Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Malediven: Wunsch oder Wirklichkeit?

Von Philipp Braun   31.März 2018


Wer auf die Malediven fliegt, kann fast nichts verkehrt machen. Der schwerste Fehler passiert zuhause. Der Koffer hat zu viel Gewicht und ist mit unnötiger Kleidung vollgepackt, die man vielleicht im nebligen Österreich benötigt; für eine Reise auf die Malediven erweisen sich große Urlaubstrolleys nur als unnötiger Ballast. Der Inselstaat im Indischen Ozean (340 Kilometer westlich von Indien) lockt mit tropischem Klima und Durchschnittstemperaturen um die 31 Grad. Freilich ist das nicht als Aufforderung zu verstehen, nur spärlich mit einem Palmenblatt bekleidet neckisch durchs Paradies zu hüpfen. Aber viel mehr benötigt es nicht. T-Shirt, Badehose, Lycra-Shirt zum Schnorcheln, Schlapfen, Flossen, Schwimm- und Sonnenbrille, und die Ausrüstung ist perfekt. Der Einstieg ins tropische Land, bestehend aus mehreren Atollen und einer berauschenden Unterwasserwelt, kann beginnen.

Start zum Inselstaat

Anfang der 70er Jahre waren die Malediven noch ein blinder Fleck auf dem Radar der urlaubshungrigen Sonnenanbeter, Wasserpritschler und Vitamin-D-Anhänger. Das sollte sich schnell ändern. Weiße Strände, Sand wie Puderzucker, türkises Meer, Robinson-Gefühle, Palmen und eine bunte Unterwasserwelt kurbelten die Nachfrage an. Das dazu passende Angebot wurde ständig erweitert. Anfangs noch im Umkreis der Hauptstadt Malé, ziehen sich mittlerweile die touristischen Wellenkreise bis hoch in den Norden und in den Süden. 1196 Inseln gibt es, verteilt auf 26 Atolle. 220 Inseln sind bewohnt, 120 touristisch genutzt.

Über die Malediven wird gerne ein Netz des Luxuriösen geworfen. Mit ausreichender Planung und rechtzeitiger Buchung schafft man es aber auch hier, sieben Tage leistbaren Urlaub zu verbringen, der in die Kategorie „Skiurlaub in der Hochsaison“ fällt. Zumindest aus monetärer Sicht. Die OÖN haben drei Resorts näher unter die Lupe genommen.

Neu und naturbelassen

Im Sommer 2017 wurde Dhigali-Maledives, ein neues Fünf-Sterne-Hotel, eröffnet. 45 Flugminuten nördlich von Malé gelegen und danach in 40 Minuten mit dem Speedboot zu erreichen. Auch wenn die Insel etwas größer als der Durchschnitt ist, ist sie doch ein kleines Eiland mit zirka 1,2 Kilometern Länge und hat sich den wilden tropischen Charme bewahrt. Behutsam griff man in die Natur ein, als die 180 Suiten, Villen und Bungalows errichtet wurden. „Wir wollten alles so ursprünglich wie möglich belassen und keine künstliche Landschaft erzeugen“, sagt Hassan Saed, der als Resort Manager tätig ist. Der Malediver selbst stammt von der Insel Fuvahmulah aus dem Süden ab.

Malediven: Wunsch oder Wirklichkeit?
Jederzeit ein Lächeln auf den Lippen. Rund um die Uhr. Viele Malediver strahlen eine ansteckende Freude aus.

Mit Hassan kommt man am besten übers Essen ins Gespräch. Auch wenn vieles importiert wird (hauptsächlich aus Thailand, Indien, Sri Lanka und Malaysia), gibt es köstliche Lebensmittel aus der unmittelbaren Umgebung. Der Resort Manager lächelt, wenn er zum Beispiel über den Brotfruchtbaum spricht. „In fast jedem privaten Garten stehen ein paar Bäume, die Schatten spenden und ausgezeichnete Früchte liefern.“

Die bis zu vier Kilo schwere Brotfrucht mit der markanten noppigen Struktur und der grünen Farbe wird nach dem Schälen entweder gekocht oder frittiert und ist eines der stärkehaltigen Grundnahrungsmittel der Malediver. Auf traditionelle Gerichte angesprochen, antwortet Hassan erneut mit einem Lächeln. „Unsere Küche zeichnet sich durch die Frische der Lebensmittel aus. Und durch die Vielfalt. Jede Familie hat ihr eigenes Rezept. Traditionelle Küche ist das, was wir von unserer Mama bekommen haben.“ Auf Dhigali gibt es zwar nicht unbedingt „Mamas Küche“. Was aber in den fünf Restaurants geboten wird, ist von erquicklicher Qualität und macht Lust auf mehr. Wünsche bleiben keine offen.

