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Eine Insel wie Garten Eden

Von David Jungwirth   18.August 2012

Wir genießen die Fahrt mit unserem Geländewagen am menschenleeren Sandstrand. Lediglich das zweite Fahrzeug mit unseren Bekannten ist in einigem Abstand zu sehen, ansonsten keine Menschenseele: nur Sand und flaches, satt-grünes Buschwerk auf der linken Seite. Durch das offene Fenster tönt rhythmisches Rauschen großer, auf uns zurollender Wellen. Unzählige, bauschige Schäfchenwolken von grau bis strahlend weiß ziehen über den hellen Himmel: Interessiert beobachte ich die daraus entstehenden Schattenspiele am Strand und dem tiefblauen Meerwasser. Ich bin fasziniert von der Einsamkeit und Schönheit der Landschaft und versuche, die mich umgebende Schönheit zu erfassen.

Der Great Sandy Nationalpark mit seiner Insel Fraser Island ist seit 1992 UNESCO- Weltnaturerbe. Auf der Insel existiert kein Straßennetz, nur ein als „Highway“ bezeichneter Sandstrand im Osten der Insel, der auch als Piste für Flugzeuge dient. Dieser „Highway“, auf dem wir mit den erlaubten 80 km/h unterwegs sind, ist – ebenso wie die davon abzweigenden Inland-Tracks – ausschließlich mit staatlicher Genehmigung und Geländefahrzeug befahrbar.

Die Ausläufer einer größeren Welle gleiten unter unser Fahrzeug. Für einen Augenblick fühlen sich die Lenkung leichtgängig und das Fahrzeug schwimmend an. Aber die Welle war nicht groß genug, um das Auto tatsächlich aus der Spur zu bringen. Am Strand vor uns taucht ein knapp hundert Jahre altes, verfallenes Schiffswrack auf: Weiß schäumende Wellenausläufer am Strand, das rostbraune Wrack halb im Wasser vor dem Wolkenhimmel. Auch wenn das Wasser rundherum knietief ist, sind heute nur noch die oberen Teile des ehemaligen Schiffes sichtbar, in das das Wasser von allen Seiten in die Hohlräume schwappt.

Fraser Island ist die größte Sandinsel der Welt. Der Sand lagerte sich auf den zu Grunde liegenden Felsen an und bildet immer neue Dünen. Eine artenreiche Vegetation, bestehend aus Mangrovensümpfen, Buschland und Eukalyptuswäldern stabilisiert den Untergrund. Auf der 125 Kilometer langen und durchschnittlich 15 Kilometer breiten Insel befinden sich dutzende Süßwasserseen. Der glasklare McKenzie-See mit rein weißem Sandstrand beeindruckt mich am meisten: Er liegt auf einer Anhöhe über dem Meeresspiegel inmitten eines Waldes.

Feinster Sand zwischen den Zehen

Barfuß gehe ich den Weg am Ufer entlang und spüre den feinen Sandstaub zwischen meinen Zehen. Ich kann mich nicht erinnern, je solch feinen, weißen Sand gesehen und gespürt zu haben. Es ist herrlich, im See mit Blick auf die umliegende Landschaft zu schwimmen. Unser Nachtlager schlagen wir in einer von Aborigines, den Ureinwohnern von Australien, betriebenen Camp-Site auf. Wir werden nochmals erinnert, uns vor den wilden Hunden, genannt Dingos, in Acht zu nehmen und keinesfalls Nahrung offen oder in Zelten herumliegen zu lassen. Auf der Insel leben noch etwa 150 der mittlerweile existenzgefährdeten, australischen Wildhunde. In den letzten Jahren gab es einige Zwischenfälle, da sich die Tiere an Besucher gewöhnt haben. Ein Rudel Dingos auf der Suche nach Futter kam des Öfteren nachts in die Camps und attackierte Einzelpersonen.

Keine halbe Stunde nach dieser Erklärung schleicht sich schon ein einzelner Dingo an. Wir bleiben ruhig stehen, weichen nicht zurück – wie uns vorhin erklärt wurde. Der Dingo beschnuppert mich, meine Muskeln sind angespannt, ich versuche ruhig zu bleiben. Nach kurzer Zeit verliert er das Interesse und schlendert gleichgültig weiter.

An den folgenden zwei Tagen besuchen wir weitere Teile des Nationalparks: 200 Meter hohe Sanddünen, Frischwasser-Quellen und weitere Seen mit unterschiedlichen Charakteristika: Der träumerische Wabby-See ist hinter einer großen Düne versteckt, die laufend wächst und diesen in den nächsten Jahrtausenden begraben wird. Der kleine Allom-See ist von Bäumen mit überhängenden Ästen umgeben. Hineinfallende Blätter mit ätherischen Substanzen färben das trinkbare Heilwasser schwarz.

Australien ist bekannt für sanfte und weite Landschaften, einen strahlend blauen Himmel mit malerischen Wolken. Der Great Sandy Nationalpark mit Fraser Island ist nochmals eine Steigerungsform davon – definitiv einer der landschaftlichen Höhepunkte unserer bisherigen Weltreise.

David Jungwirth ( rechts im Bild)und Helmut Steiner reisen ein Jahr in Lederhosen rund um den Erdball. Weitere Fotos und ein Video von den Reisenden auf sandiger Erkundungstour: www.lederhosening.com

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