Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Die Donau, so bunt, so bunt

Von Elisabeth Prechtl, 11. Juni 2022, 11:00 Uhr
Die Donau, so bunt, so bunt
Blick auf die Festung Peterwardein, den Uhrturm und die Donau, die Wahrzeichen von Novi Sad Bild: prel

Ein Uhrturm, der nicht in Graz steht, eine Festung, die als Hotel dient, und ein Gewürztraminer für die Queen: ein Besuch in Nordserbien und im östlichen Kroatien, wo die Habsburgermonarchie auch heute noch sehr präsent ist.

Kremsnita, das serbische Gegenstück zu "unserer" Cremeschnitte, klingt nicht nur ähnlich, sondern ist auch genauso üppig geraten. Eine "Limonade", ein Wasser mit Zitronensaft, erfrischt an einem heißen Frühsommertag besonders gut. Ohne Paradajz, also Tomaten, lässt sich der auf dem Balkan traditionelle Sopska-Salat (Tomaten, Gurke, Zwiebeln, viel würziger Käse) nicht herstellen. Palacinken mit Marmelade sind ein beliebter Nachtisch, und der Mais, der auf den Feldern wächst, heißt natürlich "Kukuruz".

Nicht nur zahlreiche Begriffe erinnern fernab der Heimat an Österreich. Auch sonst begegnet man in der nordserbischen Provinz Vojvodina und in Slawonien, dem östlichen Teil Kroatiens, auf Schritt und Tritt Gebäuden, Burgen, Brücken und Kirchen, die aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Geschichte an Österreich denken lassen: Vojvodina und Slawonien waren Jahrhunderte Teil der Habsburgermonarchie, erst mit Ende des Ersten Weltkriegs 1918 wurden sie Teil des Königreichs Jugoslawien (SHS). Grund genug, sich auf Spurensuche an die Ränder der Donaumonarchie zu begeben – möglichst nachhaltig mit dem Bus. Es ist eine 2100 Kilometer lange Reise durch vier Länder und ein Versuch, den mächtigen Fluss Donau einmal von einer anderen, weniger bekannten Seite kennenzulernen (mehr zum Interreg-Projekt "Transdanube Travel Stories" und zu den neuen Zugängen im Donautourismus im Infokasten).

Als "schönste Stadt in der Region" bezeichnen viele Einwohner Subotica. Die kleine Stadt nahe der ungarischen Grenze ist noch kaum auf der touristischen Landkarte zu finden und bietet neben zahlreichen Jugendstilbauten, dem für seine Buntglasfenster bekannten Rathaus und dem kleinen Kurort Palic auch die zweitgrößte Synagoge Europas (nach Budapest). Von der Stadt umfassend renoviert, wird sie von den 270 Mitgliedern nur noch für hohe kirchliche Feiertage genutzt.

Stadt der Brücken

Subotica ist zudem die Heimat von Paskó Csaba, seines Zeichens Domkapellmeister, Pfarrer – und Fernsehkoch. Mit dem Geld, das er mit den in seinem Pfarrhof stattfindenden Veranstaltungen verdient, finanziert er auch dessen Erhaltung. Unterstützung von der Diözese gibt es dafür nämlich nicht. Wunderbar nach Brot, Kuchen und Kaffee riecht es im "Cafe Svezda" ("Stern") in Subotica. 14 Menschen, die sich schwertun, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, sind dort beschäftigt. Das Projekt ist das Ergebnis einer langjährigen Kooperation der Caritas Serbien mit der Caritas Oberösterreich.

In der Stadt Novi Sad, wo Prinz Eugen, der Savoyer in Diensten der Habsburger, 1716 die Osmanen zurückschlug, thront die Festung "Peterwardein". Sie umfasst mehr als 100 Hektar und ist auch bekannt für ein komplexes System an unterirdischen Tunneln, die rund 16 Kilometer lang sind. Einst ein wichtiges Militärzentrum an der südlichen Grenze des Habsburgerreichs, sind heute das Hotel "Leopold", mehrere Cafés und auch Kunstateliers in der Festung untergebracht. Von der Donauterrasse, wo auch das Wahrzeichen der Stadt, der "Uhrturm", zu finden ist, hat man einen wunderbaren Blick auf die Donau. Drei Brücken verbinden die beiden Stadtteile miteinander – die Überreste von acht Brücken liegen im Fluss. Sie wurden zum Teil während des Zweiten Weltkriegs, aber auch während der NATO-Bombardements im Jugoslawienkrieg 1999 zerstört.

