10 Tipps für eine Balkanreise
"Ich regiere ein Land mit zwei Alphabeten, drei Sprachen, vier Religionen und fünf Nationalitäten, die in sechs Republiken leben, von sieben Nachbarn umgeben sind und mit acht Minderheiten auskommen müssen."
Es ist Josip Broz, genannt Tito, dem dieser Satz zugeschrieben wird – jenem Partisanenführer, der zwischen 1945 und 1980 Jugoslawien regierte: Ein Land, das in dieser Form seit 1991 nicht mehr existiert. Zwischen 1991 und 1999 tobte in Jugoslawien ein blutiger Krieg, das Konglomerat zerfiel in der Folge in sechs, heute unabhängige Staaten: Serbien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Slowenien, Nordmazedonien und Montenegro (der Status des Kosovo ist strittig).
Heute herrscht Frieden am Westbalkan. Doch mit dem Ruf dieser Region steht es nicht zum Besten, sind doch die Spuren des Krieges an manchen Stellen nicht zu übersehen. Namen wie "Srebrenica" oder "Sarajevo" stehen für Kriegsverbrechen.
Und doch ist der Westbalkan ein wunderschönes Reiseziel: Da gibt es kulinarische Höhepunkte, von Burek über Cevapcici bis hin zu Ajvar. Und es gibt beliebte Orte wie Dubrovnik und weniger bekannte Sehenswürdigkeiten und Plätze. Hier zehn Orte dieses "Rohdiamanten", die einen Besuch wert sind:
Sozialistische Platten- und gründerzeitliche Prachtbauten, Kopfsteinpflaster und Prachtboulevards, Hipster-Geschäfte und altehrwürdige Cafés: Die serbische Hauptstadt Belgrad ist ein Ort vieler Gegensätze. Das Stadtbild ist geprägt von den beiden Flüssen Donau und Save und den acht Brücken, die den Verkehr über sie regeln. Belgrad ist ein bedeutender europäischer Verkehrsknotenpunkt – und gleichzeitig auch ein Ort, der zum Spazieren einlädt: Im Park Kalemegdan rund um die Festung etwa oder im Viertel Skadarlija, dem "Montmartre Belgrads". Die Kirche des Heiligen Sava, eine der weltgrößten orthodoxen Bauten, ist für ihre mächtige Kuppel und die schöne Krypta bekannt.
Der Triumphbogen, rote Doppeldeckerbusse und elegante Kutschen in einer Stadt? Skopje, die Hauptstadt Nordmazedoniens, macht es möglich: 2009 hat die Regierung das Projekt "Skopje 2014" ausgerufen und die Innenstadt komplett erneuert: Bekannte Sehenswürdigkeiten wurden kopiert, Gebäude hinter Kitschfassaden versteckt. Im Zentrum erhebt sich ein steinerner Krieger auf einem Pferd: Es ist eine Statue von Alexander dem Großen, der von einem Löwen bewacht wird. Vom anderen Ufer des Flusses Vardar grüßt sein Vater Philipp II. Umgerechnet rund 7,5 Millionen Euro soll allein die Alexander-Statue gekostet haben – und das in einem Land, in dem es Dörfer ohne fließendes Wasser gibt. Einen wunderbaren Gegensatz dazu bildet die Altstadt. Auch das Geburtshaus der berühmten Ordensschwester Mutter Teresa befindet sich in Skopje.
365 Kirchen – eine für jeden Tag und jeden Heiligen – hat es in Ohrid, dem "Jerusalem des Balkan", einst gegeben: 40 sind es heute noch, die die Stadt am Ohridsee im Südwesten Nordmazedoniens zieren. Der See ist einer der tiefsten und ältesten in Europa, berühmt auch für seine schmackhafte Forelle: Sie schmeckt in den Restaurants im Fischerdorf Kaneo direkt am Seeufer besonders gut. Von dort hat man auch einen guten Blick auf die Kirche des Heiligen Johann von Kaneo, ein berühmtes Fotomotiv.
