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Momente der Leichtigkeit

Von Sonderthemen-Redaktion   13. Juli 2020

Musik kann in der Arbeit mit hochbetagten und demenziell erkrankten Menschen sehr viel Positives bewirken.

Sie weckt Erinnerungen, gibt uns Hoffnung, macht uns wehmütig oder leicht ums Herz: Ganz klar, Musik bewegt etwas in uns. Kein Wunder, dass ihr eine therapeutische Wirkung nachgesagt wird. Auch in der Arbeit mit alten und kranken Menschen kommt Musik zum Einsatz. Dafür gibt es sogar eine eigene Fachdisziplin, die sogenannte „Musikgeragogik“. Sie versteht sich als Schnittstelle von Musikpädagogik und Geragogik, also der Lehre von der Bildung im Alter. „In der Musikgeragogik steht das Vermitteln eines guten Lebensgefühls im Vordergrund“, erklärt die Musikgeragogin und Musik- und Theaterpädagogin Gudrun ­Hoffmann. „Es geht viel um Vertrauen und Wertschätzung.“ Musik spielte für die 54-Jährige schon immer eine wichtige Rolle. Seit Abschluss ­ihres Studiums an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien unterrichtet sie Instrumentalpädagogik unter anderem an der Pädagogischen Hochschule Linz sowie im Landesmusikschulwerk.

Ein Herzensthema

Wie sehr Musik vor allem ältere Menschen aktivieren kann, bemerkte Gudrun Hoffmann, als ihr Vater Anfang der 90er an Demenz erkrankte.  „Mir fiel auf, dass er auf  Musik reagierte und in diesen Momenten wieder mehr Lebensfreude ausstrahlte.“ Sie setzte sich erstmals näher mit der Musikgeragogik auseinander, einer Disziplin, die damals alles andere als bekannt war. Schließlich entschied sich Gudrun Hoffmann für eine berufsbegleitende Ausbildung zur Musikgeragogin in Baden-Württemberg. Heute hält sie Fortbildungen rund um das Thema „Musik und Aktivierung im Alter“ an der Diakonie Akademie und der Altenbetreuungsschule des Landes OÖ.

Im Seniorenheim in Salzburg sammelte sie praktische Erfahrungen in der Musikgeragogik. „Eine solche Musikstunde läuft relativ unkonventionell ab“, erzählt Hoffmann. „Es gibt keinen Leistungsdruck und das Augenmerk liegt nicht darauf, was jemand nicht kann. Stattdessen werden Kompetenzen und Ressourcen in den Mittelpunkt gestellt.“

Freude als oberstes Prinzip

In ihren Einheiten setzt die Musikgeragogin unterschiedlichste Instrumente und Musikrichtungen ein. „Das Repertoire reicht von Peter Alexander über Mozart bis hin zu modernen Liedern“, so Hoffmann. „Ich verwende aber auch sehr altes Liedgut, wie zum Beispiel Kinder- und Kirchenlieder, denn diese wecken Erinnerungen.“ Ein großer Teil der Musikgeragogik bestehe ohnehin aus Biografie-Arbeit, so die Trainerin. „Die Musik ruft frühere Erlebnisse wieder ins Gedächtnis und das merkt man den Senioren auch an. Ihre Augen strahlen, ihre Mimik verändert sich.“ Außerdem diene die musikalische Kreativität als Ventil für Aggressionsabbau. „Durch Sitztänze und musikalisch bewegte Spielideen werden Bewegungsanreize  geschaffen“, sagt Gudrun Hoffmann.

An ein besonders schönes Erlebnis im Salzburger Seniorenheim erinnert sie sich bis heute gerne zurück. „Ein Pfleger brachte eine alte Frau im Rollstuhl in den Raum. Sie schien sehr abwesend. Wir sangen und ich spielte auf dem Klavier. Da merkte ich auf einmal, dass die alte Dame mit dem Fuß den Takt mitwippte. Die Musik war also zur ihr, die so teilnahmslos schien, durchgedrungen.“

"Wer Interesse an den Fortbildungsangeboten von Gudrun Hoffmann hat, kann sich bei der Altenbetreuungsschule (altenbetreuungsschule.at) und beim Diakoniewerk Gallneukirchen (diakoniewerk.at) informieren.

Es gibt keinen Leistungsdruck und das  ­Augenmerk liegt nicht darauf, was jemand nicht kann.  Stattdessen werden Kompetenzen und Ressourcen in den Mittelpunkt gestellt.“
Gudrun Hoffmann

Die Musikgeragogik ist eine Fachdisziplin im Schnittfeld von Musikpädagogik und Geragogik, die sich mit musikalischer Bildung im Alter beschäftigt sowie mit musikbezogenen Vermittlungs- und Aneignungsprozessen. Für Musik mit alten Menschen und das Musizieren im Alter sind die Berücksichtigung persönlicher Lebenserfahrungen (biografische, ­intergenerative und kultursensible Orientierung), ­Lernen bei geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen sowie Validation von besonderer Bedeutung.

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