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Alles, was das Herz begehrt

Von Stefan Kalmar, 07. März 2020, 00:04 Uhr
Alles, was das Herz begehrt
Blick von der Küstenstraße D81 auf die Halbinsel und das Naturschutzgebiet La Scandola Bild: Stefan Kalmar

Nach Korsika laden märchenhafte Wanderwege, die höchsten Berge, der dichteste Wald und einige der schönsten Strände im gesamten Mittelmeerraum. Vierzig Prozent der Insel sind Naturpark und aus der Leitung fließt klares Trinkwasser.

Der Col de Palmarella liegt an der Westküste und der Parkplatz ist voll mit Motorrädern. Hier auf dem Pass, 400 Meter über dem Meer, beginnt eine der landschaftlich schönsten und meistbefahrenen Routen. Der Blick über den Golf von Porto lässt den Hormonspiegel erwartungsvoll steigen. Früher hieß der schwer zugängliche Südwesten der Insel "Deça des Monts", jenseits der Berge. Dichter Wald bedeckt den monumentalen Gebirgsrücken, der die Insel vom Cap Corse im Norden bis zu den Ausläufern der Bavella im Süden durchzieht. Und die wenigen Pässe liegen meist über der Tausend-Meter-Marke.

Traumstraße am Golf von Porto

Die D81 blieb bis heute die einzige Straße an der Westküste nach Süden. Schmal und extrem kurvenreich wurde sie in die senkrechten Wände aus rotem Porphyr geschlagen. Auf den gemauerten Brücken braucht es Geduld und Nerven, große Wohnmobile müssen bei manchen Überhängen oder Spitzkehren auf die Gegenfahrbahn. Vor etwa fünfzehn Jahren hat man die Strecke, wo immer möglich, verbreitert und mit Ausweichen versehen.

Alles, was das Herz begehrt
Willkommene Abkühlung am Wanderweg D81: Historischer Brunnen aus Flusskrebsen Bild: Stefan Kalmar

Beim Bau wurden keine Mühen gescheut, die Natur zu schonen. Selbst die meerseitig gelegenen Stütz- und Schutzmauern wurden originalgetreu aus Stein gemauert. Die Aussicht wechselt bei jeder Kurve. Sattgrüner Lorbeer und dekorative Kiefern begleiten die roten Felswände und den tiefblauen Golf. Nur die Strände verstecken sich. Zu den Traumbuchten muss man hinunter. Entweder am Fernwanderweg Mare e Monti, der die D81 kreuzt, oder mit dem Auto. Der Mare e Monti verläuft, wie der Name sagt, zwischen Bergen und Meer und ist nicht so anspruchsvoll wie der bekannte GR20 über das Hochgebirge. Dafür kann man hie und da im Meer baden. Das Fischerdorf Girolata mit schönen Stränden ist nur zu Fuß erreichbar.

Alles, was das Herz begehrt
Der Cavo mündet am Strand von l’Ovu Santu ins Meer. Bild: Stefan Kalmar

Zu Wasser und zu Land

Der Golf von Porto wurde 1983 zum Unesco- Weltkulturerbe erklärt. Die Halbinsel La Scandola darf nicht betreten werden. Aber von Girolata aus liegt sie ums Eck. Ausflugsboote fahren direkt zu den gewaltigen Vulkanschloten. Mit etwas Glück kreisen dort Fischadler und für die reiche Unterwasserwelt reicht ein Schnorchel. Von Osani führt eine Rumpelstraße zum Kiesstrand Gratelle. So schön er ist, in der Nebensaison wird er kaum besucht. Der Pfad zur benachbarten Caspiu-Bucht lohnt. Blassblaue Blüten mannshoher Rosmarinsträucher, Ginster und sturmschief zerzauste Baumheiden rahmen märchenhafte Ausblicke auf die Bucht und den genuesischen Wachturm von Porto. Der folgende Bussaglia-Strand gilt als der schönste im Golf. Erfahrene Paddler können ein Kajak für die zehn Kilometer nach Scandola mieten und sich anschließend im romantischen Strandrestaurant Luna stärken. Südlich von Porto in der Calanche staffeln sich die Felsburgen zu abenteuerlichen Türmen und einige Wanderpfade erlauben, sich in dieser sagenhaften Kulisse zu verirren. Die alten Griechen, die diese Insel schon geliebt haben, nannten sie nicht umsonst "Kaliste" – die Schöne. Im nun folgenden ausgedehnten Golf von Sagone wird die Landschaft zahm. Grünes Hügelland und kilometerweite Sandstrände begleiten die D81 bis Ajaccio.

Flair à la Südfrankreich

Hauptstadt, Sitz des korsischen Regionalparlaments und Geburtsstadt Napoleons ist Ajaccio. Trotzdem weht hier nicht wirklich Großstadtluft, dazu ist das Altstadtpastell einfach zu malerisch. Sicher, die Häuser sind hoch, die Boulevards breit, aber die alten Holzläden sind zu charmant, die Palmen und Cafés zu südlich. Überdies lassen die vielleicht besten Pétanque-Spieler der Nation auch nicht den geringsten Stress an der Strandpromenade aufkommen. An der Place Marechal Foch genießt Napoleon in eine römische Toga gekleidet das lässige Treiben. Am 14. August hat er Geburtstag und der Ajaccien macht drei Tage lang Party. Am 25. Mai fällt heuer erstmals der Startschuss zu "Les Régates Napoléon". Fünf Tage mit Events, Ausstellungen, Shows und Konferenzen. Fünf Tage mit einer Prachtflotte im Hafen von Tino Rossi. Jacht-Affine genießen ein Segelabenteuer mit vormittags starkem thermischen Wind. Nachmittags werden die neuen Bikinis an den Stränden unterhalb der Cottageviertel getestet und am feinsandigen Plage de l’Ariadne wärmt nach einer karibisch durchtanzten Nacht die Maisonne beim Sektfrühstück.

