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"Was kann ich Ihnen Gutes tun?"

Von Bernhard Lichtenberger   09.Dezember 2018

Sie nennen ihn Tiroler Meer. Einem Oberösterreicher mag das hochtrabend erscheinen, passte das größte Binnengewässer in Andreas Hofers "heiligem Land" flächenmäßig fast zwei Mal in den Wolfgangsee. Das Zahlenspiel kann der Schönheit des Achensees dennoch nichts anhaben. Wie die Zacken einer Krone fassen die Erhebungen von Rofan- und Karwendelgebirge das 929 Meter hoch gelegene alpine Nass ein.

Nur zaghaft zeigten sich bisher winterliche Spuren. Keine weiße Pracht dämpft das Klappern der Hufe der Friesen, die unsere Kutsche von Pertisau bis zum Schnittpunkt zweier Karwendeltäler ziehen. Diana, die Frau an den Zügeln, verrät die Namen der schwarzen Rösser. Schon wird gelauscht, ob die 18 Jahre alten Pferde im Rhythmus des Reggae trotten. Das eine heißt Bob, das andere Marley.

Kasspatzln und Schnapsala

Vorbei geht es am Langlaufstüberl mit Brauerei und an angezuckerten Wiesen, die leckende Sonnenstrahlen nicht erreichen. Wenn die 200 Kilometer Loipen erst gespurt sind, führen sie bis in die Talschlüsse. Mit ihrem Hund spaziert Diana auch gerne auf dem Winterwanderweg zur Falzthurnalm. Die Kasspatzln in der Sennhütte empfiehlt sie, wenngleich die Einkehr nicht ungefährlich sei, wegen der lockenden "Schnapsala". Da könne ein leichtes Räuscherl schon passieren. Uns überrascht die Kutscherin auf halber Strecke mit einer schmucken Schatulle, in der sich zwei Gläser und ein Fläschchen Sekt verbergen.

Die wohl ehest verschneite Landschaft um Pertisau, Achenkirch und Maurach erschließen nicht weniger als 150 Kilometer ausgewiesene Winterwanderwege. Wer nach Höherem strebt, ob auf Schneeschuhen oder als Tourengeher, findet seine Routen. Der alpine Abfahrer tobt sich in den drei Skigebieten rund um den wie ein Fjord eingebetteten Achensee auf 53 Pistenkilometern aus.

"Was kann ich Ihnen Gutes tun?"
Bob und Marley, die schwarzen Friesen, ziehen die Kutsche in die Täler am Achensee.

Bergadvent und Seeweihnacht

Zur Vorweihnacht herrscht noch beschauliche Ruhe. Vor dem 1446 erbauten Fischergut, einem der ältesten Bauernhäuser in Pertisau, fädeln sich an den "Bergadvent"-Wochenenden Hütten mit Handwerk und Schmankerln auf, im Stadl darf man sich zu den Klängen der Weisenbläser in der Kunst des Schnitzens versuchen.

Gleich gegenüber legen zur zweistündigen Seeweihnacht mit 2000 Ornamenten geschmückte Schiffe ab, die neben Stubenmusik einen Christkindlmarkt an Bord haben. Die Fahrten vor Sonnenuntergang haben den Vorteil, dass sich zum entschleunigenden Moment der erhellende Blick auf die Gegend gesellt.

Am anderen Ende des Sees trägt im Sixenhof eine Ausstellung dem 200-Jahr-Jubiläum des berühmtesten Weihnachtslieds Rechnung. Sie ist dem Tiroler Nationalsänger Ludwig Rainer gewidmet, der "Stille Nacht, Heilige Nacht" in die Welt hinausgetragen und sich später in Achenkirch niedergelassen hat.

Im Rocky-Mountains-Stil

An den Gestaden gefiel es auch einem Kaiser. Maximilian I., der letzte Ritter genannt, frönte hier seiner Jagdlust, ehe er vor bald 500 Jahren in der Welser Burg sein Leben aushauchte. Seinem prächtig gerahmten Konterfei begegnet der Gast mehrfach im Cocoon in Maurach. Die mit fünf Sternen umkränzte alpine Lodge gehört zur Wellnessresidenz Alpenrose.

Mehr als 17 Millionen Euro haben Wolfgang Kostenzer senior (67) und Wolfgang junior (29) in den vom Rocky-Mountains-Stil inspirierten, im Vorjahr eröffneten Edelbau gesteckt. Die von den dienstbaren Geistern gestellte Frage "Was kann ich Ihnen Gutes tun?" verliert sich hier nicht in einer Floskel. Geborgenheit, Gastfreundschaft und Gastronomie auf hohem Niveau bestimmen die Philosophie des Hauses. Luxuriöse Spa-Suiten und -Chalets von 80 bis 140 Quadratmetern (ab 262 Euro pro Nacht) laden mit Eichenholz, feinen Textilien und eigener Infrarot- und Finn-Sauna zum Rückzug ein.

Adlerfisch mit Champagner, geschmortes Ochsenbackerl mit Steckrüben oder Perlhuhn – die abendliche Kulinarik stellt vor die Menü-Wahl. Sie lässt aber den Freiraum, sich an der offenen Kochstation zu bedienen, an der Markus Wanner seine Haubenklasse ausspielt, etwa mit gebeiztem Hirsch, rosa Lammkoteletts oder einem Pulpo, der auf der Zunge zergeht. Die passende Begleitung dazu sollte sich unter den rund 4500 Flaschen im Weinkeller finden lassen.

Aus dem Cocoon streckt der Gast die Fühler in das gesamte Wellness-Beauty-Spa-Reich der Alpenrose aus – auf mehr als 8000 Quadratmetern kommt man ordentlich ins Schwitzen. Etwa in der Kräutersauna im Garten, wo die resolute Andrea Poren öffnet, keck plaudert und in den "kleinen Wolfgangsee", den eiskalten Schwimmteich, lockt. "Ihr dürft schreien, egal, was. Nur nicht die Luft anhalten." Fürs Atemberaubende ist ohnedies der Achensee zuständig.

Infos: www.achensee.com www.alpenrose.com

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29. März 2024