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Gefährliche Begegnung Kind – Hund

Von Ulrike Griessl   12.Oktober 2020

Stellen Sie sich vor: Eine Mutter geht mit ihrer fünfjährigen Tochter spazieren. Das Kind sieht einen entgegenkommenden unangeleinten Beagle und läuft ihm begeistert entgegen. Das Tier ist verunsichert, weil es im Alltag keinen Kontakt zu Kleinkindern hat und daher nicht einschätzen kann, was das Mädchen, das geradewegs auf den Hund zukommt, von ihm will. Das Tier versteift seinen Körper und knurrt, um das Mädchen zu verscheuchen. Ohne Erfolg. Als das Kind fast bei ihm angekommen ist, schnappt der Hund hin. Die Mutter der Fünfjährigen reagiert blitzschnell und kann ihre Tochter gerade noch rechtzeitig in die Höhe heben. Geschockt fährt sie den Hundehalter an: "Warum haben Sie ihren bissigen Hund nicht angeleint?!" Doch dieser sieht die Schuld nicht bei sich und erwidert: "Mein Hund hätte nie zugebissen, aber wenn Sie Angst haben, hätten S’ halt besser aufpassen müssen, wo Ihr Kind hinläuft."

Szenen wie diese, die sich kürzlich in Linz ereignete, passieren oft. Sie enden so gut wie immer mit dem Ärger aller Beteiligten. Das müsste nicht sein, wenn Hundebesitzer und Eltern das kleine Abc des richtigen Verhaltens beim Zusammentreffen von Menschen mit ihnen unbekannten Hunden kennen würden.

Falsches Verhalten

Im beschriebenen Fall hatten beide, die Mutter, aber auch der Hundehalter mit ihrer Aussage Recht: Der Hundehalter hätte sein Tier anleinen müssen, und die Mutter des fünfjährigen Mädchens hätte ihr Kind nicht geradewegs auf das Tier zulaufen lassen dürfen.

Richtig wäre es gewesen, wenn die Mutter ihr Kind an der Hand gehalten und ihm erklärt hätte, dass es nie alleine zu einem Hund hinlaufen darf. Der Hundebesitzer hätte seinen Begleiter an die Leine nehmen müssen, zum einen, weil dies im Stadtgebiet vorgeschrieben ist, zum anderen, weil er weiß, dass sein Hund den Umgang mit Kindern nicht gewöhnt ist. Folglich kann er auch nicht einschätzen, wie sein Beagle reagiert.

Die Begegnung mit Hunden ist für viele Menschen schon deswegen problematisch, weil sie das Verhalten dieser Tiere nicht einschätzen können und ihre Körpersprache nicht verstehen. Folgendes Wissen ist wichtig, damit Mensch-Hund-Begegnungen nicht fatal enden:

Verhalten von "Angstbeißern": Ein verängstigter Hund knickt in den Hinterbeinen ein, klemmt den Schwanz zwischen die Beine und macht einen runden Rücken. Den Kopf hält er mit angelegten Ohren tief. Möglicherweise zieht er die Lefzen hoch und zeigt die Zähne. Fühlt sich dieser Hund bedroht, wird er weglaufen oder sich verkriechen. Hat er diese Möglichkeiten jedoch nicht, greift er an. Von einem ängstlichen Hund sollten Sie den Blick abwenden und – am besten in einem Bogen – ruhig an ihm vorbei gehen.

Begegnung mit aggressiven Hunden: Steht Ihnen beim Spaziergang plötzlich ein aggressiver Hund gegenüber, bitten Sie den Hundeführer, das Tier an die Leine zu nehmen und festzuhalten. Ist weit und breit kein Hundebesitzer zu sehen, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren. Das sagt sich viel leichter als es ist. Dennoch gilt: Keine schnellen Bewegungen! Lassen Sie Ihre Hände unten und Ihre Arme locker hängen. Ein Hochreißen der Arme oder gar Davonlaufen lösen den Jagdimpuls in dem Tier aus. Laufen Sie weg, wird der Hund hinterherlaufen. Wer Walkingstöcke benutzt, sollte diese ruhig halten und nicht damit herumfuchteln.

Bleiben Sie nicht stehen, brüllen Sie den Hund nicht an und versuchen Sie auch nicht, ihn anzufassen oder durch Streicheln zu beruhigen. Am besten, Sie gehen langsam weiter und ignorieren den Hund, so gut es geht. Schauen Sie dem Hund nicht in die Augen, das wertet er als Drohung und Herausforderung ihrerseits.

Sollten Sie sich tatsächlich einmal zur Wehr setzen müssen, zielen Sie immer auf die Nase des Hundes. Denn die Nase ist die empfindlichste Stelle des Hundes.

Wer beim Spazierengehen, Joggen oder einfach nur in der Nachbarschaft öfter Hunden begegnet und unsicher ist, wie er sich richtig verhalten sollte, ist gut beraten, sich über richtiges "Hundeverhalten" gut einzulesen. Der Verein "Tierschutz macht Schule" hat im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit die Broschüre "Hunde sicher verstehen" herausgebracht. Sie hilft, Begegnungen zwischen Menschen und Hunden ohne Angst auf beiden Seiten zu gestalten.

Die Broschüre kann beim Verein "Tierschutz macht Schule" (www.tierschutzmachtschule.at) kostenlos angefordert werden.

  • Drohverhalten: Bevor ein Hund angreift, zeigt er deutlich ein Droh- und Imponiergehabe: Seine Körperhaltung ist aufrecht, seine Muskeln sind angespannt, und seine Bewegungen werden langsam und steif. Der Hund sträubt Nacken- und Rückenhaare, hält den Kopf ruhig und die Ohren gespitzt. Seine Augen fixieren die potentielle Gefahr. Der Hund knurrt grollend mit hochgezogenen Lefzen. Eventuell unterbricht er das Knurren mit Bellen. Diese Haltung signalisiert höchste Alarmbereitschaft und kann sehr schnell in Aggression umschlagen.
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24. April 2024