"Ich steh’ auf Brennnesseln"
Kräuterhexe oder Kräuterfee will Elke Holzinger aus Regau nicht genannt werden. Die studierte Biologin ist eine Expertin in Sachen heimische Kräuter und gibt ihr Wissen auch gerne weiter.
Wenn die Brennnessel zwischen Ende Mai und Mitte Juni reif sind, ernte ich sie, schneide die Triebe ab, lege sie auf ein Backblech auf dem Dachboden und lasse sie trocknen. Dann sind die Samen perfekt und sofort zu verwenden", erklärt Elke Holzinger. Die Brennnessel (Urtica dioica) ist mit Abstand die Lieblingspflanze der Regauerin: "Mit dem Samen würze ich fast alles, Müsli, Suppe, Hühnerfleisch. Das sind reine Energiekügelchen. Und lustfördernd ist er ebenfalls, für Männer und Frauen", verrät die Kräuterexpertin und lacht. Übrigens: Sie weiß sogar, wie man Brennnessel-Kaviar herstellt.
Elke Holzinger war schon als Kind am liebsten in der Natur und hat leidenschaftlich Pflanzen gesammelt. Nicht verwunderlich also, dass sie Biologie studiert hat ("Am liebsten waren mir die Exkursionen") und seit Jahren in Oberösterreich im Naturschutz tätig ist.
Wenn sie heute entlang der Wald- und Wiesenränder, Bäche und Ufer im Naturpark Attersee-Traunsee streift, hat sie häufig Gesellschaft. Sie gibt ihr Wissen im Rahmen von www.naturschauspiel.at weiter.
Holzinger geht dann immer mit einer kleinen, feinen Gruppe von Interessierten los, sammelt Kräuter ein, erklärt, zerdrückt sie, lässt daran riechen und schmecken, gibt jede Menge Wissenswertes weiter. Damit die Führungen nicht theoretisch werden, werden die Kräuter anschließend verarbeitet und verkostet. Dass die Teilnehmer ein gutes Kräuter-Jauserl bekommen, versteht sich.
Holzingers Lieblings-Rezept ist Wildkräuterbutter mit Beifuß und Scharfgarbe: "Das geht schnell und unkompliziert. Die Butter salzen und pfeffern, die Kräuter dazu, alles durchmixen und fertig ist die Kräuterbutter."
"Für mich ist der Aufenthalt in der Natur total erholend. Am liebsten würde ich derzeit in der Au draußen wohnen, so gut fühle ich mich da. Überall riecht es nach frischen Kräutern, alles ist grün. Und wenn man weiß, wie man die Kräuter anwenden kann, ist es noch einmal schöner."
In Mitteleuropa wachsen mehr als 1000 essbare Pflanzen, Tendenz sinkend. "Leider verschwinden die blumenreichen Wiesen. Auch viele Kräuter sind vom Aussterben bedroht", sagt Holzinger. Trotzdem bemerkt sie, dass sich wieder mehr Leute für die heimische Pflanzenwelt interessieren, auch für deren Heilwirkungen.
Eine Pflanze, die beispielsweise heillos unterschätzt wird, sei der Giersch (Aegopodium podagraria), auch als Erdholler bekannt. Oft wird er als Unkraut im Garten einfach ausgezupft, sei aber ein "wilder Hund", sagt Holzinger: "Ein Gichtkraut, entwässert, steuert den Basenhaushalt und eignet sich hervorragend für Salate, Aufstrich oder als Saft."
Sobald sie von ihren Pflanzen spricht, lächelt die Expertin. Auch wenn sie derzeit weniger Zeit hat, um rauszugehen, weil sie ein Geschäft mit wilden Blumen aufbaut, das sie ziemlich in Beschlag nimmt. Jede freie Minute verbringt sie draußen. Übrigens erklärt Elke Holzinger bei ihren Führungen auch, wie man Brennnessel pflücken kann ohne sich an den Nesseln zu verbrennen.
Bei der Wanderung "Wildes für Gaumen und Geist" führt Elke Holzinger durch den Naturpark Attersee/Traunsee. Es geht durch die grüne Wald- und Wiesen-Apotheke.
Nächste Termine: 29. April, 14 bis 17 Uhr; 13. Mai, 15 bis 18 Uhr. Erwachsene zahlen pro Person (mit OÖN-Card) zwölf Euro, Kinder sieben Euro. www.naturschauspiel.at
Zur Person
Name: Elke Holzinger (38) aus Regau ist verheiratet mit Gerald (41), einem Meteorologen; zwei Kinder.
Beruf: Biologin, selbständig mit Naturführungen aller Art und der Firma Wilde Blumen OG.
Internet:
www.wildeblumen.at
www.naturschauspiel.at