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Im Königreich der Sehnsucht

Von Gerald Winterleitner, 11. Jänner 2020, 00:04 Uhr
Im Königreich der Sehnsucht
Abendstimmung am Strand von Agadir: Die Sonne versinkt in einem gold-roten Farbenspiel im Atlantik. Bild: Flo Albert

Marokko präsentiert sich wie aus 1001 Nacht: abwechslungsreich, bunt, überraschend. Das Land in Afrikas Nordwestecke ist bemüht, Träume wahr werden zu lassen. Auf Besucher warten neben prächtigen Palästen und verwinkelten Souks lange Strände und wilde Natur.

Der Klimawandel hat auch im Süden Marokkos seine Spuren hinterlassen. "Seit rund 25 Jahren hat die Menge der Niederschläge deutlich abgenommen", sagt Hassan, der Führer unserer Reisegruppe, "aber wenn es regnet, dann kommen aus dem Atlas Sturzfluten herab." Auch diese hinterlassen Spuren, ebenso die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Sousse-Ebene, des großen Obst- und Gemüsegartens Marokkos. Rund 60 Prozent der Orangen und Tomaten des Landes werden hier angebaut, ebenso Bananen. Der Grundwasserspiegel ist dadurch von 35 auf mehr als 100 Meter gesunken.

Während wir uns vom Atlantik-Badeort Agadir kommend bedächtig über die Honigstraße und durch das Sousse-Tal in Richtung Atlasgebirge bewegen, öffnet sich eine faszinierende, urwüchsige Landschaft. Bis in die 1970er-Jahre seien teils ganzjährig kleine Bäche geflossen, erklärt Hassan. Nun gliedern meist nur noch zahlreiche ausgetrocknete Bachläufe die Berghänge dieser schroffen, zerklüfteten Steinwelt. Ab und zu bietet unvermittelt eine Oase eine ebenso überraschende wie erfrischende Abwechslung. So etwa das Vallee du Paradis, das Paradiestal. Die staubige Trockenheit weicht plötzlich einer farbenfrohen, mit Palmen, Arganbäumen und natürlichen Pools durchtränkten Landschaft.

Hier befindet sich das Paradies für all jene, die sich zeitgerecht vor Hautalterung und Falten schützen wollen. Denn in den Berberdörfern wird das flüssige Gold Marokkos feilgeboten: Arganöl. Gewonnen in mühsamer Handarbeit aus den Samenplättchen der Nüsse des seltenen Arganbaumes, der endemisch nur in dieser Region beheimatet ist.

40 Kilo Nüsse für einen Liter Arganöl

Aufgrund seiner bis zu 30 Meter in die Tiefe reichenden Wurzeln kann der Baum selbst jahrelange Trockenheit nahezu unbeschadet überstehen. In dieser Zeit ernähren sich die Ziegenbäume, wie sie im Volksmund genannt werden, von der feuchten Luft, die der Wind aus der Bucht von Agadir weit ins Land hineinträgt. Und dennoch bringen sie mehrmals im Jahr Ertrag. Frauen klopfen dann tagelang die Schalen der Arganfrüchte auf, um an die wertvollen Kerne zu gelangen.

Im Königreich der Sehnsucht
Rund 40 Kilo Nüsse werden für einen Liter Arganöl benötigt. Bild: Flo Albert

"Für einen Liter Öl benötigen wir rund 40 Kilogramm Nüsse", sagt Samira, eine der Mitarbeiterinnen der Genossenschaft "Coeur de Nature". Das begehrte, kaltgepresste Öl mit dem charakteristischen Geruch findet in der Kosmetik und Medizin ebenso Verwendung wie in der traditionellen Küche Marokkos.

Neben den Arganbäumen sind es zahllose Mandelbäume, die die Gegend prägen. Im Februar schenken sie dem Betrachter ein eindrucksvolles Farbenspiel: Das Rot der Erde vermählt sich mit dem Grün der Bäume und dem Weiß der Blüten!

Perfekte Sonnenuntergänge

Grandios wie die unverbrauchte Berglandschaft, die zu ausgedehnten Wanderungen oder selbst spektakulären Klettertouren einlädt, ist auch der Fernblick. In Immouzer wird dieser auf rund 1200 Meter Seehöhe geboten. Er reicht über tiefe Schluchten hinweg bis an den Atlantik, wo der Horizont abends mit farbenprächtigen Sonnenuntergängen zu begeistern weiß.

Im Königreich der Sehnsucht
Grüne Oase im Paradies-Tal am Fuße des Atlasgebirges Bild: Flo Albert

Wer von Sehnsucht getrieben die Sonne vom Strand aus stilgerecht im Ozean versinken sehen will, für den ist Agadir der perfekte Ort. Die im Februar 1960 bei einem Erdbeben zu großen Teilen zerstörte Hafenstadt, über der die berühmte Kasbah, eine mächtige alte Festung, thront, ist das wichtigste Zentrum des Fischfangs des nordafrikanischen Landes. Mittlerweile hat es sich in ein pulsierendes Touristeneldorado mit zahlreichen internationalen Hotels gewandelt. Der ungezügelte Bauboom ist hier noch allgegenwärtig. Dennoch wird der Gast von einer betörenden Mixtur aus Tradition und Moderne verwöhnt. Auf der Suche nach Erholung und unbeschwertem Badevergnügen wird man mit Sicherheit fündig. Wer abends einen Sundowner in einem der Cafés und Bars an der Uferpromenade mit dem acht Kilometer langen Sandstrand genießt, versteht augenblicklich, warum Marokko als das Königreich des Sonnenuntergangs bezeichnet wird. Mit einem Farbenspiel, das von Gold über Orange bis Rot reicht, löst die Nacht den Tag ab.

