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Die wilde Schönheit der Provence

Von Erik Famler, 03. Juni 2017, 10:04 Uhr
Die wilde Schönheit der Provence
Unweit von Arles liegt mit Les Baux-de-Provence eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Der kolossale Ausblick vom Burgplateau entschädigt für die Mühe des Anstiegs. Bild: fam

Von der Camargue und ihren weißen Pferden über Arles, der tragischen Liebe von Vincent van Gogh, bis zur neu erblühten Mittelmeer-Metropole Marseille. Der Süden Frankreichs weiß zu betören.

Was er einmal werden möchte, wusste Laurent schon als kleiner Bub. Seinen Kindheitstraum hat sich der heute 60-Jährige längst erfüllt. Er ist Gardian, was so viel bedeutet wie berittener Rinderhüter und führt in der südfranzösischen Camargue Touristen hoch zu Ross durch die wildromantische Ebene des Rhone-Deltas. Zu Beginn der Neuzeit wurde diese in der Provence gelegene Sumpflandschaft kultiviert. Heute werden auf den trocken gelegten Feldern Reis,Wein und Weizen angebaut sowie Laurents Schützlinge gezüchtet.

Berühmt wurde die Camargue aber durch ihre weißen Wildpferde. Wie viele es sind, kann Laurent nicht sagen: "Seht doch nach bei Wikipedia", rät der weißhaarige Gardian gelassen. Die Camargue ist ein riesiger Naturpark. Wer sie hoch zu Ross oder im Jeep erkundet, muss sich wappnen. Ohne Insektenspray sollte man dort nichts unternehmen. Die kleinen Biester sind hartnäckig und pieksen ihre Opfer ohne Gnade.

Was man zu sehen bekommt, ist freilich atemberaubend und rückt die Invasion der Stechmücken in den Hintergrund. Während eines zweistündigen Ausritts begegnen uns Störche, Flamingos und ein Vogel namens afrikanischer Jäger, der mit seinem bunten Federkleid einem zu groß geratenen Kolibri ähnelt.

Die schwarzen Stiere, die frei in der Landschaft grasen, machen den Pferden keine Angst. Die meisten ihrer Art landen auf dem Speiseteller. Ein paar schaffen es aber auch in die Arena, wo sie mutige junge Männer jagen. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel. Die flinken Burschen, die Rasateurs, versuchen dem Stier einen Bommel von den Hörnern zu reißen. Besonders verwegene machen viel Geld mit dieser riskanten Turnübung, die zum Glück nur ganz selten tödlich endet. Der Stier bleibt immer am Leben.

Den Besuch eines camarguesischen Weinguts sollten Reisende nicht verpassen. Das Mas de Valériole steht auf römischem Boden. Helene Michel, die Patronin des romantischen Anwesens, führt uns durch ihr vielfältiges Reich. Denn neben Wein werden auf 270 Hektar auch Reis, Getreide und Sonnenblumen angebaut.

Vom Norden weht ein frischer Mistral. Der kühle Wind bringt die Blätter der alten Platane im Hof des steinernen Bauernhauses sanft zum Rascheln. "Ich lebe gerne an einem Platz, wo schon vor 2000 Jahren Menschen wohnten“, strahlt Helene. Im Keller steht ein 150 Jahre alter Tisch, an dem sich heute wie damals die Arbeiter nach der Weinlese stärken. Die Weine werden biologisch hergestellt und tragen so melodische Namen wie „Marselan“ und „Cham Cham“.

Unsere Reise geht in Richtung Norden, wo sich Arles an das breite Flussbett der Rhone schmiegt. Die alte Römerstadt blickt auf eine große Vergangenheit zurück. Zweimal im Jahr finden im weltberühmten Amphitheater blutige Stierkämpfe statt. Ein tragisches Verhältnis verbindet die Stadt mit Vincent van Gogh. In Arles wollte der psychisch kranke Maler eine Künstlerkolonie gründen. Sein großer Traum endete in Bitterkeit und Selbstverstümmelung. Van Gogh schnitt sich ein Stück des Ohres ab. Dem verschmähten Genie erweist die Stadt späte Ehrerbietung mit einem eindrucksvollen Museum.

Marseille erfindet sich neu

Auf dem Gelände einer alten Eisenbahnfabrik entsteht mit Stiftungsgeldern einer Konzernerbin der Kultur-Campus LUMA. Nach Plänen von Frank Gehry wächst ein futuristischer Turm in den Himmel. Hier soll auch Van Goghs Traum einer Künstlerkolonie wahr werden. Eine Geste der Versöhnung mit dem früh verstorbenen Impressionisten.

Eine gute Autostunde entfernt liegt Marseille. Die zweitgrößte Stadt Frankreichs erfindet sich gerade neu. Stararchitekten wie Zaha Hadid und Jean Nouvel schufen erste Schatten einer imposanten Skyline, die aufs Meer weit hinausragt. Den Stadtplanern gelang es, das Hafenviertel zu revitalisieren und den alten mit dem neuen Hafen zu verbinden.

Wir begegnen einem bekannten Gesicht – Pia Leydolt-Fuchs, die Pressesprecherin von Linz 09. Als Marseille 2013 Kulturhauptstadt wurde, machte sie sich auf den Weg. Seither führt sie Besucher durch ihre neue Heimatstadt: „Für Marseille hat die Politik lange Zeit keinen Finger gerührt. 1996 wurde das Projekt ,Euroméditerranée‘ aus der Taufe gehoben. Dadurch hat die Stadt unglaublich gewonnen.“ Vorbei an den Docks einem neuen Geschäftszentrum und der Kathedrale geht es über das futuristische MuCEM, einen in Betonnetzen gefassten Glaskubus, über eine Fußgängerbrücke zur alten Festung. Von dort erreicht man den alten Hafen. An die 3000 Boote liegen in seiner Bucht vor Anker. Stararchitekt Norman Foster hauchte dem Vieux Port neues Leben ein. Wo früher der Stadtverkehr vielspurig den Hafen verpestete, versammeln sich jetzt junge Leute an einer von Bars und Restaurants gesäumten Uferpromenade. Der Abschied fällt schwer. Zum Glück ist uns die Provence ein Stück näher gerückt. Volotea fliegt seit April zweimal pro Woche Wien–Marseille.

 

Service & Tipps

55 Euro und mehr zahlt man in den Restaurants des Port Vieux, des alten Hafens von Marseille, für eine Portion echter Bouillabaisse. Die Fischsuppe war früher ein Armeleuteessen. Wer Marseille besucht, sollte trotz des hohen Preises nicht darauf verzichten. Ihre Zutaten sind in der Marseiller Bouillabaisse- Charta festgeschrieben.

Die Steinbrüche des Lichts sind in den Alpilles, unweit von Arles gelegen. Die Sandsteinhöhlen sind Schauplatz einer einzigartigen Multimediashow. Die Werke großer Meister werden auf bis zu 14 Meter hohe Wände projiziert. Die visuellen Eindrücke verbinden sich mit der Kraft der Musik. www.carriere.lumieres.com

Les Baux-de-Provence gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Die Festung im Nordosten von Arles erweist sich als gewaltiges Ensemble. Unvergesslich – der Ausblick vom Burgplateau auf die schroffen Berge der Alpilles und die Tiefebene zum Meer.

Viele zusätzliche Infos gibt auch es auf der Website von "Atout France" unter www.france.fr

Übernachtung

Camargue: Hotel Mas De Peint, www.masdepeint.com, Arles: Hotel Calendal, Les Baux-de-Provence: Hotel Baumaniere, www.oustaudebaumaniere.co

 

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