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Mönche, Mangos, Massagen

Von Alexander Zens   19.Jänner 2020

Kuriose Stimmung am Ende einer Essensbestellung in Thailand: "same same … but different", sagen die Kellnerin und die Gäste fast gleichzeitig. Es wird gelacht. Diese Redewendung – zu Deutsch "ganz gleich und doch anders" – ist ein Markenzeichen für Thailand und andere südostasiatische Länder. Auch wenn niemand weiß, wie diese Legende überhaupt entstand.

Der Hintergrund ist banal: Man bestellt im Lokal oft exakt das Gleiche, aber der eine hat dann doch noch einen abweichenden Wunsch – zum Beispiel bei der Schärfe. Zu Recht. Das thailändische Essen mit Curry-Gerichten, Zitronengrasgeschmack und frischen Meeresfrüchten weist eine Grundschärfe auf. Wem das reicht, sollte "nicht scharf" bestellen. Wer mutiger ist, lässt sein Gericht "ein bisschen scharf" zubereiten. Teufelskerle bestellen "scharf".

"Same same … but different" kann aber auch als Sinnbild für Thailand insgesamt gesehen werden. Der Staat zwischen Myanmar, Laos, der Andamanensee und dem Golf von Thailand wirkt vertraut, ist aber doch exotisch. Vertraut, weil die Thailänder jahrzehntelange Erfahrung im Tourismus haben und oft gar nicht so anders ticken wie Europäer. Exotisch, weil Landschaften, Menschen und Tiere dann doch ganz anders aussehen.

Mönche, Mangos, Massagen
Mopeds sind weitverbreitete Verkehrsmittel für thailändische Familien. Nicht selten fahren drei oder vier Personen und Kinder gleichzeitig damit.

Neben dem hervorragenden Essen sind es eben die Menschen, die Thailand so liebenswert machen. Viele Thais haben die Freude als oberste Maxime erkoren – sowohl in der Freizeit als auch im Berufsleben. Sie sind demütig, höflich und vermeiden in jeglichen Situationen, dass jemand das Gesicht verliert. Ein "No" auf eine Frage gibt es ganz selten. Es wird mit "Yes" geantwortet und dann versucht, einen Wunsch irgendwie zu erfüllen, auch wenn es nicht möglich ist.

Freude und Spirituelles

Die überwiegend buddhistischen Thais leben auch spirituell – zu sehen in Tempeln und bei Buddha-Statuen im großen wie im kleinen Stil, oft einfach an der Straßenecke. Mönche prägen das Bild. So gut wie jeder Mann sollte einmal Mönch gewesen sein, man profitiert bei der Ausbildung. Die Mönche entsagen grundsätzlich allem Weltlichen, außer dem Smartphone – ohne das geht es dann doch nicht.

Mönche, Mangos, Massagen
Kahl geschorene Mönche

Thais sind aber nicht nur gut drauf, sondern auch nachdenklich. Denn es ist natürlich nicht so, dass es in diesem Land keine Probleme gäbe. Sie beschäftigen sich mit dem wirtschaftlichen Fortkommen und der politischen Entwicklung, Demonstrationen inklusive. Wer ins Gespräch kommt, hört oft Fragen und Bedenken: Wie wird König Rama agieren, nachdem der große Bhumibol 2016 gestorben ist? Warum hat das Militär in der Regierung das Sagen? Und wie lange dauert die aktuelle konjunkturelle Delle, die auch auf die weltwirtschaftliche Lage zurückzuführen ist?

Wer Thailand besucht, darf also mit jenen, die Englisch können, trefflich diskutieren. Und er kann das Land in all seinen Facetten genießen – vom hügeligen Norden über die pulsierende Hauptstadt Bangkok bis zum maritimen Süden mit seinen vielen Inseln.

Egal wo man sich befindet, es ist absolut empfehlenswert, so viele Massagen wie möglich in Spas oder am Strand zu absolvieren. Wer es nicht allzu hart und intensiv will, sollte statt einer klassischen Thai-Massage eine Öl-Massage wählen. Und man sollte in diesem Land so viele Früchte wie möglich essen. Wer wissen will, wie wirklich süße und saftige Mangos und Melonen schmecken, ist hier richtig.

Hat man zwei Wochen oder mehr zur Verfügung, dann ist eine individuelle Rundreise empfehlenswert, was in diesem Land mit seiner oft überraschend perfekten Reise-Infrastruktur und den vielen lokalen Angeboten relativ einfach ist: Reisen mit Flugzeug, Bus, Tuk-tuk und vor allem mit Booten. Letzteres ist ein Erlebnis, sowohl das Jetten mit Speed-Booten von Insel zu Insel als auch das Dahindüsen mit urigen Long-tail-Booten bei Schnorchel-Trips oder in den Kanälen Bangkoks. Bei Long-tail-Booten liegt der Motor ganz frei am hinteren Ende des Bootes, kombiniert mit einem langen Paddel.

