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Faszinierend verrücktes Dubai

Von Sigrid Brandstätter, 15. Jänner 2022, 00:04 Uhr
Die Aussicht vom mehr als 800 Meter hohen Burj Khalifa Bild: Visit Dubai

Vor 50 Jahren haben sich die Vereinigten Arabischen Emirate als Wüstenstaaten zusammengefunden. Heute besuchen 16 Millionen Touristen die Vergnügungshauptstadt Dubai – und sammeln Eindrücke, die sie staunen oder den Kopf schütteln lassen.

Die beiden Damen schreien und juchzen hinter mir im Chor. Je riskanter die Lenkmanöver unseres Fahrers werden, desto aufgeregter und belustigter sind sie. Die anfangs harmlose Wüstentour in einem Land Cruiser wird nach zehn Minuten zu einer rasanten Schleuder- und Achterbahnfahrt.

Wir suchen Halt an den Kopfstützen des Beifahrersitzes. In den Schrägfahrten über die Wüstendünen hinab hofft man als Insasse, dass die Gesetze der Physik halten und der Fahrer den Kipppunkt des schweren Geländefahrzeugs genau kennt.

Damit wir auch richtig rasch vorankommen und nicht im feinen Sand stecken bleiben, hat Mahmud zuvor einen Großteil der Luft aus den Reifen ausgelassen. Am Ende geht der Vollgas-Trip über unübersehbare Kuppen hinab in steile Sandberge gut aus.

Wassersport einmal anders: Flyboarding vor Dubai Bild: Visit Dubai

Die knapp einstündige Wüstenfahrt im Geländewagen ist noch eine der harmloseren der vielen sinnlosen Vergnügungen, die sich in Dubai für Touristen anbieten. Komplett wird das fast obligatorische, zumindest halbtägige Wüstenerlebnis mit Sonnenuntergang, einem abendlichen Barbecue, einer optionalen Quad-Fahrt, einem Kamelritt, einer Falkenpräsentation und einer Vorführung mit Bauch- und Feuertanz. Bei uns würde man das Äquivalent wohl Tiroler Hüttenabend nennen. Wer sich bei der Auswahl des Anbieters ein bisschen Mühe macht, für den gibt es das Ganze in einem historischen Beduinenzelt und exklusiverem Rahmen.

Wer es ausgefallener mag, könnte im riesigen Zoo ebenfalls im Geländefahrzeug unterwegs sein und so tun, als sei er in einem afrikanischen Nationalpark auf Fotosafari. Man könnte bei 25 Grad Außentemperatur eislaufen, in der "Ski Dubai"-Halle einem zweifelhaften Wintervergnügen frönen oder einer der motorisierten Wassersportarten nachgehen. Immer nach dem Motto: schneller, höher, verrückter.

In den Souks in der Altstadt Bild: Visit Dubai

Das Vorurteil, dass Dubai ein Disneyland für reiche Scheichs sei, stimmt nur zum Teil. Denn zum 50. Geburtstag der Vereinigten Arabischen Emirate haben längst internationale Touristen den Stadtstaat erobert.

Ende 1971 haben sich sechs Scheichtümer an der Küste des Persischen Golfs zu einem neuen Staat zusammengeschlossen. Im Jahr darauf kam noch ein weiteres dazu. Abu Dhabi ist die Hauptstadt und steht für den Ölreichtum der Wüstenstaaten. Das 80 Kilometer nordwestlich gelegene Dubai ist die Vergnügungshochburg – und die macht ihrem Namen alle Ehre.

Denn selbst wenn man versucht ist, den Kopf zu schütteln, ob der zur Schau gestellten Verschwendungen: Man erliegt schon der Faszination der teils genialen Architektur, der Wasser- und Lichtspiele, der Angebotsfülle in den Shopping-Malls – schlicht der Dimensionen. Der beste Beweis dafür ist der Burj Khalifa. Von der Aussichtsterrasse des höchsten Gebäudes der Welt aus die Bauwut in dem Wüstenstaat der vergangenen zwei Jahrzehnte zu betrachten, das hat was.

Kleine Holzboote sind das wichtigste Verkehrsmittel über den Creek am Weg in die Altstadt. Bild: Visit Dubai

Balsam für die Seele

Bei angenehmen 25 Grad – nur im Jänner und Februar werden diese Temperaturen tagsüber nicht erreicht – ist die Sonne während des Winters auf der Nordhalbkugel des Globus Balsam für die Seele.

Noch bis März ist Dubai nicht nur eine bizarre Mischung aus arabischer Vergangenheit und futuristischen Wolkenkratzern. Auf der ersten Weltausstellung in der arabischen Welt werden relevante Themen wie Nachhaltigkeit oder Mobilität angesprochen.

Die aus dem Jahr 2020 verschobene Expo zieht täglich Tausende Besucher an, teilweise kommen sie sogar mehrfach. Denn an einem Tag sind die 191 Pavillons oder eine repräsentative Auswahl davon nicht zu schaffen. Pflicht sind jedenfalls die Pavillons der Gastgeber, die arabischen Pionieren gewidmet sind und der Tourismuswerbung Saudi-Arabiens. Wer österreichische Qualitätsarbeit sehen will, findet sie mehrfach – oftmals in der Präsentationssoftware. Oder im Auftritt von Singapur. Der Stadtstaat zeigt sich im Inneren mit einem Werbefilm, spektakulär ist das Gebäude: ein dreidimensionaler Garten – bewässert mit österreichischer Hilfe.

Touren durch die Wüsten gehören zum Pflichtprogramm. Bild: Visit Dubai

Und wie präsentiert sich Österreich? Natürlich besucht man die Heimat auch gern in der Ferne. In dem Fall dient der Aufenthalt durchaus der Erholung auf einem Gelände, das einen mit Eindrücken erschlägt. Die weißen, ineinander verschnittenen Kegel erinnern an orientalische Windtürme und funktionieren über die Wintermonate ohne Klimatisierung. Die Innenwände sind mit Lehm verputzt, die Chance, heimische Naturkulissen zu zeigen, wurde dem Minimalismus geopfert. Nichtsdestotrotz, ein Stopp im Wiener Kaffeehaus bringt einige Minuten Auszeit.

Wer der künstlichen Welt von Dubai entfliehen will, setzt sich in eines der extrem billigen Taxis und lässt sich an das Südufer des Dubai Creek bringen. Hier, am Rande der Altstadt, ist das arabische Leben abseits der Multimillionäre zu spüren. Über den Fluss in die Souks geht es mit offenen Holzbooten, den Abra. Alle paar Minuten geht es in verschiedenen Linien hin- und herüber. Der Fährmann kassiert einen Dirham, den man am besten genau mithat. Von Touristen wird gern ein bisserl mehr kassiert oder auf das Rückgeld vergessen.

Im historischen Deira lässt man sich dann treiben. Die Geschäfte tragen nicht die prominenten Markennamen der Dubai Mall mit 1200 Läden. Hier wird hart verhandelt über den Preis von Gold, Gewürzen, Datteln oder Schafshälften – was man halt so braucht.

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Autorin
Sigrid Brandstätter
stellvertretende Leiterin Ressort Wirtschaft
Sigrid Brandstätter
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