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Und wie viele Freunde haben Sie?

Von Valerie Hader   30.Juli 2019

"Ob vier oder 14 – natürlich kann man hier keine allgemeingültige Zahl nennen", sagt Psychiater Werner Schöny im Gespräch mit den OÖNachrichten anlässlich des heutigen Tages der Freundschaft. "Aber ich denke, wenn man vier wirklich gute Freunde hat, dann ist das schon in Ordnung", sagt er und beschreibt auch, was wirkliche Freundschaft ausmacht, wie man Freunde findet – und natürlich auch, wie man sie behält.

OÖNachrichten: Freundschaften zu pflegen ist zeitintensiv und damit auch oft anstrengend. Brauchen wir Freunde überhaupt?

Werner Schöny: Unbedingt. Es ist ganz wichtig für unser Lebensglück, dass wir Menschen haben, mit denen wir offen über alles reden, auf die wir uns verlassen können und die für uns da sind, wenn wir sie brauchen.

Sind das die Dinge, die eine gute Freundschaft ausmachen?

Ja. Kurt Tucholsky hat einmal gesagt: Freunde, das ist wie Heimat. Und das trifft es sehr gut, denn bei einem echten Freund, kann ich so sein, wie ich bin, ohne mich verstellen zu müssen. Mit ihm kann ich auch diskutieren, und er akzeptiert es auch, wenn ich anderer Meinung bin als er. Auch diese Toleranz ist wichtig.

Sind Freundschaften aus der Kindheit besser als solche, die man als Erwachener schließt?

Nicht besser, aber Erstere sind üblicherweise die, die oft ein Leben lang halten. Freundschaft ergibt sich ja über gemeinsames Erleben und gemeinsame Aktivitäten. Und wenn man sich schon seit Schulzeiten kennt, hat man ja einiges zusammen mitgemacht.

Gibt es einen Unterschied zwischen den Freundschaften von Frauen und Männern?

Ich würde sagen, Frauen haben mehr Freunde, vermutlich weil sie eher bereit sind, sich auszutauschen. Bei Männern herrscht immer noch die "Ein Indianer kennt keinen Schmerz"-Mentalität vor. Ihnen fällt es immer noch schwer, über Gefühle zu reden. Das war früher noch schwieriger, ist aber auch heute noch nicht leicht. Klar ist jedoch: Auch Männer brauchen Freunde.

Wie erhält man eine Freundschaft?

Dazu muss man natürlich was tun und aktiv sein. Man darf nicht darauf warten – was übrigens viele machen –, dass sich der andere meldet – und dann beleidigt ist, wenn er es nicht tut. Viel besser ist es, gleich selber zum Hörer zu greifen.

Gibt es da ein richtiges Maß?

Das lässt sich nicht in Stunden messen, da müssen Sie sich selbst einschätzen. Fragen Sie sich: Wofür geb’ ich meine Zeit aus und wie viel davon reserviere ich für meine Freunde? Stimmt das Verhältnis?

Video: US-Studien zeigen sogar - wer in ein gutes soziales Netz eingebunden ist, lebt länger.

Und wenn‘s gerade recht stressig ist bei mir?

Sich Zeit für seine Freunde zu nehmen ist natürlich wichtig. Aber es heißt nicht, dass man sich täglich treffen oder miteinander telefonieren muss. Gute Freundschaften halten das auch aus, wenn man sich nicht dauernd sieht.

Wie findet man Freunde?

Indem man offen ist. Wenn man zum Beispiel jemanden trifft, mit dem man sich gern unterhält, kann man ja auf einen Kaffee gehen. Das wäre schon ein guter Anfang. Und nicht immer nur zuhause vor dem Kastl sitzen.

Wird es im Alter schwieriger, Kontakte zu knüpfen?

Ja, denn je älter, desto weniger offen ist man in der Regel. Man wird vorsichtiger, auch kritischer.

Ihr Rat?

Seine Freundschaften stets zu pflegen. Viele jammern, dass sie keine neuen Leute kennenlernen, vergessen dabei aber ganz auf die Beziehungen, die sie bereits haben, so nach dem Motto: ,Kenn ich schon, freut mich nicht mehr." Dabei lohnt es sich, in seine Freundschaften zu investieren, denn diese geben einem Halt und Sicherheit. Und das wird vor allem im Alter immer wichtiger.

foto: VOLKER WEIHBOLD werner schöny
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18. April 2024