Es gibt unzählige Destinationen, die es wert sind, besucht zu werden. Im Folgenden Höhepunkte:

Bangkok: Eine der reizvollsten Städte Asiens – wenn nicht die coolste und authentischste. Ja, auch hier wechseln einander moderne, hohe Gebäude und alte Stadt- sowie Vergnügungsviertel ab. Aber das Ursprüngliche überwiegt und bleibt im Gedächtnis. Besuche der Tempelanlagen, des Königspalasts, des schwimmenden Marktes sind Klassiker. Sich in kleinen Gassen treiben zu lassen, mit Thais ins Gespräch zu kommen und bei Garküchen an der Straße zu essen, ist das Besondere. Reizvoll in Bangkok: Wer will, braucht nicht mehr als Schiffe und Boote als öffentliche Verkehrsmittel.

Chiang Mai: Die frühere Hauptstadt des Königsreichs Lan Na (15. Jahrhundert) besticht mit Gemütlichkeit und Überschaubarkeit. In Chiang Mai bietet es sich an, ein Datum zu wählen, an dem eines der vielen traditionellen, religiösen Feste stattfindet. Dann säumen zehntausende Menschen die Straßen – etwa beim Loi-Krathong-Festival im November, wenn die Leute tausende Laternen als schwebende Fackeln in den Himmel steigen lassen: eine beeindruckende Szenerie. Rund um Chiang Mai kann man aber auch so richtig aktiv sein: Seilrutschen im Regenwald, Rafting und der Besuch und das Füttern von Elefanten. Einige Elefanten-Camps lassen nicht zu, auf Elefanten zu reiten, was gut ist, weil das Reiten den Tieren nicht guttut.

Rai Leh: Die Strände von Rai Leh liegen auf einer Halbinsel im Südwesten Thailands zwischen beeindruckenden Karstformationen und Felsen, die aus der Landschaft und aus dem Meer ragen. Auch hier ist es möglich, seinen Aktivitätsdrang auszuleben – etwa beim Kajakfahren und Klettern an Kletterwänden. Die tolle Wanderung zur gut versteckten Lagune artet übrigens für viele überraschend auch zu einer Quasi-Klettertour aus.

Mönche, Mangos, Massagen
Der Elefant gilt als tierisches Nationalsymbol von Thailand.

Trang Inseln: Sie liegen zwischen Ko Lanta und Ko Lipe, sind weniger überlaufen und punkten mit weißen Sandstränden und türkisblauem Meer: Zu den Trang Inseln gehören Ko Kradan, Ko Muk, Ko Ngai und Ko Libong. Ein Tipp: Auf Ko Ngai die Seele baumeln lassen und bei einem Schnorchel-Trip mit privatem Führer aufregende Plätze mit Korallen und Fischen entdecken. Ganz speziell: Eine Höhle auf Ko Muk, durch die man schwimmt und die zu einem von Felsen eingeschlossenen Strand führt.

Ko Kut: Paradiesische Insel im Südosten, die zwar etwas mühsamer zu erreichen, dafür umso schöner und ruhiger ist.

Daten und Fakten

Das Land: Thailand ist 513.000 Quadratkilometer groß und hat etwa 69 Millionen Einwohner. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf beträgt rund 7800 US-Dollar (Österreich 50.000). Das Wirtschaftswachstum sank 2019 von 4,1 auf 2,9 Prozent. Landeswährung ist Baht (aktuell: 100 Baht circa drei Euro).

Die Menschen: 75 Prozent Thai, 14 Prozent Chinesen, Rest vor allem Malaien. 94 Prozent sind Buddhisten, fünf Prozent Muslime. Die Amtssprache ist Thai, daneben werden 73 weitere Sprachen gesprochen.

Das Klima: Es ist tropisch. Von Juli bis Oktober ist Monsunzeit mit meist kurzem, aber sehr starkem Regen. Von November bis März ist eine trockene Phase mit Durchschnittstemperaturen um 28 Grad. Von April bis Juni ist es heißer und feuchter.

Die Politik: Die Thai wanderten im elften Jahrhundert ins heutige Thailand ein. Sie gründeten mehrere Königreiche, die in den folgenden Jahrhunderten zusammengeführt wurden. Die Könige behaupteten sich gegenüber dem westlichen Kolonialismus, mussten ihre Herrschaft aber wegen Widerstands im Inneren lockern. Seit der Einführung der konstitutionellen Monarchie 1932 herrscht in erster Linie das Militär, mit kurzen demokratischen Perioden. Ex-Armeechef Prayut Chan-o-Cha, der den Putsch 2014 angeführt hatte, wurde 2019 als Regierungschef bestätigt. Die Parlamentswahl im Vorjahr war von Betrugsvorwürfen überschattet.

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