Im Königreich der Sehnsucht
Orientalisches Flair beim Bauchtanz in Marrakesch Bild: Flo Albert

Ein Farben- und Sinnesrausch der anderen Art erwartet Besucher in der rund 260 Kilometer entfernten ehemaligen Hauptstadt Marrakesch. Hier wird die Sehnsucht nach 1001 Nacht, nach orientalischen Palästen und geheimnisvollen Fantasien zur Realität. Auch wenn die Geschichten aus "Tausendundeine Nacht" in Wahrheit in Indien und Persien spielen.

Auf dem Rad durch die Wüste

Marrakesch aber erfüllt all diese Erwartungen. Mehr als tausend sogenannte Riads, reich geschmückte Paläste mit verborgenen Innenhöfen und prachtvollen Gärten, gibt es in der Altstadt. Einer der schönsten davon ist der "Jardin Secret", der inmitten des Souks eine Oase der Stille bietet. Überwältigend ist auch jener Garten, den André Heller rund 25 Kilometer von Marrakesch entfernt erschaffen hat.

Im unübersichtlichen Gewirr des Souks bieten Händler wohlriechende Gewürze in vielen Farben an, Obst und Gemüse, Stoffe, Silberhandwerk und Keramik. Wer sich aufs Feilschen einlässt und die Regeln des Basars verinnerlicht, erwirbt Erinnerungen und Mitbringsel zum vernünftigen Preis.

Im Königreich der Sehnsucht
Eine nahezu unüberschaubare Fülle an Früchten wird von den Händlern in den Souks angeboten. Bild: Flo Albert

Dennoch aber bleibt der Verkäufer bei diesem ungleichen Duell immer mit einem zufriedenen Lächeln zurück. Aufpassen heißt es beim Treiben auf dem berühmt-berüchtigten Gauklerplatz. Doch wer Opfer eines der zahlreichen Taschendiebe wird, kann seinen Ärger in einem der Restaurants und Cafés auf den Dächern der Altstadt bei einem köstlichen Tee vergessen.

Marrakesch bietet aber mehr als dieses bekannte, traditionelle Gesicht. Außerhalb der zwölf Kilometer langen Stadtmauer wartet die Metropole mit ihrer modernen Seite auf. Elegante Geschäfte und moderne Architektur stehen im Kontrast zur traditionellen Medina.

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Gewürze in allen Farben Bild: Flo Albert

Wenig Tradition, dafür viel Potenzial hat das vor zehn Jahren von einer Holländerin gegründete "Pikala Bicycle Atelier". Hier werden alte Fahrräder repariert und Jugendliche als Touristenguides ausgebildet. Einer von ihnen ist Anass. Der 22-jährige Jus-Student führt bei Rundfahrten durch Marrakesch oder informiert bei Fahrradtouren unter dem Motto "Überleben in der Wüste". Wobei er den Gästen natürlich die Traditionen seines Landes näherbringt. Es sei toll, Menschen aus verschiedenen Ländern kennenzulernen, sagt Anass: "Vielleicht werde ich später einmal in Europa studieren."

Marokko werde er aber nie den Rücken kehren. Denn das Königreich des Sonnenuntergangs ist die Heimat seiner wahren Sehnsucht.

Tipps

 

Die TUI Care Foundation ermöglicht durch das Pikala-Projekt in Marrakesch jungen Menschen eine Berufsausbildung. Die Teilnehmer erlernen Fähigkeiten, die sie als Fahrrad-Reiseführer oder Radmechaniker brauchen. Touristen können das Pikala-Bike-Projekt unterstützen, indem sie etwa eine halbtägige Radtour in die Oase La Palmeraie buchen. Auf der Fahrt über verwinkelte Pfade und unter Hunderten von Dattelpalmen wird die Lebensweise der Einheimischen, die seit dem 11. Jahrhundert das Überleben inmitten der rauen Wüste perfektioniert haben, näher gebracht. Preis: ab 47 Euro

Flugverbindungen: Die Flugdauer von Wien nach Marrakesch beträgt rund vier Stunden. Austrian Airlines fliegt bis Ende Mai bis zu vier Mal pro Woche nach Marokko.

TUI hat aktuell in Agadir und Marrakesch je 23 Vertragshotels, im Sommer werden es in Summe 59 sein. Auch vier Rundreisen werden angeboten.

Riu Tikida Palmeraie: Eine Woche im Vier-Sterne-Hotel Riu Tikida Palmeraie in Marrakesch kostet im Doppelzimmer mit All-inclusive und Flug mit Austrian Airlines z. B. am 4. März ab Wien ab 869 Euro p. Person.

Riu Palace Tikida Taghazout: Drei Nächte im erst Mitte Oktober eröffneten Fünf-Sterne-Hotel Riu Palace Tikida Taghazout im Norden von Agadir, direkt am Atlantik, kosten im Doppelzimmer mit All-inclusive z. B. am 21. Februar ab 215 Euro pro Person, 7 Nächte ab 490 Euro.

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Autor
Gerald Winterleitner
Lokalredakteur Steyr
Gerald Winterleitner
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