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Das ganze Jahr Sommer

Von Karin Haas, 02. November 2019, 00:04 Uhr
Algarve
Bild: colourbox.de

Die Algarve, der südlichste Zipfel Portugals, punktet mit 360 Sonnentagen pro Jahr. Sie spielt abseits des heißen Sommers erst so richtig ihren Charme aus. Wir begaben uns auf Spurensuche – abseits der Trampelpfade und mit viel Kulinarik.

Das "Ufo" ist gelandet. Serviert hat es ein flinker Kellner, der eine weich-melodiöse Sprache spricht, die mit vielen "Schs" und noch mehr Nasenlauten garniert ist. Das Ufo ist in Portugal kein unbekanntes Tischobjekt. Es ist eine Kupferkugel, deren Deckel sich mittels Scharnier öffnen lässt.

Darin schmort die kulinarische Identität der Algarve, des 200 Kilometer langen Küstenstreifens ganz im Süden von Portugal. Die Cataplana ist gelandet. Es ist ein Eintopf mit Tomaten-Weißwein-Knoblauch-Sud, in dem Muscheln aller Art, Calamari, Scampi und Fisch schmoren. Alles kommt hinein, was der Atlantik so hergibt. Das ist ganz schön vielfältig.

Spezialität Cataplana

Meist isst man eine Cataplana zu zweit, ab 30 Euro für beide. Die Fleisch- und Edelfischvariante hat längst verdrängt, was früher ein Armeleuteessen mit vielen Erdäpfeln war. Nicht nur Martina Kerk, die Deutsche, die in jungen Jahren mit ihrer sonnensuchenden Frau Mama an die Algarve kam, weiß, woran man die echte Cataplana erkennt. "Der Knoblauch darf nicht geschält und nicht geschnitten sein", sagt die Portugiesin aus Leidenschaft. Vielmehr müssen die Zehen ungeschält zerdrückt ihr Aroma entfalten.

Wohnt man nicht an der Algarve, sondern kommt als Urlauber und das ab Österreich, ist ein Flug mit Lauda Motion, alias Ryanair, ab Wien eine Option. Zwei Mal pro Woche (Donnerstag und Sonntag) geht es nach Faro, in die Hauptstadt der Algarve. Schnäppchen locken zum Schnäppchenpreis. Doch wie es so ist mit den 9,99-Euro-Tickets – meist ist man zwischen 150 und 200 Euro für hin und retour unterwegs.

Dass 300 Tage an der Algarve die Sonne scheint, ist abseits des heißen Sommers von besonderem Charme. Mögen sich die Briten von Juni bis September an den Stränden rot grillen. Auch ins Hinterland fährt man am besten vorher oder nachher. Da gibt es etwa das Dörfchen Monchique. Eine Bergstraße führt aussichtsreich, aber erstaunlich wenig gewunden nach oben. Kein Wunder. Ist doch die höchste Erhebung der Algarve, der Foiá, nur 902 Meter hoch. Damit sticht er den Geschriebenstein, den Aussichtshorst des Burgenlandes, nur um 20 Meter aus.

Das ganze Jahr Sommer
Mandeln und Feigen, die essbaren Blumen Bild: haas

Zu sehen gibt es eine Menge. Korkeichen säumen die Straße. Nun kann man erahnen, wieviel Geduld ein Korkeichenbauer haben muss. 25 Jahre wächst die Eiche, bis der Stamm das erste Mal geschält werden kann. Dann dauert es neun Jahre, bis der zweite Durchgang folgt. Erst ab Durchgang Nummer drei ist eine Kork-Qualität möglich. Vorher wird die Rinde zu Bodenbelägen oder Handtaschen verarbeitet.

Antonio Maria Nunes Valerio erwartet uns schon. Er sammelt nicht nur den begehrten Wildhonig, sondern destilliert auch in einer uralten Kupferbrennblase, die in ein Freiluftmuseum passen würde.

