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Nördlich des Balaton

Von Gerhard H. Oberzill, 03. August 2015, 00:04 Uhr
Nördlich des Balaton
Halbinsel Tihany mit ihrer Benediktinerabtei Bild: Oberzill

In den Sommerwochen ist der Plattensee Ungarns Ferienziel Nummer eins. Aber auch im Hinterland gibt es viel zu entdecken.

Spitzbübisch blickt Viktoria aus ihrem langen, weinroten Samtkleid. Die Robe ist für heiße Sommertage nicht ideal, aber sie passt perfekt in den edlen Rahmen: das jüngst restaurierte Barockschloss der Esterházy im ungarischen Pápa.

Mit Zungenschlag à la Marika Rökk führt die junge Frau durch die sanierten Räume. Dort erwartet Besucher eine Überraschung: Das "kastély" wurde nicht nur baulich wiederhergestellt, sondern im wahrsten Wortsinn revitalisiert. Also mit "lebenden Bildern" beseelt, ähnlich den in der Barockzeit so beliebten Tableaux vivants.

Gleich im ersten Zimmer sitzt eine emsige Stickerin; im Festsaal sind Hofdamen zu einer Tasse Kaffee zusammengekommen, bevor sie sich zu höfischer Musik eines Lautenspielers im Reigentanz drehen; im nächsten Raum vertieft sich ein Fräulein in ein Buch. Und als Höhepunkt werden die Gäste von der Schlossherrschaft persönlich empfangen, von Ferenc Graf Esterházy von Galántha zu Sempte und Pápa und seiner Gemahlin Mária Szidonia Gräfin Pálffy ab Erdöd.

Dank seiner riesigen Stephanskirche mit einem Deckenfresko des Wahlwieners Franz Anton Maulbertsch, seinem Blaudruck-Museum und etlicher hübscher Bürgerhäuser in der Altstadt erfreute sich Pápa "immer schon" eines Baedeker-Sterns. Mit der Reanimierung des Esterházy-Schlosses hat es sich nun zweifellos einen zweiten verdient. Zudem ist der Ort für Österreicher leicht zu erreichen, liegt er doch auf halbem Weg zwischen Györ und dem Balaton.

Der Plattensee ist gerade in den Sommerwochen Ungarns Ferienziel Nummer eins. Weshalb sich Wasserratten vermutlich bereits von Viktoria und ihren Kolleginnen verabschiedet haben, um so rasch wie möglich in die Fluten des "magyarischen Meers" einzutauchen. Wer es vor seinem Badeurlaub noch ein wenig länger auf dem Trockenen aushält, der findet in "Mitteltransdanubien" – so die reichlich sperrige Bezeichnung der Region nördlich des Balaton – eine Fülle weiterer Attraktionen.

"Achtung auf den Kopf!", heißt es etwa in der niedrigen Seehöhle in Tapolca. Das Städtchen ist kilometerweit unterminiert. Aber daran ist kein Riesenmaulwurf schuld, sondern Thermalwasser, das den Kalkstein in Jahrmillionen aufgefressen hat. Kaum zu glauben, wie lange 180 Meter sind, wenn man sie sich auf einem unterirdischen Gewässer selber erpaddeln muss. Mehr als einmal touchiert der Blechkahn die Höhlenwände. Aber besser es trifft das Boot als das eigene Haupt. Naturparkwächter József sieht das entspannt: "Bei uns ist noch keiner kopflos rausgekommen."

Neben reichlich Thermalquellen beweist eine Handvoll erodierter Vulkankegel mit schönen Basaltorgeln, wie heiß es in der Region auch früher schon herging. Am populärsten ist der Badacsony, an dessen Südhang einige von Ungarns berühmtesten Trauben reifen. Allen voran der Graue Mönch, ein Weißburgunder, der Franziskanern seinen Namen verdankt, die diese Rebe importierten. Am Fuß des Zeugenbergs bieten etliche Kellereien Degustationen an. Wobei Connaisseurs bekanntlich nur probieren und nicht jedes Glas bis zur Neige leeren – damit sie sich nicht am nächsten Morgen wünschen müssen, dass ihr Kopf doch besser in Tapolca geblieben wäre.

Kulturelles Zentrum Mitteltransdanubiens ist Veszprém. Die Komitatshauptstadt wird weithin sichtbar vom tausendjährigen Burgviertel mit dem Dom und dem Erzbischöflichen Palais beherrscht.

Tausendjähriges Burgviertel

Veszprém ist nicht in der Vergangenheit stecken geblieben, was auch seine moderne Arena zeigt, Ungarns zweitgrößte Veranstaltungshalle. Sie bietet bei Konzerten, Kongressen und Sportereignissen bis zu 6000 Zuschauern Platz, wirbt aber auch um intimere Events wie Hochzeiten und Taufen. Außerdem ist sie das Zuhause der international bekannten Herrenhandballmannschaft der Stadt.

Komplett verändert hat sich auch Veszpréms Zoo im nahen Fejes-Tal. Aus einem vergitterten Tiergefängnis des postrevolutionären Jahres 1958, als den Menschen auch nicht mehr Freiraum zugebilligt wurde, entstand nach der Wende ein großzügig bemessenes Areal, das unter Direktor László Török modernsten "Zoo-logischen" Grundsätzen folgt. Das Gelände ist so ausgedehnt, dass man hier den ganzen Tag verbringen kann. Kinderprogramme helfen, dass den Kleinen nicht fad wird.

Die Tiere fühlen sich hier pudelwohl, so meint der Laie. Voller "Lebensfreude" galoppieren Zebras durch eine Savannenlandschaft; Elefanten verlassen eben ihr Morgenbad, um sich in ihrem pusztaartigen Freigehege zum Schutz der Haut zu "bestäuben"; Giraffen schreiten umher und beobachten von oben herab, wie die behäbigen Nashörner grasen. Nur den Schimpansen behagt die Affenhitze gar nicht. Sie haben sich in ihr Haus zurückgezogen, wo sie genüsslich Chilischoten knabbern. Anpassung an die lokale Küche als erster Schritt zur Integration.

Endlich in der Badewanne

Endlich geht es an die Badewanne, ins bekannte "Seebad" Balatonfüred. Während in Ufernähe geplantscht wird, findet weiter draußen gerade die Regatta um den Großen Preis des Blauen Bandes statt. Die weißen Segel der Boote kontrastieren zur dunkelgrün bewaldeten Tihany-Halbinsel, die von einer Benediktinerabtei gekrönt wird. Den Aufstieg säumen Läden mit lokalen Produkten; Chilischoten, Lavendel, Töpferwaren, aber auch Plüschtiere "Made in China".

Im Kloster erinnert ein Raum an den Aufenthalt von Kaiser Karl und seiner Gattin Zita vor ihrer Exilierung nach Madeira. Doch im Gegensatz zum entthronten Paar, das wehmütig auf den Plattensee schaut, können heutige Gäste den Blick genießen, da sie ja wohl die Heimat wiedersehen werden.

Mitteltransdanubien im Internet: esterhazykastely.papa.hu; veszpreminfo.hu; veszpremzoo.hu; tihany.hu

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