sind. Darin wird geschwitzt, no na – aber im rötlich schimmernden Licht der untergehenden Sonne versteht sich die banale Porenöffnung als betörender Augenblick. Dem Aufguss folgt der beherzte Sprung in den anschließenden Infinity-Pool, auf dessen Wasseroberfläche sich im besten Fall der aufsteigende Mond spiegelt. Wer in der kalten Jahreszeit auf dieses nasse Vergnügen nicht verzichten will, dem dient sich das neu eröffnete Premiumhaus "Grabenschake" mit 144 Quadratmetern Wohnfläche am Oberhaager Tunauberg an. Es verfügt über einen zehn Meter langen beheizten Außenpool und präsentiert sich als Symbiose aus einem 200 Jahre alten, revitalisierten Bauernhaus und einem modern designten Anbau, der mit Naturstein, Glas und Leinen besticht.

Aber zurück ins liebgewordene "Liebstöckl", dessen Verlassen so schwer fällt. Wer will weg, wenn er nicht muss? Während sich die letzten Gespinste aus Träumen verflüchtigen, waren dienstbare und diskrete Geister bereits hellwach. Auf dem Bankerl vor der Haustür haben diese Geflochtenes deponiert, das sich als Frühstückskorb versteht – und maßlos untertrieben ist. Joghurts, Eier, zwei Käsesorten, Wurst, Speck, Gemüse, Milch, Bauernbutter, ofenfrisches Gebäck, Kaffee und Müsli sind darin so reichlich verstaut, dass genug für eine ordentliche Nachmittagsjause übrig bleibt – zudem kann jederzeit telefonisch nachbestellt werden, was zur Neige geht.

Auf Wunsch kommt selbst das Nachtmahl ins Haus. Geliefert wird Hausmannskost, vom Hirschragout mit Spätzle über das Geselchte mit Süßkraut bis zur steirischen Winzerjause. So fantastisch sich das ungestörte Urlaubs-Cocooning inmitten von Weingärten anfühlt – es wäre schon bedauerlich, würde man das reizende Umfeld links liegen lassen. Ein erster Schritt, der in diesem Fall eine kurze Autofahrt bedeutet, führt nach Oberhaag zu Sillys Kuchl. Inmitten der großen Stube des ehemaligen Weinstadels wird auf dem alten Holzofen donnerstags bis samstags ab 18.30 Uhr Bodenständiges aus eigener Landwirtschaft zubereitet, vom Tafelspitz mit Röstkartoffeln bis zum deftigen Bratl. In diesem einnehmenden, mit viel Liebe zum Detail gestalteten Ambiente lernt der Gast auch seine Gastgeber kennen, die Brüder Dietmar (48) und Gerald Silly (40).

Wer will weg?
Tolles Ambiente: Sillys Kuchl in Oberhaag

Dietmar, einst Kellermeister auf Schloss Seggau, der größten und ältesten Weinkellerei der Steiermark, baute vor 15 Jahren zur privaten Nutzung ein altes Kellerstöckl um – und kam drauf, dass ihm die Zeit fehlte, es auch zu genießen. Daraus entstand die Idee, das, was er als "Luxus des Einfachen" versteht, gegen gutes Geld zu vermieten. Es folgte Haus um Haus, architektonisch Altes und Neues verknüpfend, selbstredend in aussichtsreichen Lagen, bis das Dutzend voll war. Gerald wiederum kümmert sich um das Weingut Silly, dessen Reben an der Südsteirischen Weinstraße im slowenischen Plac (Zieregg) und an der Sausaler Weinstraße gedeihen. Morillon, Sauvignon blanc und Weißburgunder sind auf sechs Hektar bestimmend.

Wer will weg?
Gerald Silly kümmert sich um das Weingut und bietet in Sillys Kuchl in Oberhaag Verkostungen an.

Zum Müßiggang in PURESLeben-Domizilen gar nicht im Widerspruch steht das Eintauchen in die landschaftlichen Schönheiten. Dazu gehört zum Beispiel eine Wanderung durch die Altenbachklamm in Oberhaag. Eine gute Stunde darf man für die Tour durch das 2,3 Kilometer lange Naturjuwel einplanen. Nach einer Hängebrücke, pulsbeschleunigenden Holztreppen und 400 überwundenen Höhenmetern lohnt die Einkehr in der Panoramaschenke Tertinek, von der aus sogar Graz zu sehen ist.

Von unserem "Liebstöckl" aus spaziert es sich gemütlich zur 1838 auf einer Anhöhe errichteten Theresienkapelle, vorbei an knorrigen, betagten Obstbäumen und Spalieren der Weingärten. Und man darf sich dabei sicher sein, ohne große Ortskenntnisse auf eine Buschenschank zu stoßen, die feine Tröpferl und Typisches wie Käferbohnensalat oder Verhackertes kredenzt.

Wen die Füße ganz weit tragen, der mag es sogar bis Kitzeck im Sausal schaffen, das höchstgelegene Weinbaugebiet Österreichs. Auch dort finden sich zwei Brüder, Bernhard und Stefan Schauer, die leidenschaftlich das bis ins Jahr 1757 zurückreichende Weingut bewirtschaften. Deren Eltern führen die Buschenschank mit einem idyllischen Garten. "Ausdrucksvoll und spannend", nennt etwa Elisabeth Grabmer, 2-Hauben-Köchin der Grieskirchner "Waldschänke", die von Mineralität und Rauchigkeit gekennzeichneten Weine der Schauer-Buben.

Vier Hauben in St. Andrä

Und wenn wir schon bei den Hauben sind: Im alten Pfarrhof in St. Andrä im Sausal bringt sich ein Oberösterreicher ins Spiel der gehobenen Kulinarik, der Gault Millau bescheinigt dem 29-jährigen gebürtigen Linzer Harald Irka aktuell vier Hauben. Die mehrgängigen Menüs, die der als Wunderkind der Gastronomie und "Mozart der Küche" gehandelte Speisenhexer auf die Tische im Gewölbe bringt, entführt über mehrere Stunden in neue Geschmackswelten.

Sollte sich im Weinland plötzlich die Lust auf Bier regen, ist keineswegs Hopfen und Malz verloren – schließlich befindet sich rund um Leutschach eines der drei österreichischen Hopfenanbaugebiete. In der kleinen Brauerei werden Spezialbiere feilgeboten, darunter auch ein Weinbier.

Wohin es einen auch lenkt, stets zieht es zurück ins "Liebstöckl", wo es mehr gibt als nur ein Bett zum Schlafen.

Luxus im Einfachen

Zwölf Ferienhäuser bietet „PURESLeben“ im südsteirischen Weinland an, vom 200 Jahre alten „Stadl Wuggitz“ für zwei Personen bis zum „Liebstöckl Sausal“ (bis 6 Personen) und dem eben eröffneten Luxus-Premiumhaus Grabenschake (bis 4 Personen). Preise für Lagenhäuser ab 320 Euro für 2 Personen/Nacht inkl. Frühstück, für Premiumhäuser ab 422 Euro. Eine Übernachtung im Grabenschake kostet für 4 Personen/Nacht heuer noch 1000 Euro, ab nächstem Jahr 1600 Euro pro Nacht.

Info: puresleben.at

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23. April 2024