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Hier wohnt das Azorenhoch

Von Barbara Rohrhofer, 10. August 2019, 00:04 Uhr
Hier wohnt das Azorenhoch
Blick auf Sete Cidades: Hier treffen die beiden Seen Lagoa Verde und Lagoa Azul aufeinander. Bild: OÖN/bar

Stürmischer Atlantik, zauberhafte Hortensienalleen, 1766 spektakuläre Vulkane, springende Wale, Bio-Teeplantagen, Mini-Ananas und absolut keine Hektik – auf den neun portugiesischen Azoren-Inseln gibt es viel zu erkunden

Hitze hatten wir zuhause in den vergangenen Monaten mehr als genug. Deshalb sollten die Temperaturen im heurigen Sommerurlaub am besten angenehm und frühlingshaft sein. Die Azoren – eine Gruppe von neun Inseln im Atlantik, die zwischen dem portugiesischen Festland und Amerika liegen – schienen wie geschaffen für erholsame Ferien abseits von überfüllten Städten und Stränden. Also wurden auch lange Hosen und Pullis eingepackt, die dann im Koffer bleiben mussten, weil es im Azorenhoch bei nur 25 Grad ganz schön heiß und schwül werden kann.

Aber zurück auf den gemütlichen Flughafen von São Miguel, der Hauptinsel der Azoren. Von hier aus ist es ein Katzensprung nach Ponta Delgada, einem charmanten Städtchen, in dem man offensichtlich sehr gerne traditionelle Feste feiert. Im Juli beispielsweise das Fest zu Ehren des Heiligen Geistes. Unzählige Gläubige und Blaskapellen bevölkern bei unserer Ankunft die kunstvoll mit Lavastein gepflasterten Straßen und Gassen. Die Prozessionen wollen kein Ende nehmen.

Alles hier scheint ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein und wirkt dann doch wieder sehr modern. Nur eines fehlt: Die Hektik. Das Leben läuft langsamer in dieser autonomen Region Portugals, die vielen relativ unbekannt ist, obwohl die Azoren auf keiner Wetterkarte fehlen. Vom Azorenhoch hängt es immerhin ab, wie sich das Wetter in Mitteleuropa entwickelt.

"All-inclusive"-Arrangements gibt es hier nicht, dafür aber eine gratis Anti-Stress-Kur für ungeduldige Menschen.

Hier wohnt das Azorenhoch
Feiern ohne Ende: In Ponta Delgada, der einzigen wirklichen Stadt auf den Azoren, gibt’s viele Feste. Bild: OÖN/bar

Denn: Schnell geht hier gar nichts und man wartet eine gute Viertelstunde auf den Milchkaffee, der hier viel billiger ist als zuhause und auch mit einem netten Lächeln serviert wird. "Auf die Azoren zieht es vor allem Urlauber, denen Natur und Ursprünglichkeit wichtig sind. Zudem sollten Sie unbedingt von der Ananas probieren, die bei uns wächst und gedeiht. Und natürlich auch unseren Tee. Der ökologische Anbau ohne Pestizide macht den Azoren-Tee zum Geheimtipp", steht im Reiseprospekt geschrieben, der in der kleinen, feinen Pension mitten in der Altstadt aufliegt. Was wir noch entdecken sollten: Neben Tee und Ananas gibt’s hier auch Bananen, klein, süß und köstlich.

Ein bisschen hat man sich also schon auf den Tourismus eingestellt. Ein kleiner Hop-on-hop-off-Bus fährt im Stundentakt die schönsten Punkte der Insel São Miguel ab. Vorbei geht’s an Hunderten Kühen und mannshohen blauen Hortensienwäldern, bis nach Sete Cidades. Hier treffen die beiden Seen Lagoa Verde und Lagoa Azul aufeinander, die sich laut Legende aus den Tränen formten, die bei der tragischen Geschichte von der verbotenen Liebe zwischen einer Prinzessin und einem Hirtenjungen vergossen wurden.

Berge von Frischkäse zur Vorspeise

Verboten gut ist auch das Essen, das in einem kleinen Wirtshaus auf engstem Raum in Buffetform angeboten wird. Hier kann man sich durch die kulinarische Vielfalt der portugiesischen Hausmannskost kosten: Viel Fleisch, noch mehr Fisch und Berge von Frischkäse. Der Käse ist hier so allgegenwärtig wie die Kühe. Rund 250.000 soll es auf den Inseln geben. "Genau so viele wie Einwohner", sagt die Stimme, die im Hop-on-hop-off-Bus via Kopfhörer zu den Touristen spricht. Und tatsächlich wird auf den Azoren viel über Kühe und Ananas gesprochen. Ein wesentlich größeres Thema sind nur die Vulkane.