Destillat vom "Erdbeerbaum"

In dieser Brennblase entsteht der begehrte Medronho. Dieser Schnaps wird aus Früchten des Westlichen Erdbeerbaumes (Arbutus unedo) gebrannt, der bei uns ein Zierstrauch ist. Die kleinen kugeligen roten Früchte werden mühevoll von Hand geerntet. 550 Liter brennt Antonio. Dazu sind seine zehn Hektar Erdbeerbaum nötig.

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Idalia Duarte in ihrem Spezialitätengeschäft in Monchique Bild: haas

Wie gut, dass die "Unterlage" in Monchique entsprechend deftig war. Seit gut vier Jahren führt Idalia Duarte ihr regionales Spezialitätengeschäft. Kuchen aus Mehl des Johannisbrotbaumes ist eine Rarität. Doch wir halten uns an die deftigen Spezialitäten, die aus den schwarzen Schweinen dieser Gegend hergestellt werden. Mehr als 1000 Stück davon hat Idalia, die mit ihrem Mann eine Landwirtschaft mit Metzgerei führt. Nicht nur ihre Paprika-Knoblauch-Wurst Chorizo ist gefragt. Ganz besonders begehrt sind auch die Blutwürste, die mit einem Hauch Zimt gewürzt und in Stoffsäcken geräuchert werden.

Zurück in Faro plumpsen wir mehr als 200 Jahre zurück in herrschaftliche Zeiten. Denn wir wohnen in einer "Pousada". Das sind in Portugal Hotels, die historischen Hintergrund haben; also Schlösser, Landhäuser und Ähnliches. Hier in Faro ist es im Ortsteil Estoi die Pousada de Faro – das Estoi Palace Hotel.

Die Pestana-Kette betreibt das Hotel, dessen Kern der mit EU-Geldern renovierte Palast mit Prunkräumen ist. Daneben schmiegen sich modernste Hotelzimmer mit Aussicht an.

Um rund 100 Euro pro Zimmer und Nacht für zwei Personen ist man inklusive Frühstück dabei, die trendige Sauna mit Innen- und Außen-Pool gibt’s gratis dazu.

Das Hotel-Restaurant ist modern-nüchtern gehalten. Bekommt man keinen Tisch dort, braucht man sich nicht zu grämen. Man isst andernorts mindestens genauso gut.

Mit einem Mietauto ist man ab Faro schnell in Lagos. Denn eine der schwindelerregenden rostroten Fels-Küsten-Formationen sollte man schon gesehen haben. Zwar halten bei der Ponta da Piedade in Lagos auch jede Menge Touristenbusse. Doch die Felsen sind so beeindruckend, dass man dies in Kauf nehmen kann. Nach 90 Stufen nach unten warten Boote, die gegen einen Obolus zu einer Grotte mitnehmen. Gegen die Sonne blinzeln ist aber genauso schön.

Dieser Fischmarkt muss sein

Auf nach Olhao, und das am besten am Samstag. Das Fischerstädtchen an der Lagune des Naturparks Ria Formosa lockt mit dem bestbestückten Fischmarkt der Algarve. Es gibt sogar getrocknete Oktopus-Eier.

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Fischmarkt in Olhao Bild: haas

 

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Neu erbaute Markthalle nach altem Vorbild Bild: haas

Wer dies im Rahmen einer "Food-Tour", einem Insider-Rundgang mit regionalen Schmankerln und viel Stadtgeschichte machen möchte, ist bei Joana Cabrita Martins und ihrer Firma "Eating Algarve", die sie mit ihrem Partner Antonio führt, gut aufgehoben. 89 Euro kostet die Fünf-Stunden-Tour, bei der man sich durch neun Gänge kostet, die von drei Getränken begleitet werden.

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Joana, auf „Eating Algarve“-Tour Bild: haas

Sardinen über alles

Bei aller Schlemmerei darf man auf ein Mitbringsel nicht vergessen. Das ist in Olhao eine Sardinenkonserve. Dort gab es Mitte des vergangenen Jahrhunderts mehr als 30 Fischfabriken. Deren hehre Zeit ist zwar vorbei. Doch nebst Thunfisch- und Sardinenpaste als neue Produkte finden Liebhaber von Sardinen nach wie vor Konserven. Neu produziert im Nostalgie-Look heißen die etwa "Good Boy" und sind handverpackt, hergestellt in der Conserveira do Sul, die in dritter Generation geführt wird.

