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Wanderlust auf Gozo

08.Juni 2019

Wer GoZo sagt, der hat schon verloren. Denn dann weist man sich als noch nicht eingeweiht aus. Denn wer jemals in "GoSo" war, kennt nicht nur die richtige Aussprache, sondern weiß auch die Eigenheiten dieser Insel im Mittelmeer südlich von Sizilien zu schätzen.

Gozo im EU-Staat Malta ist nur 13 Kilometer lang und auf 43 Kilometern von steil abfallenden Klippen umsäumt. Für die schroff abfallenden Felsen ist der nicht sehr wetterfeste Kalkstein verantwortlich. Dafür spielt er besonders im Morgen- und Abendlicht in den schönsten Farben.

Gozo ist die kleine Schwester von Malta und das ist gut so. Denn im Schatten dieser geschichtsträchtig bespielten Insel finden nicht jene Bausünden statt, die Malta das Anbranden britischer Touristen bescheren. Während auf der Hauptinsel Malta Kräne das Wahrzeichen zu sein scheinen, sind es in Gozo die jahrhundertealten Steinmauern, die die Krume vor Erosion schützen und die kleinteilige Landwirtschaft ermöglichen, wie sie nach menschlichem Maß sein sollte.

Wanderlust auf Gozo
Schlösser wie Trutzburgen prägen das Landschaftsbild.

Gozo ist eine Insel ohne Apfelbäume und ohne Beerensträucher. Denn sogar die widerspenstige Brombeere gedeiht hier nicht. Vielmehr begleitet überall der Ohrwaschelkaktus. Hie und da bemühen sich Zitrusfrüchte. Oft weht rescher Wind, die Sommer sind heiß und das Meer ist azurblau. Es sollte auch erwähnt werden, dass es keine Bäche und Flüsse gibt und alles Wasser auf der Insel Gozo vom Regen stammt. Wie gut, dass eine Tonschicht die Regenfälle daran hindert, durch den Kalk ins Meer zu rauschen. Trotzdem kommt man ohne Meerwasserentsalzungsanlagen nicht aus. Absurderweise sind in so manchen Hotels in den Zimmern Badewannen eingebaut.

Ein "Berg" mit 167 Metern

Eine Insel im Langsamkeitsmodus wie Gozo mit nur 31.000 Einwohnern, 14 Dörfern und einer "Hauptstadt" namens Rabat alias Viktoria, die über 6000 Bewohner nicht hinauskommt, ist ideal für Wanderungen. Dies umso mehr, da es keine Berge gibt (die höchste Erhebung erreicht 167 Meter) und man ohne Schnaufmodus in spektakuläre Tiefen schauen kann. Denn die Klippen, auf denen man bequem beinahe eben dahinwandert, fallen hunderte Meter spektakulär ins Meer ab.

Wir verlassen uns auf die bewährte Kompetenz von "Weltweitwandern", ein Grazer Reisebüro des nachhaltig handelnden Weltenbummlers Christian Hlade. Er hob es vor rund 20 Jahren aus der Taufe, als er vom Himalaya zurückkam und Wandernachfrage ortete.

Weltweitwandern ist kein Reisebüro wie jedes andere. Man schreibt sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen, will Wege abseits von Trampelpfaden gehen und darauf achten, dass die Wertschöpfung regional bleibt und bei den Bewohnern der besuchten Gegenden ankommt.

Bei der Wanderreise "Sonne und Meer auf Malta und Gozo" ist dies (fast) gelungen. Die Hauptinsel Malta ist übrigens immer dabei, da man dort landet. Nach Gozo gibt es keine Linienflüge. Obendrein ist Maltas Hauptstadt Valletta auf der Insel Malta ein Geschichts-Muss. Man kann 500 Jahre Geschichte mit dem Johanniter-Ritter-Orden, der Besetzung durch Napoleon Bonaparte und der "Befreiung" der Insel 1814 durch die Briten, die sich dann doch als nicht ideal erwies und Malta zur Kronkolonie machte, nicht hinten lassen. Seit 1964 ist Malta eigenständig.

Wanderlust auf Gozo
Die engen Gassen von Maltas denkmalgeschützter Hauptstadt Valletta

Als die Briten gingen...

Am 31. März 1979 verließ der letzte britische Soldat Malta, was Ende März alljährlich als maltesischer Nationalfeiertag zelebriert wird. 2004 trat Malta der EU bei, was den Weg für Valletta frei machte, 2018 EU-Kulturhauptstadt zu werden.

Man spricht hier Malti, eine für den Rest der Welt unerlernbare Sprache, die zu einem Gutteil aus Arabisch besteht, durchsetzt mit Italienisch und jeder Menge Sonderzeichen.

Sogar Gerlinde, unsere Wanderführerin, kann Malti nicht so richtig – und das, obwohl die Niederbayerin seit 35 Jahren auf Malta lebt. Die Liebe, Sie verstehen...

