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Der schöne See der Stars und Sternchen

Von Philipp Braun, 21. November 2021, 10:25 Uhr
Der schöne See der Stars und Sternchen
Die Villa del Balbianello war einst ein Franziskanerkloster und diente mehrfach als Kulisse für Filmaufnahmen: Fragen Sie einfach James Bond oder die Jedi-Ritter von Star Wars. Bild: OÖN/Braun

George Clooney, Donatella Versace und Richard Branson wohnen am Comer See und tragen zum glamourösen Image bei. Ein Besuch lohnt sich aber auch für den Normalbürger.

Über den Kaffeegeschmack von George Clooney kann man diskutieren. Nicht aber über seinen Wohnsitz und seinen Wohnort am Comer See. Der liegt in der Beliebtheitsskala von Touristen und von Persönlichkeiten des internationalen Jetsets am oberen Ende. Und das zu Recht: Die Attraktivität ist nämlich eine perfekte Melange von natürlicher Schönheit, viel Historie – und natürlich auch etwas Glanz und Glamour.

Vor 20 Jahren leistete sich der amerikanische Schauspieler und Frauenschwarm Clooney die Villa Oleandra in Laglio am Comer See – ein scheinbar verschlafenes italienisches Dorf, gerade einmal 15 Minuten von Como entfernt. "Der Kauf der Villa veränderte mein Leben auf eine sehr angenehme Art und Weise. Es war zwar zuerst eine reine Investitionsentscheidung, ich bemerkte aber schnell, wie schön das Leben in Italien ist und wie es mir half, mich zu beruhigen und mich nicht unter Druck zu setzen", wird der Beau der Unterhaltungsindustrie zitiert.

Das Investment von Clooney spulte den Comer See auf die Titelseiten vieler Gazetten. Mit einem angenehmen Nebeneffekt: Es sicherte dem pittoresken Ort lukrative Einnahmen. "Im Gegensatz zu anderen italienischen Regionen hatten wir keine Tourismuseinbußen. Das ist in erster Linie ein Verdienst von Clooney. Nicht einmal, wenn wir eine Million Euro in eine Werbekampagne investiert hätten, hätten wir auf internationaler Ebene so viel Resonanz gehabt wie durch Clooneys Hilfe", sagt ein Sprecher des Fremdenverkehrsamtes in Como.

Doch auch wenn vor allem amerikanische Touristen in Massen die Gegend bereisen, bekannt und berühmt ist der See in der norditalienischen Region Lombardei schon wesentlich länger.

Der schöne See der Stars und Sternchen
Die luxuriöse Villa d’Este in Cernobbio am Comer See ist Treffpunkt der High Society. Bild: OÖN/Braun

Von Julius Cäsar zu den Modekaisern

Die südliche Gegend beim Comer See war bereits im 10. Jahrhundert vor Christus dicht besiedelt. 49 v. Chr. verlieh der römische Feldherr Gaius Julius Cäsar den Einwohnern das römische Bürgerrecht. Schon damals zeigte sich der Wohlstand in Form von Villen am Ufer des Sees. Allerdings wurde die Stadt immer wieder in Kriege verwickelt. Einmal wollten die Goten, dann die Langobarden und danach die Franken die Stadt erobern. Zwischen 1118 und 1127 wird Como während des Krieges mit Mailand zerstört und danach wieder aufgebaut. Ab 1521 herrschten die Spanier – eine wirtschaftlich desolate Ära. 1714 begann mit dem Anschluss an Österreich (Rastatter Friede und Ende der spanischen Erbfolgekriege) ein wirtschaftlicher Aufschwung, der bis ins 20. Jahrhundert andauerte.

Como galt dank des günstigen Klimas für Maulbeerbäume lange als das wichtigste Seidenzentrum. Die Raupen des Seidenspinners (Bombyx mori) lieben nämlich die Blätter der Maulbeerbäume. Allerdings endete die Seidenproduktion im vorigen Jahrhundert. Nicht, weil die Raupen so gefräßig waren, sondern weil chinesische Seide nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich billiger zu haben war. Das läutete das Ende der italienische Seidenproduktion ein.

Der Villa d’Este, einem Palast aus dem 16. Jahrhundert, umschlossen von einer zehn Hektar großen Gartenanlage, ist es zu verdanken, dass Como wieder an Bedeutung gewann. Bereits 1873 wurde die herrschaftliche Renaissance-Residenz zu einem Luxushotel umgebaut und diente dem Adel und der reichen Oberschicht als nobler Treffpunkt und diskretes Refugium.