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Fischkonserven in dritter Generation Bild: haas

Ein bisschen "Kleingeld" sollte man schon dabeihaben, wenn man im Zwei-Sterne-Restaurant der Vila Joya in Albufeira essen möchte. Dort zeichnet der Vorarlberger Dieter Koschina seit 26 Jahren für die Gourmetküche verantwortlich, was dem Boutique-Hotel, das eine Privatvilla war, seit 1995 einen Michelin-Stern und seit 1999 zwei Sterne brachte. 120 Euro kostet das Dinner für Hotelgäste, die für das Zimmer pro Nacht in der Nebensaison 350 Euro inklusive Frühstück zahlen. Externe Gäste berappen 210 Euro pro Person für das abendliche Dinner, das so viele Gänge und Häppchen aufweist, dass man beim Mitzählen schwindlig wird.

Neben Starkoch Koschina gibt’s noch einmal Qualität aus Österreich: Stefan Langmann (28) aus Marbach (Bezirk Melk) in Niederösterreich befehligt das Köche-Team von 28 Personen, die jeden Tag aufs Neue ein neues Menü kochen.

Eine tierische Kuriosität Portugals soll nicht unerwähnt bleiben. Denn der ehemalige "First Dog" des früheren US-Präsidenten Barack Obama ist ein Portugiesischer Wasserhund. Diese Mitte der 1970er-Jahre fast ausgestorbene Rasse begleitete die Fischer auf ihren Booten und sprang freudig ins Wasser, um schwimmend mitzuhelfen. Die "Wasserhunde" haben zwischen den Krallen Schwimmhäute, feine Fellhaare und lassen andere Rassen, die nach Hunde-Paddelart schwimmen, ziemlich langsam aussehen. Portugiesische Wasserhunde machen ihre Tempi nach außen. Vielleicht sehen Sie einen. Sie sind meist schwarz mit weißem Pfotenfell. Rodrigo Pinto von der Casa Buba unweit von Lagos züchtet sie.

Tipps

Essen:

Lagos: Fisch, Muscheln, Steaks: Restaurant Don Sebastiao, Rua 25 de Abril 20-22, Aparato 388, restaurante.dsebastiao@net.vodavone.pt

Faro: Gute Cataplana: Tertulia Algarvia, Praca Afonso III, 13-15, www.tertulia-algarvia.pt

Albufeira: Zwei-Michelin-Stern-Restaurant: Vila Joya, Estrada da Cale, www.vilajoya.com

Wohnen:

Faro/Estoi: Pousada do Palacio de Estoi, Rua S. Jose, Doppelzimmer inkl. Frühstück ab 100 Euro, www.pousadas.pt

Genießen:

Food-Tour: „Eating Algarve“: Joana Cabrita Martins, www.eatingalgarvetours.com

Algarve-Treasures: Vanda Lopez, verstecke Gourmetschätze im Hinterland, www.AlgarveTreasures.pt

Anreise: Lauda Motion (Ryanair), ab Wien, jeden Donnerstag und Sonntag, www.laudamotion.com

Tourismusverband: www.visitalgarve.pt

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Autorin
Karin Haas
Kolumnistin
Karin Haas

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3  Kommentare
3  Kommentare
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( Kommentare)
am 07.11.2019 22:56

Na was jetzt? 300 oder 360 Sonnentage? Der Bericht e uma bosta!

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Gugelbua (31.906 Kommentare)
am 02.11.2019 17:45

sgibt viel schöne Flecken auf unserm Globus, nur wie lange noch ? bei meinen Reisen um die Welt, abseits des Touristen Stroms, stellte es mir manches mal die Haare auf…….

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RainerHackenberg (1.879 Kommentare)
am 02.11.2019 08:09

Was hat der Autor für diesen im Stil eines Schüleraufsatzes geschriebenen Artikels an Werbegeldern bekommen bzw. "Warum ist der Artikel nicht als Werbung gekennzeichnet?"

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