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Nis?: Das kleinere Belgrad des Südens

Von Josef Achleitner   31.August 2019

Wie in Belgrad ist die Festung, einst von den jahrhundertelang herrschenden Osmanen gebaut, die historische Hauptattraktion der Stadt am Fluss Nis?ava. Der Schutzbau in der Dimension einer früheren kleinen Stadt bietet kein so spektakuläres Panorama wie jener in der Hauptstadt Belgrad mit dem Zusammenfluss von Donau und Save. Der Park der Festung von Nis? (Nisch gesprochen) ist für Einheimische und Touristen Erholungsraum und Sehenswürdigkeit zugleich, etwa mit der alten Moschee, einem Hamam und einem Amphitheater. Bei unserem Aufenthalt liefen jugoslawische Filme aus den 50er und -60er Jahren – im Stil genau so wie unsere Heimat- und Wörtherseefilme.

Nisˇ: Das kleinere Belgrad des Südens
Orthodoxe Kathedrale

Anfang August aber drängen die Massen zum Jazzfestival "Nis?ville" in die Festung. Auf den Bühnen ist Platz für Balkan-Jazz, Roma-Musik, Blues, Rock und Reggae, und es kommen seit Jahren die Größen der internationalen Jazzszene. Den meisten Andrang haben internationale Stars der Popszene wie diesem Sommer Bob Geldof, der dem Publikum eine tolle Show bot.

Nicht nur während der Festivals – es gibt solche für Wein, Bier oder für die Blätterteig-Bureks mit verschiedenen Einlagen – ist den Lokalen der Fußgängerzone jeden Abend Highlife. Die jungen Menschen – und nicht nur sie – verleihen der Stadt ein vitales Flair, das mit italienischen Städten vergleichbar ist. Die Straßen und Lokale sind sichtlich ihr Lieblingsaufenthaltsort. Und sie lassen keine Zweifel daran, dass sie in Sachen Mode keinen Vergleich mit EU-Europa scheuen. Hier mischen sich die Einheimischen – außerhalb der Ferien auch Studenten der besonders wegen der Technik-Fakultät renommierten Universität – mit Touristen. Hiesige trinken nach slawischem Brauch gerne Schnaps, und zwar den Obstbrand Rakija, am liebsten aus Zwetschgen (Sliwowitz) oder Weintrauben (Grozdova), im Fass gereift. Auch Frauen mögen das, wird versichert. Dazu gibt es zur Milderung Wasser oder Bier. Wie im Süden üblich, gibt es ausgiebige Vorspeisen, kalte Salate, dazu eingelegte oder gebratene Melanzani oder Paprika und immer Käsevarianten von Schaf, Kuh oder Ziege. Üppig wird es danach: Grillfleisch, Cevapcici, Würste, Ragouts und auch Innereien – köstlich für den, der sie mag.

Großes touristisches Potenzial

Für den schnellen Überblick ist in Nis? der offene Panoramabus anzuraten. Der fährt Sehens- und Merkwürdigkeiten wie den Schädelturm (Cele Kula) ab. Zur Warnung vor neuen Aufständen sammelten Osmanen die Schädel von fast 1000 serbischen Rebellen, heute sind noch 59 übrig.

Oder Crveni krst, das einst vom NS-Kollaborationsregime errichtete KZ, in dem 12.000 Menschen, vorwiegend Serben, getötet wurden. Leider derzeit geschlossen ist die Ausgrabungsstätte Mediana, die an die römische Zeit erinnert. Dass der römische Kaiser Konstantin der Große, Quasi-Geburtshelfer des europäischen Christentums, hier geboren wurde, erfüllt Nis? heute noch mit Stolz.

Nisˇ: Das kleinere Belgrad des Südens
Serben essen gerne gut und üppig.

Etwas außerhalb liegt Nis?ka Banja, ein auf Medizin eingerichtetes Radon-Heilbad, das mit einem Spa attraktiver gemacht werden soll. Für Outdoor-Fans sind die Berge und Schluchten um Nis? zwar noch ausbaufähig, aber als Naturphänomen höchst zugkräftig. Mit Staatshilfe, mehr Flugankünften (seit kurzem zweimal die Woche Salzburg–Nis?) sowie einem Investitionsschub könnte man die Touristenzahl verdoppeln, ist Tourismus-Chef Uros Parlic überzeugt.

Nisˇ: Das kleinere Belgrad des Südens
Schluchten und Kletterberge
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