In den 1970er-Jahren trafen sich regelmäßig Prominente wie der österreichische Formel-1-Pilot Niki Lauda am See. Italienische Modeschöpfer wie Giorgio Armani, Gianni Versace oder Valentino Garavani ließen sich am Ufer nieder und trugen zum mondänen Ruf der Gegend bein. Vor zwölf Jahren wählte das US-Reisemagazin "Forbes Traveller" das "Grand Hotel Villa d’Este" zum besten Hotel der Welt und markierte damit einen Superlativ, der in gut betuchten Kreisen nicht ganz unwichtig ist und viele reizte, in der Gegend ein Investment zu tätigen.

Die Liste an schwerreichen VIPs, die den Comer See für ihr Domizil wählten, ist lang: Richard Branson mit einem geschätzten Vermögen von vier Milliarden US-Dollar besitzt eine Villa in der Ortschaft Lenno, die italienische Modedesignerin Donatella Versace lebt teilweise in der Villa Fontanelle, und auch weitere Magnaten wie Bill Gates, Silvio Berlusconi oder Rupert Murdoch zählen zu der Liste der Suchenden oder der Besitzenden.

Viele prachtvolle Villen und Paläste (und wohl auch jede kleine Bootshütte), die direkt am See liegen, sind für den Durchschnittsverdiener nicht leistbar. Aber man kann eine Auswahl zumindest besichtigen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: ein Kinobesuch oder eine entspannte Bootsfahrt.

Der schöne See der Stars und Sternchen
George Clooney wohnt seit 20 Jahren in der Villa Oleandra in Laglio. Bild: OÖN/Braun

Großes Kino, große Boote

Cineasten benötigen nur wenige Minuten Nachdenkzeit, um einen der bekanntesten filmischen Schauplätze am Comer See zu nennen: die Villa del Balbianello auf der Halbinsel Lavedo in Lenno. Das ehemalige Franziskanerkloster diente als Kulisse für den Film "Ein Sommer am See". Star-Wars-Fans erkennen möglicherweise die Terrasse aus "Episode II – Angriff der Klonkrieger" wieder, wo die Romanze zwischen Anakin Skywalker und Padmé Amidala begann. Und James Bond erholte sich in der Villa, die in "Casino Royale" zu einem Sanatorium umfunktioniert wurde.

Besonders reizvoll ist es immer, sich zuerst den Film anzuschauen und danach den Drehort. Die Villa Balbianello kann mit und ohne Führung besichtigt werden, oder man fährt mit einem Boot vorbei und genießt dabei zusätzlich den Glanz und die Schönheit vieler anderer herrschaftlicher Villen. Empfehlenswert ist ein Tagesausflug nach Belaggio – ein malerischer Ort an der Spitze der Halbinsel, der in zwei Stunden mit dem Passagierschiff und in einer Stunde mit dem Tragflächenboot zu erreichen ist. Gediegener ist jedoch eine Fahrt mit dem hundert Jahre alten Dampfschiff Concordia. Oder man mietet sich gleich ein eigenes Boot. Die Preise beginnen ab 100 Euro pro Tag und sind somit auch für Normalverdiener leistbar.

Freilich ist der Comer See kein Schnäppchen. Das betrifft nahezu jede Seeregion. Man muss nur die Einheimischen vom Attersee und vom Traunsee befragen, die ob der gestiegenen Immobilienpreise stöhnen. Dennoch lockt die Schönheit des Comer Sees immer mehr Bewohner an. Die Linzerin Anita Rovtar wohnt seit Juli mit ihrem Mann Chris und ihrer Tochter Lola in einer Villa mit herrlicher Aussicht auf den See und das Zentrum, etwas außerhalb von Como.

Die Linzerin kennt das Leben im Dunstkreis der Superreichen. Rovtar studierte Interior Design in Santa Monica, westlich von Los Angeles gelegen, und gestaltete mit einem Team die Häuser von reichen Investmentbankern. "Von der Wandfarbe bis zum Küchenkastl. Die Klienten sind nur mit dem Zahnbürstel gekommen und eingezogen", sagt Rovtar. Die vergangenen sieben Jahre verbrachte sie in Beverly Hills. "Allerdings ist das Leben nicht mehr so angenehm wie früher. Deswegen zogen wir nach Como. Norditalien war immer ein Traum von uns. Du bist schnell in Mailand, Österreich, Frankreich und der Schweiz", sagt Rovtar. Es sei das "Dolce vita" von Italien gewesen, die guten Restaurants, die Kultur, die zuvorkommenden, freundlichen und hilfsbereiten Menschen, die für den Umzug nach Italien sprachen. "In L.A. fühlst du dich manchmal wie in einem ‚rat race‘. Oftmals zählt nur die Arbeit und der aggressive Wettbewerb. Hier in Italien läuft alles beschaulicher ab", sagt Rovtar.