Albanien war zwischen 1945 und 1990 eines der isoliertesten Länder der Welt, das nicht einmal Kontakt zu seinen sozialistischen Bruderstaaten pflegte. Unter Diktator Enver Hoxha sollte das "Land der Gebirge und Adler" zudem zum ersten atheistischen Staat der Welt werden. Albanien ist heute ein armes, aber lebendiges Land: Neben Tirana sind Krujë und die Festung von Shkodër einen Besuch wert.
Montenegro bietet auf knapp 14.000 Quadratmetern alles, was das Urlauberherz begehrt: Strände, Olivenhaine, Granatapfelbäume – und hohe Berge. Die Bucht von Kotor, von vielen auch als einziger Fjord Südosteuropas bezeichnet, wird die "Schönste der Schönen" genannt: Der Legende nach soll sie vom Meeresgott Poseidon persönlich erschaffen worden sein.
Feuer, Erdbeben und der Jugoslawienkrieg konnten der Schönheit Dubrovniks nichts anhaben: Die Altstadt zählt heute zum Unesco-Weltkulturerbe, der Spaziergang auf der Stadtmauer ist toll. Hier noch ein Tipp: Da rund 400 Kreuzfahrtschiffe jährlich hier anlegen, sollte man besser zeitig am Morgen dorthin aufbrechen.
Von Serben, Kroaten und Bosniaken bewohnt, von einem dreiköpfigen Staatspräsidium regiert, in Frieden lebend, aber doch gespalten: Bosnien-Herzegowina ist ein hochkomplexes, interessantes und landschaftlich reizvolles Land.
Es ist zu 60 Prozent von Wald bedeckt, Höhepunkte unter den Städten sind Mostar und die Hauptstadt Sarajevo: Hier nahm das Unheil des Ersten Weltkrieges mit dem Attentat auf den habsburgischen Thronfolger Franz Ferdinand seinen Lauf. Inmitten des Dinarischen Gebirges fanden 1984 Olympische Winterspiele statt. Und Sarajevo wurde zwischen 1992 und 1996 von der Jugoslawischen Volksarmee belagert.
Sechs Länder des Westbalkans, bereist mit dem Minibus. Nach zehn Tagen endet die Reise dort, wo sie ihren Ausgang nahm: Am Flughafen von Belgrad. Sechs Länder in zehn Tagen, das sind: Sechs Grenzübertritte, bei denen man Zeit einplanen sollte; sechs unterschiedliche Währungen (einmal, in Montenegro, sogar der Euro), baden in der Adria, die vielen Bunker und Befestigungsanlagen in Albanien und die Fahrt durch die dichten, dunklen Wälder der Herzegowina. Das sind die immer noch sichtbaren Spuren des Krieges und die Gräben zwischen den unterschiedlichen Völkern und Ethnien – und die Narben, die noch Generationen brauchen werden, um zu verheilen. Das sind aber auch freundliche Menschen, die sich über das Interesse an ihren Ländern freuen und stets ein freundliches "Dobro (j)utro" ("Guten Morgen") auf den Lippen haben.
Anreise und Kulinarik
Als Ausgangspunkt einer Rundreise ist Belgrad gut geeignet: Die serbische Hauptstadt ist mit dem Flugzeug von Wien aus in rund einer Stunde zu erreichen. Das Auto bietet sich als Fortbewegungsmittel an, viele Reiseveranstalter haben geführte Balkan-Studienreisen im Programm.
Die Küche in den Ländern ist gut und unterschiedlich: Kaum ein anderes Gericht ist so sehr mit dem Balkan verbunden wie Cevapcici. Auch Raznjici, Schopska-Salat und das Paprikamus Ajvar sollten unbedingt probiert werden. An der Küste gibt es ausgezeichneten Fisch. In Albanien und Mazedonien ist die Nähe zur Türkei spürbar.