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Bienen verleihen der Natur Flügel

Von Bernhard Lichtenberger   05.Juni 2021

Solange es Imker gibt, die ihre Völker mit Hingabe hegen, braucht uns um das Dasein der Honigbiene nicht bang zu sein. Allen Widrigkeiten zum Trotz, dürfen wir uns weiter des süßen Lebensmittels erfreuen, das ihr die Menschen abringen. Anders ist es um ihre wilden Schwestern bestellt, erklärt Insektenexperte Fritz Gusenleitner, der frühere Leiter des Linzer Biologiezentrums, im Interview.

Wie geht es den Wildbienen?

Fritz Gusenleitner: Nicht gut, weil die Landschaftsstrukturen so sind, dass sie mittlerweile nichts mehr zum Fressen vorfinden. In Mitteleuropa sind zwischen 28 und 65 Prozent der Arten gefährdet. In Österreich sind 702 Arten nachgewiesen, einige davon sind schon wieder ausgestorben. Wildbienen sind auf bestimmte Blüten angewiesen. Zu einem Drittel sind sie sehr wählerisch, nehmen etwa nur Weiden, Glockenblumen oder Gilbweiderich. Dieses Angebot ist aber oftmals nicht da. Dazu kommt, dass mehr als 50 Prozent der Wildbienen Bodennister sind, die auf geeignete Böden angewiesen sind, möglichst vegetationsarm, damit sie ihre Nester zwischen den Pflanzen anlegen können.

Was setzt ihnen am meisten zu?

Zum einen das fehlende Blühangebot und die Pestizide, die sich auf alle Insekten auswirken. Studien besagen, dass in den vergangenen 30 Jahren zwischen 75 und 80 Prozent der Biomasse an Insekten ausgefallen ist. Die Honigbiene fliegt, wenn es sein muss, auch sieben, acht Kilometer bis zum nächsten Futterplatz. Wildbienen fliegen nur ein paar hundert Meter. Wenn in diesem Radius keine Futterquellen da sind, haben sie keine Chance, sich fortzupflanzen. Eine Blüte ist zu wenig. Die Schwarze Mörtelbiene braucht mehr als tausend Blüten, um einen Bruterfolg zu erzeugen. Für die Honigbiene ist es weniger tragisch, denn die kann auch schlechte Zeiten überbrücken – entweder durch den Imker oder dadurch, dass sie sich einen Vorrat anlegt und eine soziale Struktur hat. Wildbienen leben für sich allein.

Welche Rolle spielen Wildbienen im Ökosystem?

Wie viele Insekten sind sie wesentliche Bestäuber. Nur ein Drittel der Bestäubung passiert durch die Honigbiene, der Rest durch andere Insekten, eben auch Wildbienen.

Hat es einen Einfluss, wie der private Garten eines Hausbesitzers gestaltet wird?

In München hat eine Studie ergeben, dass die Biodiversität in den Städten höher ist als im Umland, weil in vielen Gärten noch angeboten wird, was in den Wiesen und Feldern fehlt. Wobei das in den vergangenen Jahren mit Gabionen (Steinkorbzäune, Anm.) und Rasenrobotern leider schlechter geworden ist. Aber insgesamt gibt es doch noch viele klein strukturierte Flächen, die Nahrung anbieten, die für die Bienen annehmbar sind und dafür sorgen, dass sie als Art eine Überlebenschance haben.

Wie sähe der ideale Garten aus?

Das wäre ein frei strukturierter, der alles andere als eintönig ist, der als Einfriedung Sträucher hätte, die das Futterangebot über das ganze Jahr sicherten, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Das fängt damit an, dass ich im Frühling eine Salweide anbiete, was viele Wildbienen unbedingt brauchen. Es gibt Arten, die nur auf diese Pflanze gehen. Oder eine Kornelkirsche. Am Ende des Vegetationsjahres liefern Efeus das letzte Nektarangebot. Ich habe zum Beispiel 27 verschiedene Sträucherarten in meinem Garten, von der Felsenbirne bis zu zwei Schneeballarten, Weihen, Schlehen, Hartriegel, alles, was zu unterschiedlichen Zeiten blüht. Ich sehe schon ein, dass einer im Garten eine Liege aufstellen will oder einen Grillplatz hat. Aber einen Teil sollte man als der Sonne ausgesetzte Wiese gestalten, wobei der Boden humusarm sein und Staunässe vermieden werden sollte. Darüber hinaus sollte man eine kleine Wasserfläche und Insektenhotels anbieten.

Infos: Bienenzentrum OÖ (bienenzentrum.at); Wildbienenrat (naturverbindet.at)

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24. April 2024