Der schöne See der Stars und Sternchen
Richard Bransons Villa hat jeglichen Schnickschnack und ist nur mit dem Boot erreichbar. Bild: OÖN/Braun

Ein See für alle und alles

Andere "Comaschi", so nennt man die Einheimischen am Comer See, bestätigen ihre Ansichten. Franco Brenna wuchs in Como auf, studierte Zahnmedizin in Parma, und kehrte wieder nach Como zurück. "Ich liebe die Gegend. Du kannst alles machen. Wassersport, golfen, wandern, Ski fahren und an nahezu jeder Ecke sehr gut essen. Von einfacher Hausmannskost bis hin zu Fine Dining in Michelin-Lokalen. Ich bevorzuge allerdings die kleinen, typisch italienischen Restaurants mit lokaler Valtellina-Küche", sagt Brenna.

Der Zahnarzt und "food lover" betreibt mit seiner Frau Roberta die Casa Brenna Tosatto Art Experience, ein feines, kleines Hotel und Jugendstil-Gebäude in Lenno, gerade einmal zwei Kilometer von der zauberhaften Villa Balbianello entfernt. "Wir bieten in unserem Haus Koch- und Malkurse an. Und wir empfehlen auch einige Touren, um die Gegend besser kennenzulernen", sagt Brenna. Wer eine andere Perspektive vom Comer See erleben möchte, bucht einen Rundflug mit einem Wasserflugzeug. "Das ist bezaubernd und gibt dir das Gefühl, als wärst du ein Schauspieler in einem Film", sagt Brenna. Der Aero Club liegt vor dem Stadion in Como und ist die einzige europäische Flugschule für Wasserflugzeuge und zugleich der älteste Wasserflugzeugbetrieb der Welt. Wer nach einem Rundflug (ab 100 Euro) Sehnsucht nach mehr Höhenluft verspürt, kann sogar die Lizenz zum Fliegen erwerben.

Wer hingegen den Boden nicht unter den Füßen verlieren will, dreht eine Runde auf dem Grün. "Der schönste Golfplatz ist eindeutig der Golf Club Villa D’Este", sagt Brenna. Die Tagesgebühr "Green Fee" beginnt ab 60 Euro und ist damit sogar günstiger als so mancher österreichischer Golfplatz.

Besonders reizvoll ist eine Entdeckungstour zu Fuß. "Am besten parkst du kostengünstig das Auto bei der Villa Olmo und gehst von dort in die Stadt", empfiehlt Anita Rovtar. Von dem klassizistischen Bau mit dem akkurat gepflegten englischen Landschaftspark flaniert man eine halbe Stunde an der Seepromenade bis in die Stadt. Weitere 15 Minuten sind es bis zur historischen Standseilbahn, die Como mit Brunate verbindet. Oben auf 715 Metern angekommen, frönen Genießer ihrer Wanderlust. Die Sportler unter ihnen wandern 33 Kilometer nach Bellaggio, andere Genusswanderer nehmen statt der Bahn den "Weg der Poeten" durch den Wald zurück in die Altstadt und kehren dann in einem der zahlreichen Lokale ein. Ein Glas Wein, frische Pasta oder nur ein Espresso. Italienisch. Frisch von der Siebträgermaschine. Was sonst?

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Autor
Philipp Braun
Kulinarik-Redakteur
Philipp Braun

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5  Kommentare
5  Kommentare
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wickerl (2.187 Kommentare)
am 07.12.2021 21:31

Hinweis: Diese Villa dÈste hat nichts mit der Familie Este, die Herzöge in Ferrara, Reggio, Guastalla und Modena waren zu tun, war nie im Besitz dieser Familie, ich habe das einmal recherchiert.

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wickerl (2.187 Kommentare)
am 07.12.2021 21:27

Vorsicht, diese Seen haben eine sehr schlechte Wasserqualität, besonders der Arm von Como, weil der Abfluss am anderen Seearm liegt. Gewerbliche Nutzung, fehlende Kläranlagen und so weiter....

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Atasta (621 Kommentare)
am 24.11.2021 17:20

Alles perfekt und wunderschön aber auch in diesem Beitrag wird das Dilemma des Tourismus und die veraltete Denkweise wieder sichtbar: Rundflug mit Flugzeug, Anreise und Ausflüge mit dem Auto - darunter leiden die Menschen an allen Seen und an allen Tourismus-Hotspots und vor allem auch die Natur und das Klima! Das muss sich endlich ändern - Urlaub JA aber nicht mit Autos, Ausflüge JA aber nicht mit Flugzeug, Hubschrauber oder Auto - dann können Tourismus und Einwohner zusammen glücklich sein!

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teja (5.862 Kommentare)
am 28.11.2021 09:44

nachhaltig, energiesparen sollen immer die anderen, wieviele lassen ihr Auto einfach am stand laufen, eine person im haushalt, aber in 7 zimmern brennt licht .

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Gugelbua (31.930 Kommentare)
am 24.11.2021 12:16

will da wirklich wer hinfahren um sich den Luxus der Reichen anzusehen ? 🤣

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