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So funktioniert ein Insektenhotel

Von Karl Ploberger   13.März 2020

In den Gärten und in der Landwirtschaft hat sich viel geändert. Stand noch vor einigen Jahren das "Bekämpfen" im Vordergrund, so ist nun das "Vorbeugen" und "Verhindern" das Ziel. Der Einsatz von Nützlingen oder deren Förderung steht nun im Mittelpunkt, und deshalb hat man den 21. März zum Tag des Nützlings erklärt.

Sichtbarstes Zeichen dafür, dass die Hobbygärtner Wert auf eine sanfte Bewirtschaftung ihres Gartens legen, sind die vielen Insektenhotels. Sie gibt es in den unterschiedlichsten Varianten und sind seit einigen Jahren ein begehrtes Gartenobjekt, aber nicht nur dekorativ, sondern auch nützlich.

Fritz Gusenleitner, der Insektenguru, der viele Jahre im Linzer Biologiezentrum arbeitete, kommt ins Schwärmen, wenn er zu Insektenhotels befragt wird – denn in den Hotels nisten sowohl solitäre Bienen als auch Wespen einschließlich ihrer Gegenspieler. "Ganz wichtig: Keiner der Bewohner ist sozial organisiert, es besteht also keine Gefahr eines sozialen Verteidigungsverhaltens – sie stechen also nicht", erklärt Fritz Gusenleitner.

>>> Plobergers Gartengeschichten: Jeden Tag ein kleines Wunder

Wellnessbereich muss passen

Welche Insekten in einem Hotel tatsächlich nisten, kann gar nicht so leicht gesagt werden, denn das hängt von der Art der Nisthilfen ab, andererseits aber auch vom Umfeld: Welche Pflanzen wachsen in dem Garten, welche Blüten sind dort zu finden. Und daher lautet der Auftrag an alle Insektenhotel-Errichter: Auch der "Wellnessbereich" muss passen. "Was soviel heißt wie: Der Garten muss viele naturnahe Ecken haben – mit einfach blühenden Blüten, in denen die Insekten auch tatsächlich Nektar und Honig finden."

Auch wichtig: Die einzelnen Nester sind von einer Generation nur für eine bestimmte Zeit bewohnt. Das Weibchen adaptiert den Hohlraum, trägt Nahrung ein (bei Bienen Nektar und Pollen, bei Wespen Insekten oder Spinnen), legt ein Ei, verschließt die Zelle oder baut eine zweite im Anschluss daran und verschließt dann die Röhre. Dann stirbt das Weibchen und meist ein Jahr später schlüpft die nächste Generation. "Deshalb Nisthilfen immer im Freien lassen und nie in beheizten Räumen lagern", sagt der Experte. "Denn das führt zum vorzeitigen Schlüpfen der Tiere und damit zu deren Tod."

Anleitung zum Selberbauen

In Nützlingshotels sollte man für alle Nistarten Hilfen zur Verfügung stellen, also Holz, Stroh, Lehm etc. Es sollte einen festen Standort haben, also nicht im Wind pendeln, sollte immer in südlicher bis westlicher Richtung positioniert werden und nicht im Schatten stehen. Niemals Weichholz verwenden, das reduziert die Chance der Besiedelung.

Besser ist Buchen- oder Eichenholz. Bei den Hölzern zwei bis zehn Millimeter Bohrdurchmesser, etwa zwei Zentimeter Abstand der einzelnen Löcher. Bohrtiefe zirka acht Zentimeter, kann aber auch bei kleineren Holzstücken kürzer sein. Das Allerwichtigste: Das Bohrloch muss ganz sauber sein und darf keine Holzschiefern zeigen, denn die würden die zarten Flügel der Insekten zerreißen und deshalb gehen sie dort nicht hinein.

Wenn man Stängelbewohner anlocken will, sind mit Stroh oder besser Schilf gefüllte Konservendosen eine Möglichkeit, nur sollten die Dosen sehr dicht befüllt werden, weil sich sonst Vögel das Material für ihre Nester rauspicken. Für alle, die meinen, die vielen Insektenhotels, die nun verkauft, gebaut und aufgestellt werden, sind Luxus: In Österreich leben zirka 690 Bienenarten, zirka 100 Faltenwespenarten, etwa 300 Grabwespenarten, mehr als 70 Goldwespenarten, fünf Keulenwespenarten und zirka 15 Schmalbauchwespen, um nur die wichtigsten Gruppen zu nennen, die sich über diese Nisthilfen freuen.

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