Malediven: Wunsch oder Wirklichkeit?
Zackenbarsch, klassisch gegrillt und nur mit Zitrone garniert. Die beste Art, diesen köstlichen Fisch zu genießen.

Neben den kulinarischen Höhepunkten ist der Norden auch für seine Mantas bekannt. Die bis zu acht Meter großen Teufelsrochen gleiten mit majestätischen Bewegungen durchs Meer und saugen mit ihrem riesigen Maul Plankton ein. Mit etwas Glück beobachtet man sie beim Riff, das in wenigen Minuten mit dem Ausflugsboot erreichbar ist. Ein anderes Riff mit einer beachtlichen Unterwasservielfalt befindet sich südwestlich von Malé. Auf Kandolhu.

Klein und sehr fein

Zehn Minuten benötigt ein Urlauber im Müßiggang für eine Inselumrundung zu Fuß. Ein Schnorchler schafft es in einer Stunde, wenn er sich nicht zu sehr ablenken lässt. Aber Schildkröten, Riffhaie, Oktopusse und unzählige andere Meeresbewohner bringen den zielstrebigen Wassersportler auf andere Gedanken, als sich einer Umrundungsbestzeit zu widmen.

Die Insel liegt im Ari Atoll, erreichbar mit dem Wasserflugzeug und einer Motorbootfahrt. Sie war dank des davorliegenden Riffs immer ein Eldorado für Taucher. Die Insel diente lange als Helikopterlandeplatz mit wenigen Schlafplätzen, wurde 2014 mit Luxusunterkünften bestückt und darf sich heute zur Riege der „Small Luxury Hotels of the World“ zählen. 30 mondäne Villen locken Verliebte und Wassersportler gleichermaßen an.

Malediven: Wunsch oder Wirklichkeit?
Das „Reef-Restaurant“ auf Kuramathi wurde einem Schiffsrumpf nachempfunden und ist für Fischküche bekannt.

Fünf Kategorien sind zu buchen. Alle in modern edlem Design eingerichtet, alle mit persönlichem Meerzugang und Blick aufs Wasser und alle mit den besten Annehmlichkeiten ausgestattet. Einen zusätzlichen Service in den Villen bietet eine GoPro-Kamera zum Ausleihen. Einfach zu bedienen, werden schöne Urlaubsmomente digital abgespeichert und können im Anschluss bequem auf einen USB-Stick gespeichert mit nach Hause genommen werden.

Die Pionierinsel für alle

56 Kilometer vom internationalen Flughafen entfernt, befindet sich die 1,8 Kilometer lange Insel Kuramathi. Als der große Touristenansturm Ende der 70er Jahre begann, war die Insel prädestiniert dafür: einfach zu erreichen und groß genug, um die Grundsteine für eine touristische Destination im Indischen Ozean entstehen zu lassen.

Heute bietet Kuramathi alles, was das Herz begehrt. Neun verschiedene Restaurants, Spa, Kinder-Club, Buggy-Service, botanischer Garten oder ein „Eco-Center“, welches auf die Bedrohung der Meere aufmerksam macht. Die Insel bietet trotz der Größe viele Rückzugsräume. Urlauber können aus zwölf verschiedenen Villenkategorien ihr gewünschtes Domizil wählen. Von der Garten-Villa angefangen, wo man nach wenigen Metern die Zehen in den Strand stecken kann, bis hin zu den Wasser-Villen, die elegant auf Pfählen über dem Meer thronen und einen Wunsch bedienen: gleich nach dem Morgenkaffee direkt vom Schlafzimmer ins Wasser springen. Und abtauchen.

Video der Unterwasserwelt:

 

Die Hotels im Überblick

Dhigali

Für wen? Für Junggebliebene mit Faible für modernes Design in natürlicher Umgebung.

Ungeeignet für: Ungeduldige Urlaubshungrige, die nach der Ankunft auf den Malediven möglichst schnell ins Meer hüpfen wollen. Ein Inlandsflug und eine Bootsfahrt stehen dazwischen.

Tipp: Massage im Spa und einen Ausflug zu den Mantas buchen.

Kostenbeispiel: 7 Tage im Beach Bungalow (BUX1), Halbpension, inkl. Flug mit Etihad Airways von München ab 2207 Euro/Person.

Homepage: www.dhigali.com

 

Kandolhu

Für wen? Pärchen, die den Hauch von Luxus einatmen wollen.

Ungeeignet für: Menschen mit Platzangst und die im Urlaub ein Bedürfnis nach Halligalli haben.

Tipp: GoPro schnappen, zum Meer gehen und abtauchen.