Hier wohnt das Azorenhoch
Sonne, Wolken, Nebelschwaden: Das Wetter wechselt schnell. Bild: OÖN/bar

Sie prägen die Landschaft und haben viel Leid über die Inselgruppe gebracht, weil sie nie zur Ruhe kommen wollen. Von 1766 sind neun nach wie vor aktiv. Für echte Vulkanliebhaber empfiehlt sich der Westzipfel der Insel Faial, die sich täglich mit kleinen Flugzeugen und auch Fähren erreichen lässt. Aber bitte kein Stress! Hier erwarten einen nämlich noch mehr Beschaulichkeit und eine grandiose bis bizarre Landschaft.

Denn selbst nach einem halben Jahrhundert sind die Spuren des letzten großen Ascheregens allgegenwärtig: Der alte Leuchtturm ragt wie ein Mahnmal aus der schwarzen Vulkanschlacke. Unterirdisch hat man ein modernes Vulkanmuseum eingerichtet. Unter der Vulkanasche versteckt sich die coole Eingangshalle. Mit Computeranimationen wird die Entstehung der Azoren dargestellt.

Die landschaftliche Hauptattraktion der Insel hat – wie sollte es auf den Azoren anders sein – auch mit Vulkanen zu tun und befindet sich inmitten der kleinen Insel Faial.

Ein Krater mit zwei Kilometern Durchmesser kann in gut zwei Stunden zu Fuß umrundet werden. Der Wanderweg ist in Schuss und weil der Wettergott gute Laune hat, können wir die spektakuläre Aussicht über die Inseln bis hin zum Atlantik in vollen Zügen genießen. Wohl wissend, dass das Azorenwetter für seine Unberechenbarkeit bekannt ist. Gerade an warmen Tagen können sich in den Bergen leicht Kondenswolken bilden. Regen ist immer wahrscheinlich.

Das ist auch der Grund, dass ein Aufenthalt auf diesen Inseln nicht als reiner Badeurlaub verkauft werden kann. Strände gibt es, allerdings ist der Atlantik auch im Sommer eher erfrischend. Wir scheitern beim Versuch, uns in die Fluten zu stürzen. Allerdings ist es nicht die Wassertemperatur, die dieses Vergnügen vergällt, sondern die Portugiesische Galeere. Diese giftige Quallenart hat bläuliche, weiße oder violette Tentakel, die im Meer eine Länge von 50 Metern erreichen können. Der Kontakt mit der menschlichen Haut soll unglaubliche Schmerzen und sogar einen allergischen Schock auslösen können.

Hier wohnt das Azorenhoch
Insel Faial: Hier brach vor 50 Jahren ein Vulkan aus. Bild: OÖN/bar

Wale und Seebären

Die netten, engagierten Meeresbiologen in Faial bieten ein Alternativprogramm zum Baden. Täglich fahren sie mit Schnellbooten aufs Meer hinaus, wo Wale leben und tatsächlich gut beobachtet werden können. Nach nur einer Stunde auf hoher See beginnt das beeindruckende Schauspiel. Wieder zurück an Land, machen wir es wie die vielen Segler, die sich im kleinen Hafen Porto Pim treffen. Es sind echte Seebären darunter, mit sonnengegerbter Haut und zerzausten, gebleichten Haaren. Sie kommen mit Luxusjachten oder sturmgebeutelten Nussschalen in die Marina ins Café Peter Sport. Bekanntlich gibt’s hier den besten Gin Tonic im Atlantik. Viel besser als der Drink sind aber die Erzählungen der Segler. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Die Azoren

1766  Vulkane: Die Inselgruppe der Azoren ist vulkanischen Ursprungs. Insgesamt gibt es 1766 Vulkane, neun davon sind aktiv. Der höchste nennt sich Pico und ragt aus der gleichnamigen Azoren-Insel. Er ist 2355 Meter hoch und der höchste Berg Portugals. Wer ihn besteigen will, muss früh los und genügend Kondition haben.

Flüge: Geflogen wird von Österreich aus, meist von Wien, mit Zwischenlandung in Lissabon. Reine Flugzeit sind rund fünf Stunden.

Unterkünfte: Das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten ist groß und variiert von Insel zu Insel. Die meisten guten Hotels finden sich in den Hauptorten, in den ländlichen Regionen gibt es den „Turismo Rural“, bei dem Privatfamilien vermieten. Aufgrund der wirklich sehr hohen Luftfeuchtigkeit kann es leider vorkommen, dass die Innenräume der Quartiere einen sehr eigenartigen Geruch haben.

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Autorin
Barbara Rohrhofer
Leiterin Redaktion Leben und Gesundheit
Barbara Rohrhofer
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