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Irlands herzliche Mitte

Von Andreas Fediuk-Winter, 30. November 2019, 00:04 Uhr

Die irische Mitte verdient Beachtung. Zu lange sehen die Iren schon zu, wie die Touristenströme von Küste zu Küste rasen, ohne vom Charme der "Hidden Heartlands" Notiz zu nehmen. Eine Betrachtung.

Im Landeanflug auf Dublin bin ich Zeuge der Schwierigkeit, allen Besuchern eines Landes gerecht zu werden, als die junge Dame hinter mir beim Blick aus dem Fenster ihre Mitreisenden wissen lässt: "Also, ich hab mir Irland grüner vorgestellt." Aufgeschlossenheit tut gut, besonders, wenn man sich abseits der ausgetretenen Pfade Irland annähert. Denn obwohl seit Jahrzehnten eine beliebte Reisedestination der Österreicher, behandeln wir das Herzstück des Landes stiefmütterlich. Einzig die Hausboot-Cruises auf dem River Shannon sind uns seit vielen Jahren ein Begriff. Das soll sich nun ändern. "Ireland’s Hidden Heartlands", das Projekt, die Region vor den Vorhang zu holen, hat einiges zu bieten.

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Das grüne Herz Irlands

Das grüne Herz Irlands

PDF-Datei vom 03.12.2019 (408,78 KB)

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Tommy the Teaser

Auf dem Weg zum Zentrum wollen wir aber nicht hetzen. Das irische Nationalgestüt in Kildare ist nicht nur für hippophile Reisende eine Bereicherung. Auf einem Rundgang durch die ausgedehnte Anlage lernen wir die Arbeitsweise am Gestüt und manche Anekdote kennen. So auch die Lebensgeschichte von "Tommy the Teaser", der seinen Namen der Tatsache verdankt, dass er als Pony-Hengst dazu verdammt ist, ein Leben lang die empfängnisbereiten Stuten zu erschnüffeln, ohne sich selbst den Freuden der Fortpflanzung widmen zu dürfen. Pferderennen stehen bei Iren hoch im Kurs, umso mehr Wert legen sie auf hochwertige Zuchtergebnisse. So erreichte 2019 der Spitzenhengst "Invincible Spirit" eine Decktaxe von 120.000 Euro je Besamung. Ein bestehender Walk of Fame der Rennerfolge wird eben um eine Info- und Erlebniswelt rund um den Pferderennsport erweitert. Das ist wahre Begeisterung. Wer aber nicht ganz so pferdenarrisch ist, dem wird als Alternative ein bemerkenswerter japanischer Garten geboten, der in 15 Stationen den Lebensweg eines Menschen darstellt.

Obama ein Ire? Of course!

Nachdem in den USA Millionen Nachfahren von irischen Auswanderern leben, haben es sich die Iren zum Sport gemacht, in der Ahnenreihe der jeweiligen US-Präsidenten zu forschen, zu wie viel Prozent diese Iren sind. Bei einem Besuch 2011 traf Barack Obama, zu drei Prozent Ire, seinen Cousin achten Grades, Henry Healy – seinen engsten irischen Verwandten aus Moneygall. Weshalb dieses laut Autobahnausfahrtschild das "Dorf der Ahnen von Präsident Obama" ist und über ein Obama-Café sowie eine Obama-Tankstelle und -Raststätte verfügt.

Der Glaube hat über die Jahrhunderte tiefe Wunden in die irische Seele gerissen. Die Zahl der Eindringlinge war groß. Ab 500 vor Christus wanderten Kelten ein, ab 795 plünderten Wikinger das Land und ließen sich später meist entlang der Küste und der Flüsse, bis weit ins Herz Irlands nieder. Lebensart und Glaube wurden assimiliert. Die Siedlungen blieben meist bestehen, wie zum Beispiel Athlone, das Zentrum der Heartlands. Die Burg thront am Shannon und gegenüber, am Anfang der Altstadt, kann man mit Blick auf den Fluss sein Bier genießen – die Dead Centre Brewery lädt zum Zwischenstopp mit kleiner Bierdegustation.

Das typische Symbol, dem man nicht nur in der für Irland kulturell bedeutendsten Klosteranlage von Clonmacnoise begegnet, ist das keltische Hochkreuz. Von der katholischen Kirche nicht als heiliges Kreuz anerkannt, gilt es hier trotzdem als sichtbares Fundament des Glaubens.

Glaube und Aberglaube

Eines haben sich die Iren trotz aller Glaubenswechsel über Jahrtausende aber bewahrt: Der Aberglaube bestimmt in vielen Bereichen das Leben mit und schlägt sich sogar in der Verwaltung nieder. So musste zum Beispiel ein Autobahnabschnitt umgeplant und die Trasse verlegt werden, weil sich Arbeiter weigerten, einen Weißdornbaum (Feenbaum) zu fällen – aus Angst, die Fee zu verärgern und damit großes Unglück über sie alle zu bringen. Einen aufschlussreichen Blick in die vorgeschichtliche Zeit bietet das Besucherzentrum von Rathcroghan. Die archäologische und mythologische Bedeutung der Gegend wird hier anschaulich präsentiert und durch einen Lokalaugenschein an keltischen Steinkreisen und Grabhügelanlagen abgerundet.

Entschleunigung als Ziel

Die Zukunft dieser Städte, Moorlandschaften, Seen und Hügel liegt wohl im sanften Tourismus, der aus einem stressigen Umfeld in eine spürbare Entschleunigung entführt. Die Ruhe nicht zu stören ist wesentlich. Deshalb lohnt es sich, lieber zwischendurch, wenn einen die Lust auf Trubel überkommt, einen Abstecher zu machen. Nach Galway beispielsweise, europäische Kulturhauptstadt 2020. Auch das macht den Charme der Heartlands aus. In einer Stunde an der Küste zu sein, Kultur, Streetfood und pralles Programm zu erleben, um danach wieder in ruhigeres Fahrwasser zurückzukehren. Der Ausgleich macht’s.

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Autor
Andreas Fediuk-Winter

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1  Kommentar
1  Kommentar
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( Kommentare)
am 01.12.2019 11:45

Im letzten Sommer war es äusserst unangenehm, in Irland zu reisen.

Unmengen von US-Amerikanern, die sich benehmen, als ob sie sich in Disneyland aufhielten!

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