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In Ajaccio erblickte Napoleon Bonaparte das Licht der Welt. Bild: Stefan Kalmar

In den "Korsischen Dolomiten"

Keine Autostunde von der Dolce-Vita-Atmosphäre Porto Vecchios und seinen Traumstränden, ist der Col de Bavella einer der Hauptanziehungspunkte der Insel. Viele Besucher kommen als Halbschuhtouristen auf den 1218 Meter hohen Pass. Man vertritt sich ein wenig die Beine auf der Alm zwischen mächtigen Laricio-Kiefern, beobachtet einen Bartgeier mit drei Meter Flügelspannweite oder die Seilschaften in den Bavella-Türmen. Ihre markanten Formen haben dem Gebirge die Bezeichnung "Korsische Dolomiten" eingetragen. Der Pass ist Schnittpunkt mit dem GR20. Er quert, ohne Ortschaften zu berühren, in Nord-Süd-Richtung das Gebirge mit über 150 Gipfeln höher als 2000 Meter. Die Wanderer sind mit schweren Rucksäcken unterwegs. In beiden Richtungen bietet sich ein Schnupperkurs an, mit Leichtgepäck, aber gutem Schuhwerk und etwas Orientierungsgefühl. Nach zehn Minuten ist man allein, Richtung Norden abenteuerlich zwischen den Bavella-Türmen und nach Süden, auch über Stock und Stein schnaufend auf die Foce Finosa mit Traumblick auf die berühmten Türme.

Auf Flügeln des Gesanges

Amtssprache in Korsika ist Französisch, Korsisch ist nur als Regionalsprache anerkannt. Im Norden klingt es weich und erinnert an toskanische Dialekte, im Süden härter und näher dem Sardischen. Die Einflüsse dieser sehr alten Sprache gehen zurück bis zu den Etruskern und Römern, als Schriftsprache existiert sie seit etwa hundert Jahren. Am wunderbarsten klingt sie gesungen.

Auch der polyphone Gesang hat seine Wurzeln in grauer Vorzeit, in Hirten- und Liebesliedern, Totenklagen und Spottversen und seit dem frühesten Mittelalter im sakralen Bereich. Der gemessene Vortrag, meist a cappella, die Überschneidung verschiedener Stimmlagen und die reiche Chromatik garantieren wohlige Schauer. Im Herbst finden auf der ganzen Insel Konzerte statt, meist in Dorfkirchen mit ausgezeichneter Akustik. Der Mann vor dem Kirchentor mit der Kassa am Campingtisch wirkt ironisch, gemütlich und ist schwarz gekleidet, wie bei polyphonen Sängern auf Korsika Brauch. Als das Konzert der Gruppe "L’Eternu" (Ewigkeit) beginnt, ist auch der letzte Platz besetzt. Eric, der Mann mit der Kassa, sorgt für einen verlässlichen Bass, Philipe singt Bass-Bariton und spielt Sologitarre, Sebastian verfügt über einen obertonreichen Bariton und mit Dominique ist der Tenor ideal besetzt. Er begleitet auf der zweiten Gitarre. Allen gemeinsam sind Gesichter wie von Steinheiligen und Hände wie von Hufschmieden. Und eine Stimme hat jeder wie ein Erzengel. Dominique gibt den Conferencier und verwendet in den Erzählungen zwischen den Musikstücken viel Liebe darauf, seine Insel den Hörern nahezubringen. Ein Lied heißt "Brief aus Argentinien". Viele hunderttausend Korsen wanderten und wandern auf Arbeitssuche aus. Doch die meisten Lieder erzählen von Kultur, Liebe und der einmaligen Landschaft. In den Liedern verschmelzen der Abendglanz griechischer Kultur, ein romanischer Kirchturm, knorrige Kastanien und Ölbäume von biblischem Alter, wildschöne Sandstrände, feinsandige Dünen hinter duftendem Kiefernwald, brütende Hitze in nicht enden wollenden Korkeichenwäldern, reife Feigen die einem sozusagen in den Mund fallen, Strandseen, ein Christusdorn mit unsagbar zarten Blüten neben grauenhaften Stacheln; alles wird zum immerwährenden Jetzt!

Gut zu wissen

Anreise: Rhomberg Reisen fliegt ab 3. Mai von Wien und Salzburg jeden Sonntag nach Calvi auf Korsika; www.rhomberg-reisen.com, Telefon: 0557222420

Essen: AUBERGE DU COL DE BAVELLA, Restaurant mit Panoramaterrasse, Familie Grimaldi, 20124 Zonza, Tel. 0495720987, www.auberge-bavella.com;

RESTAURANT 20123, bodenständig korsische Küche in rustikalem Ambiente; Rue du Roi de Rome 2, 20000 Ajaccio, Tel. 0495215005, www.20123.fr; U CORSU, Restaurant am Hafen mit Terrasse über dem Wasser, Fisch, Grill und Pizza, korsische Livemusik, Quai Pasquale Paoli, 20, 20137 Porto-Vecchio, 0495701311.

Lesen: Wolfgang Kathe: „Korsika“, 563 Seiten, Reise Know-How Verlag,

Marion Landwehr: „Korsika mit dem Wohnmobil“, Bruckmann Verlag, 191 Seiten

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1  Kommentar
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magic814 (17 Kommentare)
am 10.03.2020 17:51

Liebe Leute, das gleiche gilt auch für Sardinien. Ich war im Dolce Luna in Arzachena. Ein Traum
......und von Oberösterreichern geführt. Das Essen, die Preise, die Herzlichkeit der Gastgeber..........uvm. Ein heißer Tip

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