König der Düfte
Stefan Zwickl aus dem Burgenland komponiert zauberhafte Düfte.
Als Sohn eines Landwirts musste er stundenlang Unkraut jäten und schnupperte dabei immer an den Pflanzen. Als Student für Lebensmitteltechnologie forschte er am Haltbarmachen von Kopfsalat für den Transport, doch seine wahre Leidenschaft blieben die Düfte.
"Zehn Jahre lang habe ich es als Hobby betrieben, seit vier Jahren ist es mein Job", sagt Stefan Zwickl aus dem burgenländischen Frauenkirchen. "Steppenduft" nennt er seine Duftfabrik, in der nur Duftpflanzen verarbeitet werden, die auch hier wachsen. Unter anderem auch Eukalyptus.
Mannshoch werden die Pflanzen und liefern den Duft, der ihn am meisten an seine Kindheit erinnerte: Wick Vaporub – damit wurde er immer eingeschmiert, wenn er Husten hatte. Heute experimentiert er mit allen möglichen Kräutern und kreiert Düfte für ganz unterschiedliche Bereiche – Leseduft, Schlossduft oder Klosterduft. Insgesamt 80 Duftvariationen hat er bereits geschaffen, täglich werden es mehr.
Die Duftküche ist der ehemalige Schweinestall des Bauernhofes und dort, wo früher die Erdäpfel angebaut wurden, stehen heute auf vier Hektar die Kräuter in Reih und Glied. Lavendel wie in der Provence, Currykraut wie in einem Schlossgarten und ganz viel Rosmarin. Für Stefan Zwickl ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen und diesen Enthusiasmus gibt er in Führungen an die Besucher weiter. "Ich rieche nicht den Duft, sondern ich sehe die Pflanze und wenn ich die einzelnen Düfte mische, dann entstehen vor meinem geistigen Auge ganze Blumensträuße."
Mühsam ist das "Duftgeschäft" dennoch. Aus dem Currykraut (Helichrysum italicum) gewinnt man aus einer Tonne grüner Blattmasse nur 70 Milliliter Duftöl. Deshalb werden die Flaschen mit diesen Kostbarkeiten auch sicher verwahrt und nur von ihm selbst herumgetragen. Etwas größer ist die Ausbeute zum Beispiel beim französischem Duft-Lavendel. Hier gewinnt man aus einer Tonne gut sechs Liter duftendes Öl. Und das sind die Favoriten des burgenländischen "Duftkönigs":
Eucalyptus globulus, der am stärksten duftende Eukalyptus, der nicht frostfest ist, aber mit einigen wenigen Exemplaren auch schon überlebt hat.
Lemongras, die Würze für viele asiatische Gerichte, erfrischt die Raumluft und vermittelt Wellnessgefühle.
Lavendel ist ein Traumfänger, von dem manche behaupten, dass sie nach dem Aufsprühen auf dem Kopfpolster "die schönsten Träume haben". Manche sagen sogar, dass sie sich seither die Träume merken.
Arabische Ringelblume mit einem besonders intensiven Aroma. Das tiefschwarze Öl wird mit Rosenöl zum Wunderlampen-Duftöl "für orientalisch-pannonische Nächte" gemischt.
Orangen-Tagetes (Tagetes tenuifolia) – ebenfalls ein intensiver Duft, der aber so mancher Mischung die persönliche Note gibt.
Die Familie hilft zusammen
War zu Beginn die Skepsis der Eltern groß, so gibt es nun volle Unterstützung. Am Abend geht Papa Zwickl gießen, jätet gemeinsam mit seiner Frau die Felder und hilft bei der Ernte. Mit großen Mähdreschern werden in diesen Tagen die Lavendelblüten abgeerntet und nach kurzem Abtrocknen zu dem kostbaren Öl destilliert. Experten-Tipp: "Düftemischungen entstehen manchmal spontan, manchmal dauert es Stunden, ja sogar Tage. Daher nie sofort entscheiden, sondern zu unterschiedlichen Zeiten und Stimmungen hineinschnuppern!"
Stefan Zwickl hat die Website "steppenduft.at" und informiert dort über Führungen und Duftwanderungen durch seine Felder.