Am schönsten ist es in Südtirol
Der Herbst ist Wanderzeit und Zeit für die Apfelernte. Eine Reise in meine zweite Heimat – über den Brenner bis ins Sarntal.
Das Haus meiner Oma steht in Reinswald im Sarntal, abgelegen und höher gelegen als das gesamte Mühlviertel. Gleich hinter dem Bauernhaus beginnt der Wald, und wenn man als Kind beim Fußballspielen am Tor vorbeischoss, musste man den Ball 200 Höhenmeter weiter unten wieder holen. Steiles Südtirol eben.
Der Herbst ist eine der schönsten Zeiten, um über den Brenner zu reisen. Am spektakulärsten ist die Anreise ins – fälschlicherweise als rückständig verschriene – Sarntal über das 2211 Meter hohe Penserjoch. Nach dem Brenner bei Sterzing runter von der Autobahn und über den Pass den kürzesten Weg nehmen. Steile Serpentinen geht es hinauf und hinunter. Mein Vorhaben, die Strecke einmal mit dem Rennrad zu fahren, muss mangels Training weiter warten. Achtung, üblicherweise ist die Straße von November bis Juli gesperrt, im Winter kann bis zu zwölf Meter hoch Schnee liegen.
Ein See, hoch wie der Feuerkogel
Unten angekommen, empfiehlt sich unbedingt gleich ein Abstecher zum Durnholzer See. Ein magischer Platz, mit einigen wenigen Bauernhöfen auf steilen Hängen, einer Kirche, einem Wirtshaus – und einem klaren und auch im Sommer erfrischenden Bergsee. Kein Wunder, liegt er doch auf 1545 Meter und damit fast so hoch wie der Feuerkogel. Mein Onkel ging hier früher trotzdem surfen. Der klassische Rundweg um den See ist auch mit Kindern leicht zu bewältigen.
Die größte Gemeinde Südtirols
Das Sarntal ist mit einer Ausdehnung von 302 Quadratkilometern die größte Gemeinde in Südtirol. Offiziell hat es nur 7160 Einwohner, vielleicht auch deshalb, weil es von Bozen früher nur schwer zu erreichen war. Die 27 Tunnel meiner Kindheit wurden mittlerweile zum Teil begradigt und halbiert.
Zentrum ist der Ort Sarnthein auf 970 Metern, wo auch die meisten meiner Verwandten leben. Das Zentrum mit seinen uralten Häusern und Gassen ist malerisch, der klassische Baustil, der sich durch ganz Südtirol zieht, eine wohltuende Abwechslung zum Durcheinander der Stile in Österreich. Das Handwerk wird im Sarntal großgeschrieben – vom Federkielsticken bis zu Sarner Toppar (Hausschuhe aus Filz), wie sie auch meine Oma immer für mich machte. Vom Italienischen haben sich die Südtiroler das Beste abgeschaut: Es gibt neben Hausmannskost tolle Pasta, und den Espresso trinkt man nicht vom Automaten, sondern in der Bar. Sympathisch.
Nachdem man von Bergen umgeben ist, muss man natürlich auch hinauf. Einen Blick über das Tal bekommt man von der Sarner Scharte (2509 m), eine tolle Tour führt auf das Latzfonser Kreuz und weiter auf die Kassianspitze (2581 m). Besonders sehenswert sind die "Stoanernen Mandln", ein uralter keltischer Kraftplatz auf der Hohen Reisch mit mehr als 100 Steinfiguren. Übrigens: Im Sarntal ist ein E-Mountainbike wirklich sinnvoll, im Grunde geht es überall bergauf. Das Schloss Runkelstein thront oberhalb von Sarnthein. 1237 von den Brüdern von Wangen errichtet, beherbergt es den größten profanen Freskenzyklus des Mittelalters. Gut essen kann man im Gasthaus Höllriegl – bitte Schlutzkrapfen probieren!
Die Apfelernte in Meran
Zerklüftet und majestätisch stehen sie da – die Dolomiten, für viele das Schönste an Südtirol. Jene, die sie zum ersten Mal sehen, stockt nicht selten der Atem. Der Herbst tut ein Übriges, taucht die Täler in eine außergewöhnliche, bunte Farbenpracht. Die rot leuchtenden Apfelbäume sind besonders schön in Meran zu sehen. Durch das mediterrane Klima scheint die Gegend wie gemacht für Äpfel. Kilometerlang führen die Baumreihen links und rechts die Hänge hinauf. Mit Wasser versorgt werden sie durch sogenannte Waale. Die jahrhundertealten Wasserwege kann man auch entlangwandern – oder -laufen. Der Marlinger Waalweg etwa führt hoch über der Stadt und am exquisiten und mit Hauben ausgezeichneten La Maiena Meran Resort vorbei.
Das Schloss Trauttmansdorff
Was für die Wachau die Marillen, sind die Äpfel für Südtirol. Die Ernte beginnt Mitte August, mit Sorten wie "Gala" und endet mit "Pink Lady" Anfang November. Rund eine Million Tonnen Äpfel werden bei den rund 7000 Apfelbauern von den Bäumen geholt. Das entspricht einem Anteil von zehn Prozent an der gesamten Apfelproduktion der EU.
Kaiserin Sissi kam nicht wegen der Äpfel, sondern vor allem wegen des milden Klimas und der guten Luft nach Meran. Schloss Trauttmansdorff war das Winterdomizil der österreichischen Kaiserin in den Jahren 1870 und 1889 – und heute noch gibt es den berühmten Sissi-Weg und eine Therme, die Kurgäste anlockt. Die Kombination mit dem Sarntal ist schon allein deshalb gut, weil man auch angesichts aller Noblesse geerdet bleibt.
Info und Übernachten
Fürs Übernachten gibt es im Sarntal eine Vielzahl an Möglichkeiten - von kleinen Pensionen, Urlaub am Bauernhof bis hin zu Viersternehotels mit Wellnessbereichen. Eine gute Übersicht findet man hier: sarntal.com
Ein Hoteltipp ist das Viersternehotel Bad Schörgau, das Sarner Tradition mit Komfort und außergewöhnlichem Essen (drei Hauben) verbindet. Hier kann man nicht nur im Wasser baden, sondern auch im Heu. bad-schoergau.com
In Meran ist das Fünfsternehotel La Maiena Meran Resort der Familie Waldner ein "Place to be". Von der erhöhten Lage in Marling blickt man über die Stadt. Highlight ist der Wellnessbereich mit dem 26 Meter langen Infitinty-Pool und atemberaubenden Bergpanorama. lamaiena.it
Südtirol ist sehr schön. aber mir gefällt es in Österreich besser.