Wer heuer Novi Sad besucht, wohnt zudem einer Premiere bei: Denn erstmals hat mit der 450.000 Einwohner zählenden, zweitgrößten serbischen Stadt eine Metropole außerhalb der EU den Titel "Europäische Kulturhauptstadt" verliehen bekommen. Acht Kulturstationen sind über die Stadt verteilt. Mehr als 500 Projekte (Tanz, Schauspiel, Ausstellungen …) werden heuer stattfinden. Was davon bleiben soll? "Viele Menschen haben sich in ihrem Leben erstmals mit Kunst auseinandergesetzt", sagt Wladimir, einer der Projektverantwortlichen. "Und wir haben viele internationale Projekte gestartet. Diese Brücken sollen bleiben."

Entrechtet, enteignet, vertrieben

Novi Sad verführt aber nicht nur mit seinem kleinen, gemütlichen und charmanten Zentrum, das fast durchgängig als Fußgängerzone gestaltet ist, sondern auch mit seinem grünen, fruchtbaren und hügeligen Umland, der "Fruska Gora". In der Vojvodina, der "Kornkammer Serbiens", ist die Landwirtschaft einer der wichtigsten Erwerbszweige. In dem auch als "Heiliger Berg Serbiens" bezeichneten Gebiet finden sich zudem 17 serbisch-orthodoxe Klöster. Außerdem siedelten sich in der Gegend zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert Tausende Donauschwaben an, Sammelbegriff für die ausgewanderten Deutschen und Österreicher. Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns verteilten sich ihre Siedlungsgebiete auf die Staaten Rumänien, Ungarn und Jugoslawien. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte ein Teil der Donauschwaben in den ungarischen und rumänischen Armeen auf Seiten des Deutschen Reichs. Nach dem Ende des Krieges nahmen die Jugoslawen bittere Rache: Wer nicht bereits geflohen war, wurde entrechtet, enteignet und zum großen Teil vertrieben. Weniger als 10.000 Donauschwaben leben heute noch in dem Gebiet.

Sozialistische Platten- und gründerzeitliche Prachtbauten, Kopfsteinpflaster und Prachtboulevards, Hipster-Geschäfte und altehrwürdige Cafés – was wäre eine Reise nach Serbien ohne Besuch der Hauptstadt Belgrad? Die Kapitale, deren Name übersetzt „weiße Stadt“ bedeutet, ist ein Ort vieler Gegensätze. Das Stadtbild ist geprägt von den beiden Flüssen Donau und Save (die dort in die Donau fließt) und den acht Brücken, die den Verkehr über sie regeln. Belgrad ist ein bedeutender europäischer Verkehrsknotenpunkt – und gleichzeitig auch ein Ort, der zum Spazieren einlädt – im Park Kalemegdan rund um die Festung etwa oder im Viertel Skadarlija, dem „Montmartre Belgrads“. Kontrovers diskutiert wird das neue Stadtviertel „Belgrade Waterfront“, für das der alte Hauptbahnhof weichen musste. Das pompöse Stadtviertel an der Save, wo zahlreiche Wohnungen, Büros und Geschäfte entstehen, wird zu einem großen Teil mit dem Geld arabischer Investoren gebaut.

Die Kirche des Heiligen Sava, eine der weltgrößten orthodoxen Bauten, ist für ihre mächtige Kuppel und die schöne Krypta bekannt. An ihr wird seit beinahe 100 Jahren gebaut. Ein Datum für die Fertigstellung? Nicht in Sicht.

Besuch im „Amazonas Europas“

Dalmatien liegt am Meer, aber es gibt auch andere schöne Orte in Kroatien, wie ein Besuch in Ilok, der östlichsten Stadt des Landes, zeigt: Bereits die Römer nannten die Stadt „delicium mundi“ („Köstlichkeit der Welt“), denn seit Jahrtausenden wird an den Ausläufen der Fruska Gora Wein angebaut. Der Iloker Gewürztraminer wurde sogar bei den Krönungszeremonien von Königin Elisabeth II. serviert.

