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Was stärkt Ihre Seele?

Von Barbara Rohrhofer und Valerie Hader   09.Oktober 2020

Psychische Erkrankungen nehmen weltweit zu – auch bei uns. "Deshalb ist es so wichtig, die seelische Widerstandskraft zu stärken", sagt Kurosch Yazdi, Vorstandsvorsitzender der pro mente OÖ. Bei einer Pressekonferenz anlässlich des Welttages der psychischen Gesundheit wurde auch eine Studie zum Thema präsentiert. Bei der landesweiten Befragung, die knapp vor dem Lockdown im März stattfand, waren mehr als die Hälfte der Oberösterreicher der Ansicht, dass psychische Probleme zugenommen hätten. Als Hauptgrund wurde mit großem Abstand Druck und Stress in der Arbeit genannt. "Die Corona-Krise hat die psychischen Belastungen mit Sicherheit noch verstärkt. Wie Zahlen aus dem Anton-Proksch-Institut in Wien zeigen, haben Angststörungen und Depressionen bereits zugenommen", sagt Yazdi.

Was hilft nun dabei, gesund zu bleiben? Da gäbe es viele Dinge, was wir aber ganz sicher unbedingt brauchen, sind andere Menschen in unserer Umgebung, die wertschätzend mit uns umgehen. Idealerweise ist das die Familie, es können aber natürlich auch Freunde sein oder die Kollegen in der Arbeit", sagt Yazdi. "Die können uns auch einmal kritisieren oder tadeln – aber auf wohlwollende Weise. Sie belächeln uns nicht, sondern nehmen unsere Sorgen ernst, hören zu und vor allem: Sie nehmen mich wahr."

  • Lieben, arbeiten, reisen: Michael Trybek, Führungskräftetrainer und therapeutischer Clown aus Reichenau

    „Psychische Gesundheit ist für mich persönlich ein Resultat aus mehreren Faktoren. Ich brauche dazu Menschen, die ich liebe und mit denen ich Zeit verbringen kann, dazu eine möglichst sinnvolle und sinnstiftende (berufliche) Tätigkeit, ergänzt durch eine ausgewogene Mischung aus Action und Erholung, garniert mit Kunst, Kultur und Literatur. Kurzum: Seelennahrung! Nicht zu vergessen natürlich das Reisen, im Sinne von Unterwegssein und dabei Neues entdecken und staunen, bevorzugt mit meiner Frau Elisabeth, die die Quelle meines Glücks ist und mir erst gestern eine Karte geschenkt hat, auf der geschrieben steht: ,Theoretisch kann ich praktisch alles.‘ Wenn’s mir einmal nicht gut geht – und dafür gibt es immer wieder Anlässe –, dann denke ich an ein Zitat von Carl Hammerschlag: ,It all passes!‘, alles geht vorbei … Kürzer und prägnanter kann man Frustrationstoleranz nicht ausdrücken.“
  • Menschen, die gut tun: Isabelle Woldrich, Klinische und Gesundheitspsychologin und Kabarettistin aus Linz

    „Ich lebe gerne nach Ulrich Schaffers Worten: ,Überlege, was dich aufblühen lässt, dem gehe nach.’ Ganz in diesem Sinne umgebe ich mich – soweit es möglich ist – mit Menschen, die mir guttun und meide Situationen, die mir nicht guttun. Ich habe einen Beruf gewählt, der mich ausfüllt und in dem ich die Möglichkeit habe, meine wichtigsten Bedürfnisse abzudecken: Kontakt mit Menschen, Abwechslung, Selbstbestimmung, immer wieder neue Erfahrungen, Erkenntnisse und Herausforderungen. Ich lege meinen Blick lieber auf das Positive und auf das, wofür ich dankbar sein kann. Widrige Umstände versuche ich zu ändern. Wenn das nicht gelingt, versuche ich, Lernerfahrung dahinter zu erkennen und meist wird dann einiges klarer... Auch weiß ich, dass ich ein Mensch bin, der die Extreme braucht. Ich liebe es, mich an einem Tag körperlich zu verausgaben und am nächsten Tag auf der Couch zu liegen und TV-Serien anzuschauen. Dabei kann sich mein Körper erholen und mein Hirn wird frei, weil ich dabei wirklich abschalten kann. Sehr wichtig!“
  • Das Glück erkennen: Günther Lainer ist ein Kabarettist aus Linz und vielen besser bekannt als „Gausl“.

    „Ich hab das große Glück, dass ich Glück hab. Mit meinen Eltern zum Beispiel. Die waren immer so positiv und haben es auch in schweren Zeiten irgendwie geschafft, optimistisch zu bleiben. Bei uns zu Hause wurde viel gelacht, so gesehen ist mir der Humor wirklich in die Wiege gelegt worden. Und der hilft (fast) immer. Natürlich muss man Dinge ernst nehmen und darf nicht alles herunterspielen, aber man kann trotzdem versuchen, einen anderen Blickwinkel zu kriegen. Ein großes Glück für mich ist auch meine Familie und meine Freunde. Und wie hat Otto Schenk einmal gesagt? Glück muss man haben – aber man muss es auch sehen und annehmen können.“
  • Stets ein Lächeln: Maria Santner, Opernball-Choreografin, Ex-Dancing-Star-Profitänzerin und Tanzschulchefin aus Wels, die gerade ihr erstes Baby, die kleine Antonia, bekommen hat

    „Körperliche und psychische Fitness gehen für mich seit jeher Hand in Hand, das eine geht nicht ohne das andere. Um in unserer Tanzschule leistungsfähig zu sein, muss ich sporteln und mich ausreichend bewegen. In der Arbeit ist es für mich zudem wichtig, dass es ein positives Teamgefüge gibt, weil wir diese gute Energie dann auch an unsere Kunden weitergeben können. Privat ist meine Basis ein harmonisches Familienleben, viel Kommunikation, schwungvolle Freizeitgestaltung sowie ausreichende Entspannungs- und Erholungsphasen. Und ich weiß sehr genau: Persönliches Glück und innere Zufriedenheit sind keine Selbstverständlichkeit, man muss ständig an sich arbeiten und den täglichen Herausforderungen stets mit einem Lächeln begegnen.“
  • Probleme nicht aufschieben – sondern anpacken: Werner Schöny ist Psychiater, Ehrenpräsident von „pro mente“ und langjähriger Experte für psychische Erkrankungen.

    „Wie man seine seelische Gesundheit erhält? Da fällt mir spontan dazu ein, dass man Schwierigkeiten, die auftreten, nicht verleugnet, sondern angeht. Egal ob es sich um Probleme in der Partnerschaft, im Beruf oder etwas anderes handelt, das einen belastet. Auch wenn man dafür manchmal Zeit braucht und geduldig an die Sache herangehen muss. Wegschauen bringt nichts, denn das Problem ist dadurch ja nicht verschwunden, sondern arbeitet im Unterbewusstsein weiter und kommt immer wieder hoch. Wer seine Sorgen anpackt, kann sich viel ersparen. Wie gesagt: Vielleicht lässt sich nicht alles gleich und auf der Stelle lösen, aber es hilft, optimistisch zu bleiben, denn es gibt immer irgendeine Möglichkeit zur Lösung.“
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25. April 2024