Eigentlich sollte Gerlinde Wander-Aufpasserin heißen. Denn ihre vorrangige Aufgabe ist es, die Gruppe vom überhängenden Saum der Klippen fernzuhalten. Immer wieder bricht vom Wetter angeknabberter Kalkstein ab und stürzt ins Meer. Sogar das Wahrzeichen Gozos, ein Klippenbogen, ging bereits vor zwei Jahren den Weg alles Kalkstein-Irdischen.

Die Wanderwege sind nicht schwer zu finden. So "nackt" ist es hier. Im Frühling blüht hier bodennah alles um die Wette und sieht nach horizontalem Steingarten aus. Im Herbst leuchten dafür die Klippen im Abendlicht umso goldener.

Filmstars auf Schritt und Tritt

Kaum zu glauben, aber man folgt hier Filmstars auf Schritt auf Tritt. Malta und auch die niedrige Mehrwertsteuer (nur sieben Prozent) und wohl auch andere (Steuer)-Vorteile locken Filmteams aus aller Welt an. In der Bucht Mgarr ix-Xini (ja, die maltesische Sprache...) wurde der Streifen "By the Sea – Das Haus am See" mit Angelina Jolie und Brad Pitt gedreht.

Wanderlust auf Gozo
Sieht echt aus, ist aber eine Filmkulisse von „Popeye, the Sailor“.

Natürlich wandern wir dort hin. Ein sehr einfaches Restaurant, besser gesagt ein Kiosk, entpuppt sich als Überraschung. Dort weiß man sehr wohl, was man großen Namen schuldig ist. Es als Nepp zu bezeichnen, dürfte nicht ganz falsch sein, und da es dort in dieser Bucht nur eines gibt, kann man auch nichts verwechseln.

Man wandert und wandert und kann sich am Farbenspiel von Felsenockerbraun und Meeresblau kaum sattsehen. Alle paar Klippen steht ein Wachtturm der Johanniter-Ritter, der meist erstaunlich gut erhalten ist.

Die mächtige Präsenz der Jahre des Ritterordens lässt fast vergessen, dass die Insel bereits von den Phöniziern und den Römern bevölkert war. Wie das Volk heißt, das vor knapp 6000 Jahren den Ggantija-Tempel bei Xaghra errichtete (Unesco-Weltkulturerbe!), weiß man bis heute nicht. Doch ebenso viel Eindruck macht der Bauernhof Ta Mena, der auch ein Weingut ist. Hier labt man sich mittags ganz unkompliziert an derber Wurst, Oliven und Paste aus getrockneten Tomaten. Denn abends muss es wieder das Restaurant Oleander am Hauptplatz von Xaghra mit seiner Wachtel in Erdbeersauce oder Kaninchen in Erbsen-Tomaten-Sauce sein, das Nationalgericht von Malta. Oder sollen wir im benachbarten Restaurant "Venue" von Daniel Magrin die Hasenleber in Zwiebelsauce nehmen?

Tipps

Wohnen in Valletta: Hier gibt es viele Boutique-Hotels. Eine historische Adresse ist der Palazzo Prince D‘Orange, zentral in der Paul‘s Street. Die nur fünf Appartements (mit Küche) gruppieren sich um einen schattigen Innenhof. Das Penthouse ist spektakulär. Doch auch die Bewohner der vier anderen Suites haben Hafenblick und eine gemeinsame Dachterrasse. Palazzo Prince D‘Orange, St. Paul‘s Street 316, Valletta, www.palazzoprincemalta.com, ab 120 Euro pro Suite/Nacht.

Wohnen auf Gozo: Cornucopia-Hotel in Xaghra. Pools. Gutes Restaurant (Abendmenü 20 Euro): Nächtigung mit Frühstück: ab 91 Euro im DZ.

Essen in Valletta: Das „Kings Own“ in der Republic Street 274 sieht unscheinbar aus und ist echt maltesisch.
Fischfans empfiehlt sich das La Sfoglia in der Merchant Street 67. Nicht ganz billig.

Essen auf Gozo: In Xaghra sind zwei Restaurants am Hauptplatz: das Oleander (Montag Ruhetag) und das Venue (Terrasse im ersten Stock). In der Hauptstadt Viktoria/Rabat ist das It-Tokk am gleichnamigen Hauptplatz einfach und gut. Spezialität: Rindsroulade mit Faschiertem gefüllt in Tomatensauce alias „Bragioli“.

Weltweitwandern: „Sonne und Meer auf Malta & Gozo“: Reisedauer 8 Tage (davon 5 Wandertage), für leicht Geübte. Nächste Termine: 12. Oktober (1250 Euro), 9. November (1150 Euro) pro Person im DZ inkl. Flug und Teilverpflegung. www.weltweitwandern.com

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25. April 2024