Ilok liegt auf einem Hügel, hoch über der Donau. Nicht weit entfernt ist Vukovar, dessen Name auch heute, 30 Jahre später, in Verbindung gebracht wird mit dem schlimmsten Massaker des Jugoslawienkrieges: Nachdem Kroatien 1991 seine Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärt hatte, der großen serbischen Minderheit im Land aber kaum Rechte einräumen wollte, begann die serbische Armee mit einer dreimonatigen Belagerung. Im November 1991 fiel die Stadt, da waren 90 Prozent der Gebäude zerstört. Viele Spuren des Krieges, etwa der Wasserturm mit seinen 640 Einschusslöchern, sind heute noch sichtbar. „Ein Drittel der Bewohner sind auch heute noch Serben“, sagt Dijana, die sich mit ihrer NGO „Europäisches Haus“ für Verständigung und interreligiösen Dialog einsetzt: „Die Kinder werden getrennt unterrichtet. Und obwohl viele Millionen Euro in den Wiederaufbau investiert wurden, gehen viele junge Leute weg.“ 40.000 Einwohner waren es vor dem Krieg, heute sind es halb so viele.

Ein kleines Auto als Symbol

Reiher, Löffler, Seeadler, Seeschildkröten, Biber, Hirsche, Kormorane und noch viele andere Tiere tummeln sich in Kopacki Rit, einem der größten Sumpfgebiete Europas. Ihnen kann man zu Fuß, aber auch mit einem Boot einen Besuch abstatten. Kopacki Rit ist Teil des Mur-Drau-Donau-Flussgebiets, das auch „Amazonas Europas“ genannt wird – ein wunderbares Kontrastprogramm zu Kultur, Religion und Geschichte.

Neben der Altstadt in der Festung und der neogotischen Kathedrale Peter und Paul prägt ein kleiner roter Fiat, der auf einen Panzer auffährt, das Bild der viertgrößten Stadt Kroatiens, Osijek: Das Auto wurde 1991 vor laufenden Kameras von einem Panzer der Jugoslawischen Volksarmee überrollt. Heute erinnert das Kunstwerk an den Widerstand der Bevölkerung beim Angriff auf die Stadt.

Im Bus in neun Tagen an die Ränder der Donaumonarchie, das sind: Mehrere Grenzübertritte, bei denen man Zeit einplanen sollte. Bauten, die einen direkt in die Zeit der Habsburgermonarchie zurückversetzen. Die Möglichkeit, die Donau abseits des Rad- und Kreuzfahrttourismus kennenzulernen. Die Spuren des Krieges, wunderschöne Plätze, reizvolle Landschaften, köstliches Essen und die Freundlichkeit der Bewohner, die stets ein freundliches „Dobar dan“ („Guten Tag“) auf den Lippen haben.

Die Donau einmal anders erleben – Transdanube Travel Stories

Erlebnisse im Mittelpunkt: Nicht nur Wachau, Wein und Kreuzfahrttourismus, sondern die kulturelle, ökologische und persönliche Donau-Erzählung steht im Mittelpunkt des EU-Projekts „Transdanube Travel Stories“, betreut vom Tourismusverband Linz und zehn weiteren Partnern aus sieben Donau-Ländern. Nicht Zahlen, Daten und Fakten sollen vermittelt werden, sondern besondere Erlebnisse: „Wir wollen von Besichtigungen zu Begegnungen“, sagt Tourismusdirektor Georg Steiner. Zu diesem Thema werden Reisen entwickelt, die im Zeichen der Nachhaltigkeit stehen.

Organisatorisches zur Reise: Die Reise „An die Ränder der Donaumonarchie“ ist eine der Pilotreisen des Interreg-Projekts „Transdanube Travel Stories“. Reiseveranstalter ist „Weltanschauen“ aus Gallneukirchen (weltanschauen.at), das Reisebüro setzt einen Schwerpunkt auf nachhaltiges Reisen: Auf das Flugzeug wird verzichtet, auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit geachtet. Die Busreise findet heuer in den Herbstferien (22. bis 30. Oktober) nochmals in dieser Form statt.

mehr aus Reisen

Gewinnen Sie zwei Plätze bei Dreiländerreise ins Baltikum

Die Insel Guernsey: Das Erbe der Freibeuter

Kanada: Verliebt in die Weiten der Wildnis

Unterwegs – von Wien bis nach Nizza

Autorin
Elisabeth Prechtl
Redakteurin Wirtschaft
Elisabeth Prechtl
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
pepone (60.622 Kommentare)
am 13.06.2022 15:19

so eine Busreise kann anstrengend sein wen man den Bericht liest.

Und obwohl viele Millionen Euro in den Wiederaufbau investiert wurden, gehen viele junge Leute weg.“ 40.000 Einwohner waren es vor dem Krieg, heute sind es halb so viele.
die kommen eh laufend nach Österreich ...ich habe schon darüber berichtet.

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen