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Ein Urlaub, wie damals

Von Andreas Kremsner, 19. Juli 2015, 00:04 Uhr
Ein Urlaub, wie damals
Die Straße endet schließlich in der Bucht von Kato Zakros. Bild: kran

Während Politiker über die Zukunft Griechenlands entscheiden, geht das Leben auf Kreta, der größten griechischen Insel, weiter. Ganz im Osten der Insel scheint die Zeit sogar stillzustehen.

Ilias erinnert an einen griechischen Gott. Poseidon, Herakles und Co stelle ich mir in meiner Fantasie so vor. Das Einzige, was an dem Bild stört, ist der Freizeitlook: unter Schlapperhose und zu großem T-Shirt zeichnen sich Muskelberge ab. Ilias grinst. Er macht uns mit seiner Stella bekannt. Auch sie ist durchtrainiert, immer hilfsbereit und lächelt.

Am Hang über dem Strand von Kato Zakros, mit traumhaftem Blick über die Bucht, haben sich Stella und Ilias ihr kleines Refugium geschaffen: acht Apartments in vier aus Stein erbauten Villen. Ilias hat die Möbel selbst gezimmert. Auf der Anlage stehen schmiedeeiserne, archaisch anmutende Figuren und Skulpturen – all das hat er entworfen und hergestellt. Ein Künstler mit der Figur eines griechischen Gottes.

Wie‘s das gibt, ist schnell erklärt: Ilias war Bodybuilder. In den 1980er-Jahren hat er es bis zum Vize-Europameister gebracht. "Für mich stand immer der künstlerische Aspekt im Vordergrund – auch beim Bodybuilding", sagt er uns. Stella war Tanz- und Aerobiclehrerin. Gemeinsam hatten die beiden in Thessaloniki ein Fitnessstudio, ehe sie vor einigen Jahren nach Kreta kamen. Stellas Familie gehört hier seit Jahrhunderten ein Stück Land. Und darauf haben sie sich ihren Traum – Terra Minoika – verwirklicht. Urig und rustikal sind die Appartements, dicke Steinmauern, Holzmöbel, Küche und komfortable Badezimmer, das Leitungswasser bestes Quellwasser – alles sehr gemütlich, "Hüttencharme" auf Kretisch.

Spätestens nachdem man das Appartement bezogen hat, beginnt die Entspannungsphase des Urlaubs. Von den Appartements sieht man wunderbar aufs Meer. Gleich daneben befindet sich eine große Ausgrabungsstätte, Reste aus minoischer Zeit. Etwas weiter links ist der Eingang zum Tal des Todes: Eine leichte, vierstündige Wanderung (17 Höhenmeter) durch eine Schlucht, an deren einem Ende das Meer auf die Wanderer wartet.

Vergessen sind die drei Stunden Autofahrt von der Hauptstadt Heraklion bis zur Ostküste, auf einer Straße, die ab und zu so scheint, als führe sie ins Nirgendwo: nur Felsen, Gestrüpp, Schafe und Meer.

Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Vieles erinnert an den ersten Griechenland-Urlaub vor 30 Jahren. Zu jener Zeit, als Ilias auf dem Höhepunkt seiner Bodybuilding-Laufbahn gewesen war, war ich zum ersten Mal in Griechenland.

Die Einheimischen in Kato Zakros sind freundlich, das Essen typisch griechisch; blaue Stühle und Tische in der Strandbar. Morgens ist das Meer in der Bucht spiegelglatt, kein Windhauch; die Sonne steigt ab sechs Uhr aus den Fluten, und zwar so rasch, dass man meinen könnte, sie will bald wieder untergehen.

Zikaden, man sieht sie selten, dafür hört man sie umso lauter, sind die einzige "Lärmquelle" hier. Je heißer der Tag, umso lauter bearbeiten sie ihre Trommelorgane und geben die für südliche Länder so typischen Geräusche von sich.

Am Nebentisch sitzen drei alte Griechen in der Strandbar. Wettergegerbt, diskutierend, trinken sie griechischen Kaffee, sehen zufrieden aus. In der Bar bekommt jeder Gast Trinkwasser in eisgekühlten Flaschen auf den Tisch gestellt, gratis. Die Einheimischen sind stolz darauf, gutes Quellwasser in ausreichender Menge zu haben.

Es ist später Vormittag geworden. Noch immer sind die wenigen Liegestühle am Strand leer. Hier beginnt alles später als zuhause, auch der Badetag. Wem es mittags unter dem Sonnenschirm zu heiß wird, der wechselt in den Schatten der Bäume in der Strandbar – es sind ohnehin nur knappe fünf Meter. Oder man geht gleich ein paar Schritte weiter, in eine der Tavernen, die ebenfalls herrlichen Schatten und ausgezeichnetes griechisches Essen anbieten.

Kalimera! Am zweiten Urlaubstag erkennt uns Maria, die Kellnerin, bereits wieder. Zum Frühstück gibt es warmen Kaffee mit eiskalter, steif geschlagener Milch, darüber ein wenig Zimt, das weckt die Lebensgeister. Ham and Eggs, Käse, Schinken, Orangensaft ... Schnell passt man sich an das verlangsamte Tempo an. Bis das Frühstück serviert wird, gleitet der Blick über den blauen Horizont.

Das Meer ist der Fernseher

Das Meer in der Bucht von Kato Zakros ist das wichtigste Fernsehprogramm. Alle paar Stunden wechselt das TV-Programm, dann, wenn eines der wenigen Fischerboote vorbeituckert. Wohin fährt das Boot? Wer ist an Bord? Wahrscheinlich muss der Fang fürs Mittagessen noch eingeholt werden; Gedanken wandern ziellos weiter. Der TV-Höhepunkt der Urlaubswoche ist ein Frachter, der einen weit entfernten Hafen ansteuert.

Zuvor fährt er in geringem Abstand "unsere" Küste entlang.

Am Wochenende ist der Strand von Katro Zakros rasch mit Einheimischen voll. Sie kommen mit Kind und Kegel, verbringen die meiste Zeit im seichten Wasser und verschwinden gegen Mittag wieder; zum Teil in den Tavernen, zum Teil vermutlich nach Hause.

Die Küstenstraße endet hier in der Bucht. Es gibt so gut wie keinen Verkehr, wie vor 30 Jahren. Der Ort ist eingeklemmt zwischen Meer und Gebirge. Hunderte Meter hoch ragen die Berge in den blauen Himmel, dahinter stauen sich Wolken. Die schmale Straße trennt Bars und Tavernen von deren Küchen. Zu den Essenzeiten laufen die Kellner über die Straße und versorgen Touristen und Einheimische mit Essen.

Schmackhaftes bei Nikos

Wenn Sie die Taverne von Nikos Platanakis aufsuchen, sollten Sie das Lamm versuchen, das stundenlang im Topf schmort, bevor es mit Gemüse und Kartoffeln serviert wird. Das gibt‘s allerdings immer nur am Sonntag.

Von der Krise war Anfang Juli auf Kreta nichts zu bemerken. Athen ist weit weg. Insel und Bewohner waren immer schon sehr eigenständig. Auch im touristischen Norden Kretas - dort verbrachten wir die erste der beiden Urlaubswochen – vergingen die Urlaubstage ziemlich entspannt zwischen Essen, Autofahrten, um die Insel zu erkunden, und Badefreuden.

Kreta ist die Insel der Kräuter. Deshalb ist ein Besuch bei Ioannis Giannoutsos eine olfaktorische Pflicht. Er lebt im Ort Kouses, an der Südküste.

Insel der Kräuter

In seinem kleinen Laden stehen knapp 300 Dosen und Schächtelchen mit Kräutern und Tees in den Regalen. Ioannis eilt der Ruf voraus, etwas davon zu verstehen, sogar die Einheimischen vertrauen ihm mittlerweile. Während wir ihn besuchen, kommen immer wieder Touristen in den kleinen Laden. Es riecht nach allen Düften dieser Welt: Zimt, Koriander, Oregano, Thymian, Lorbeer, von süß bis sauer, von mild bis scharf, es gibt eine Vielfalt an Mischungen für Tees und Essen. Hier wird jeder fündig, und Ioannis erklärt gerne, wogegen welches Kräuterchen hilft.

Unser Tipp: Lassen Sie sich im Koffer etwas Platz für Kräuter und Olivenöle aus Kreta, Sie werden ihn brauchen. Informationen: Botano Cretan Mountain Herbs Ioannis Giannoutsos Kouses, täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Onlineshop: www.botano.gr;

Yassas, wie es in Griechenland heißt. Auf Wiedersehen!

 

Tipps und Mehr

Streiks?

Reiseveranstalter, allen voran TUI, sehen noch keine Probleme bei Griechenlandurlauben. Das versprach auch das griechische Tourismusministerium diese Woche.

Das österreichische Außenministerium (bmeia.gv.at) rät Urlaubern „für die gesamte Reisedauer ausreichend Barmittel mitzuführen“. Reisende sollten sich regelmäßig informieren. Informationen über etwaige Streiks sind im Internet auf www.livinlovin.gr abrufbar.

Der Osten Kretas gilt mit 300 Sonnentagen als Ganzjahresdestination. Überall begegnet man dort Spuren minoischer Kultur. Auch die Göttersage um Zeus und Europa findet auf Kreta ihren Höhepunkt.

Veranstalter: reisephilosophen.at bietet handverlesene und individuelle Unterkünfte. Tel.: 0660 4534275,
info@reisephilosophen.at

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1  Kommentar
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tomcat (125 Kommentare)
am 26.07.2015 09:32

Wir hatten vor 27 Jahren einen unserer schönsten Urlaube auf Kreta verbracht. Unsere Sehnsucht wächst!

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