Kostenbeispiel: 7 Tage in der Jacuzzi Beach Villa (VIX1), Frühstück, inkl. Flug mit Etihad Airways von München ab 2594 Euro/Person.

Homepage: www.kandolhu.com

 

Kuramathi

Für wen? Familien mit Kindern, und Sonnenanbeter, die sich nach Abwechslung sehnen

Ungeeignet für: Individualisten, die mehr Wert auf Ruhe und Einsamkeit legen.

Tipp: Fischessen im Reef, Besuch des Eco-Centers.

Kostenbeispiel: 7 Tage in der Beach Villa (BUX1), Vollpension, inkl. Flug mit Etihad Airways von München ab 1408 Euro/Person

Homepage: www.kuramathi.com

 

Der „Regenwald des Meeres“

Die Zukunft der Korallen und der Fische ist alles andere als rosig

 

Sie haben kein Gesicht, keine Arme und Beine und sind weitgehend bewegungslos. Aber sie beherbergen rund eine Million an Pflanzen- und Tierarten, sichern den Lebensunterhalt von 100 Millionen Menschen weltweit und gelten aufgrund der Vielfalt als reichstes Ökosystem („Regenwälder der Meere“) der Welt.

Korallen sind aber auch stille Zeitzeugen einer Entwicklung, deren Zukunft zappenduster erscheint. Hätten sie ein Gesicht, es wäre wahrscheinlich genauso blass, wie die Korallen bleich sind. Gezeichnet von Umweltbelastungen und kurz vor dem Absterben. Paradox, wenn man bedenkt, dass Korallenriffe ein unerschöpfliches Reservoir an bioaktiven Stoffen beherbergen, die zur Entwicklung von Medikamenten dienen könnten. Erst ein Bruchteil davon ist pharmakologisch erforscht.

Der "Regenwald des Meeres"
Haie stellen keine Bedrohung dar. Die wahren Gefahren lauern woanders.

Seit den 80er Jahren beobachtet man weltweit eine Zunahme der Korallenbleiche. Korallen leben symbiotisch mit Algen, die für die Färbung verantwortlich sind. Bei konstant hohen Wassertemperaturen über 30 Grad produzieren die Algen Giftstoffe, sodass sie abgestoßen werden. Als Folge verlieren Korallen die Farbe und bleichen aus.
Unter normalen Umständen, die es de facto nicht mehr gibt, würden sich die Riffe erholen. Bei schnell wachsenden Korallen spricht man von zehn bis 15 Jahre. Auf den Malediven ist man sich der Dramatik durchaus bewusst. In Erinnerung bleibt der ehemalige Staatspräsident Mohamed Nasheed, der sich für schärfere CO2-Reduktionsziele einsetzte. Nach seinem Rücktritt 2012 verdrängten ökonomische Interessen die ambitionierten ökologischen Ziele. Szenarien, wie ein Anstieg des Meeresspiegels, werden weggelächelt, einen Plan B gibt es nicht.

Multiple Gefahren

Vereinzelt versucht man, Bewusstsein zu schaffen. Vanessa Kuhs hat „Marine Ökosysteme- und Fischereiwissenschaften“ studiert und hält auf Kuramathi Vorträge über die Schönheit und die Sensibilität von Korallenriffen und den Gefahren, denen die Riffe ausgesetzt sind.

Neben den Wassertemperaturen und vermehrten Auftreten von El Niño, einer Überfischung der Meere, Dynamitfischen und menschlichen Fehltritten betont Kuhs zwei weitere Schadquellen: Seestern und Sonnencreme.
Die Auswirkungen des rotblau schimmernden Dornenkronenseesterns sind besorgniserregend. Ein Tier vernichtet im Jahr bis zu sechs Quadratmeter Korallenfläche und vermehrt sich ungestört exponentiell. Fressfeinde wurden weggefischt, das Wachstum der Seesterne durch eingeschwemmte Nährstoffe gefördert. Die einzige Möglichkeit der Bekämpfung ist das Herausfischen.

Ein anderes Unheil droht von Sonnencremen und deren Inhaltsstoffen. „Bis zu 6000 Tonnen Sonnencreme enden jährlich weltweit in den Riffen“, erklärt Kuhs. In vielen sind Oxybenzone oder Octocrilen als UV-Filter enthalten, die sich auf die Korallen negativ auswirken.

Gibt es Alternativen zu Sonnencremen oder besteht die Gefahr, uneingecremt rot wie intakte Korallen zu werden? Im Meer hilft ein Lycra-Shirt, und wenn man nicht stundenlang in der Sonne brutzelt und sich behutsam den Sonnenstrahlen aussetzt, klappt es auch mit der Urlaubsbräune.

 

copyright  2024
18. April 2024